Die erste Kottenheimer Quellenfassung begann 1858 im Distrikt „Im Päsch“

„…da, wo beim Bauchdas Wasser rauskommt“

„…da, wo beim Bauch
das Wasser rauskommt“

Der von der Päsch-Quelle gespeiste Dorfbrunnen in der Burgstraße – gezeichnet von Erich Moog +, Archiv F. G. Bell. Foto: privat

Kottenheim. „…Einst befanden sich im Ort viele Brunnen“, schrieb Severin Moog, ein aus Kottenheim stammender Lehrer; er hatte dem Kottenheimer Wasser in den 1970er Jahren einen mehrseitigen Aufsatz gewidmet und darin auch die Entwicklung der Wasserversorgung und die Quellenfassungen in Kottenheim festgehalten. Bis 1858, so Moog, war keine einzige der örtlichen Quellen gefasst. Statt derer gab es etliche „Pötze“, wo man pumpen konnte, und Brunnen im Dorf; aus letzteren wurde das Wasser mit Eimern hochgezogen. Die Gewässer der Kottenheimer Gemarkung, also die vom „Galgenborn“, „Päsch“, „Flemmborn“ und „Layenborn“ liefen damals noch als Bäche offen durch die jeweiligen Bereiche und Straßen und mündeten letztlich im „Pohlbach“, der dem „Krufter Bach“ zustrebte.

Die erste Fassung einer Quelle im „Päsch“ bedeutete für die Dorfbewohner eine erhebliche Erleichterung. In Tonrohren führte man das kostbare Nass an verschiedene Plätze im Dorf (in die Burgstraße, bei Herschbach an der Kirchstraße, bei Schuster Konrad in der Hochstraße, bei Lunge Jörg (heute KSK-Niederlassung) in der Kirchstraße), wo dann öffentliche Kastenbrunnen mit einer „Komp“ entstanden, in denen man auch das Vieh tränken konnte. Drei Jahre später wurde auch das Wasser vom „Layenborn“ zu den Brunnen in der Von-der-Leyen-Straße bei Merkler (an der Einmündung Auf Heinzenbuchen) und in der Sobach (Junker-Schilling-Straße am beginnenden Thürer Weg, wohl am Lindenbaum) geleitet. So verbesserte man damals die Wasserversorgung Schritt für Schritt.

Erleichterungdurch Hausanschlüsse

Meine Großeltern, die 1900 heirateten und in der Von-der-Leyen-Straße Nr. 3 wohnten, mussten, um ihren Wasserbedarf zu decken, noch mit Eimern eine „Pötz“ (Hand-Pumpe) aufsuchen. Diese befand sich in der gleichen Straße am tiefsten Punkt, wo der Mühlbach (Heppese Bach) die Straße querte und offen durch die Kanalstraße, (Baachjängelchje) weiter lief. Als die Großeltern dann 1905 in der Lainsteiner Straße (auf der Winn) ein Haus bauten, da wurden kurze Zeit vorher bereits auf Veranlassung des rührigen Bürgermeisters Schäfer, Amtsverwaltung Mayen-Land, Hausanschlüsse verlegt, sodass die Bauherrn nun fließendes Wasser in der Küche und im 1. Stock im Flur hatten; welch ein Fortschritt und Erleichterung im täglichen Ablauf.

Doch die beiden gefassten Quellen im Päsch und Layenborn deckten in heißen Sommern kaum den Bedarf der Bevölkerung, so dass es hin und wieder zu einer Wasserknappheit im Dorf kam. Immer häufiger musste dann das Wasser in den Leitungen abgestellt werden. Erinnerlich dazu ist mir, dass der einstige Gemeindearbeiter Matthias Thomas (im Dorf Wasser-Matthes genannt) meist so um die Mittagszeit die Straße hoch kam und er den ihm begegnenden Personen noch zum umgehenden Abfüllen von Wasser riet, ehe dann die Leitungen von ihm zugedreht wurden. Für die Bewohner im Bereich um die Gaststätte „Zum Grünen Wald“ gab es bei abgestelltem Wasser aber die Möglichkeit, in deren Hof noch Wasser zu fassen. Dieser Anschluss war offensichtlich nicht vom allgemeinen Leitungsnetz abhängig. Die Quelle im Päsch wurde 1955 von der Kottenheimer Wasserversorgung abgekoppelt; fortan versorgten die Quellen „Flemmborn“ und „Layenborn“ die Dorfbewohner in ausreichendem Maße mit gutem Wasser.

Rutschiges Pfädchen

An der gefassten Quelle des „Päsch“ führte ein Fußpfädchen – im Ort „Päschs-Pedschje“ genannt - vorbei, über das man von der Keltenstraße ins Dorf (Hochstraße oder Bürresheimer/Hausener Straße) und umgekehrt, den Weg etwas abkürzen konnte. Ein Ortsfremder erkundigte sich einmal in der Hochstraße bei einem Einheimischen, wie er am schnellsten in die Keltenstraße komme. Da die Person Hochdeutsch sprach, wollte der Befragte dem nicht nachstehen und gab im besten „Kotteme Hochdeutsch“ die Auskunft: „Gehen sie Peischs Pittchen rauf, dann sind sie huttien (schneller) da.“ Eine in der oberen Keltenstraße wohnende Frau benutzte diesen Pfad auch regelmäßig als Abkürzung, wenn sie mal schnell ins Dorf wollte.

Der geringe Überlauf - immerhin konnten die links und rechts vom Bächlein liegenden Gärten damit getränkt werden - jenes Wasserbehälters „Im Päsch“ kreuzte auf seinem Weg in Richtung Hausener Straße mehrmals dieses Pfädchen. Ob dieses allgemein durch Witterungseinflüsse oder aber speziell durch den querenden Bachlauf dort besonders rutschig war, ist nicht bekannt. Jedenfalls kam die o. g. Frau an dieser Stelle mal zu Fall und beschmutzte ihre Kleidung entsprechend. Abends, als die Familie zusammensaß, berichtete sie dieser von ihrem unglücklichen Sturz auf dem Weg ins Dorf. „Wo war das denn?“, wollte einer nun wissen. „Das war da, wo beim Bauch das Wasser rauskommt“, beschrieb die Mutter die genaue Örtlichkeit, was beim Rest der Familie mit dieser Formulierung für entsprechende Erheiterung sorgte. Dabei hatte die Frau dies gar nicht zweideutig gemeint, denn der Überlauf der Quelle lag auf dem Grund und Boden des Josef Bauch, auch wohnhaft in der oberen Keltenstraße. Diesem gehörten dort noch mehrere Grundstücke, die man seinerzeit auch „Bauchs- Berjelchje“ nannte. Wie ein Sohn der Frau mal in einem Gespräch erwähnte, wurde die Mutter mit ihrer Ortsbeschreibung „…da, wo beim Bauch das Wasser rauskommt“ fortan öfter von den Familienmitgliedern gehänselt.

Franz G. Bell