In Erpel wurde an die Geburtsstunde des berühmten Weins erinnert

„Erpeler Herrenwitz“ schlug1964 den „Rhöndorfer Scharfmacher“

„Erpeler Herrenwitz“ schlug
1964 den „Rhöndorfer Scharfmacher“

50 Jahren nach der Fernseh-Ausstrahlung wurde die „Die fröhliche Weinrunde“ wieder aufgeführt. DL

Erpel. Wenn der Blütenkorso als Höhepunkt des Erpeler Weinfestes unter dem Motto „Erpel und seine Weinbaugeschichte“ am Sonntag, 21. September ab 15 Uhr durch die Straßen ziehen wird, werden natürlich Weinkönigin Tonia und ihre Weinprinzessinnen Diana und Kristina im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Im Blickpunkt stehen wird aber auch eine Geschichte, die den kleinen Ort vor 50 Jahren vor allem bei Freunden des edlen Rebensaftes in ganz Deutschland bekannt gemacht hatte.

Am 4. Juli 1964 strahlte das Deutsche Fernsehen nämlich die erste Folge der Sendereihe „Die fröhliche Weinrunde“ aus, in deren Verlauf die Stammgäste neue, natürlich möglichst originelle Namen für Weinsorten des Jahrgangs 1963 vergeben sollten. Als „Sieger“ sollte der aus dem Wettbewerb hervorgehen, dessen Wein bis zur November-Sendung am häufigsten gekauft worden sei. „Stammgäste der fröhlichen Weinrunde, die vom WDR im Studio A des Kölner Rundfunkhauses produziert wurde, waren die Schauspieler Jupp Hussels, Arno Paulsen, Kurt Großkurth, Frank Barufski und nicht zuletzt der unvergesse Professor Bömmel aus der ‚Feuerzangenbowle‘, Paul Henckels. Als Kellermeister wirkte der bekannte Sänger von Rhein-Weinliedern, Willi Schneider, mit“, erinnerte anlässlich des Goldjubiläums die stellvertretende Vorsitzende des Brauchtumsvereins „Freunde des Erpeler Weinfestes“, Brigitte Buchmüller, bevor sie Bernd Walbrück, Gregor Noll, Heribert Siebertz und Edgar Neustein ankündigte.

Diese waren in die Rollen von vier Stammgästen geschlüpft, während Günter Witten den Part seines Sangeskollegen Willi Schneider übernahm. Zunächst servierte er Bernd Walbrück einen Wein aus der Gegend von Sankt Goarshausen, der diesen an einen „Lahnecker Backfisch“ erinnerte. Dem Tropfen von den Hängen der Burg Katz gab Heribert Siebertz den Namen „Fröhlicher Ahnenwecker“, während Gregor Noll bei dem Tropfen vom Drachenfels unweigerlich an Konrad Adenauer erinnert wurde, sodass er auf den „Rhöndorfer Scharfmacher“ kam. Schließlich brachte Edgar Neustein als Paul Henkels für den Wein von der Ley den Namen „1963er Erpler Herrenwitz“ ins Spiel. „Anscheinend ist es schon bis zum Fernsehen gedrungen, dass sowohl in der Gemeindeverwaltung als auch im Gemeinderat einige Vertreter sitzen, die über ein reiches Repertoire von ‚Herrenwitzen‘ verfügen“, schlussfolgerte Bürgermeister Heinz Schmitz postwendend in dem nach ihm bekannten „Schmitze-Blättchen“ Mitte Juli. Direkt nach der Ausstrahlung der „Weinrunde“ hatte er noch in der gleichen Nacht Paul Henckels telegrafisch zu seinem Einfall beglückwünscht und ihn zu einem Umtrunk während des Weinfestes nach Erpel eingeladen. „Einige Tage nach der Sendung wurde er im Nachbarstädtchen Unkel von den anscheinend etwas neidischen Unkelern gefragt, was dieser ‚Einfall‘ Erpel denn gekostet habe. Darauf der Heinz Schmitz: ‚100 Flaschen Unkeler Berg-Riesling, jedoch ohne Etikette“, berichtete Brigitte Buchmüller.

Ohne dass etwas über sein Abschneiden bekannt war, stand der „Erpeler Herrenwitz“ schon beim Weinfest 1964 im Mittelpunkt. So beendet Weinkönigin Hildegard Senk ihren Weinspruch: „Sonnenstrahlen, die Gemüt und Geist ummalen, zeugten jenen Geistesblitz: Das ist Erpeler Herrenwitz“. Seinen Triumph erlebte dieser in der zweiten Sendung der „Weinrunde“. Zwar sah sich Gregor Noll schon angesichts der 12.384 verkauften Flaschen des „Rhöndorfer Scharfmachers“ als Sieger, mussten sich dann aber mit dem zweiten Platz begnügen, war der „Erpeler Herrenwitz“ doch auf stattliche 20.638 Flaschen gekommen. Auch wenn er dieses Jahr nicht wie vor zehn Jahren Motto des Blütenkorsos ist, einer der Motivwagen wird ihm samt der „Fröhlichen Weinrunde“ auf jeden Fall gewidmet sein.