Unkel beging den Volkstrauertag

„Jeder steht inder Verantwortung“

„Jeder steht in
der Verantwortung“

Die Schüler Lara Claes und Johann Hübert trugen vor der Kriegergedächtniskapelle am Volkstrauertag zu Beginn der Gedenkfeier ein Gedicht von Peter Härtling vor. DL

Unkel. Zahlreiche Vertreter der Unkeler Ortsvereine - neben dem VdK-Ortsverband um den Vorsitzenden Heinrich Richarz allen voran die Bürgervereine St. Pantaleon Unkel, St. Josef Scheuren und St. Sebastianus Heister mit ihren Fahnen sowie der Unkeler Junggesellenverein um Hauptmann Roman Lehmacher, die Freiwillige Feuerwehr mit Wehrführer Sascha Wiemer, das DRK um Bereitschaftsleiterin Uschi Winzen, das Bläserkorps der KG um Alexander Maurer und die Chorgemeinschaft des MGV Concordia Unkel und Kasbach-Ohlenberg unter Leitung der 2. Dirigentin Walburga Krautscheid - begrüßte Stadtbürgermeister Gerhard Hausen am Sonntagvormittag im Anschluss an die Messe in St. Pantaleon vor dem Chor der Pfarrkirche, an den die Kriegergedächtniskapelle angebaut ist, zur ökumenischen Gedenkfeier zum Volkstrauertag. Namentlich willkommen heißen konnte Hausen seinen Vorgänger, Ehrenbürger Werner Zimmermann, Pfarrer Andreas Arend und Verbandsbürgermeister Karsten Fehr sowie die beiden „Sonnenberg“-Schüler Lara Claes und Johann Hübert.

„Wir gedenken heute am Volkstreuertag der Toten der beiden Weltkriege und der Opfer des nationalsozialistischen Terrors“, so der Stadtbürgermeister. Aber auch aktuell sei die Welt keineswegs vom Frieden regiert, erinnerte er an die Toten im Irak, in Syrien und ganz aktuell in Paris sowie an alle Opfer von Konflikten in der Welt, bevor die beiden Kinder das Gedicht „Wenn jeder eine Blume pflanzt“ von Peter Härtling vortrugen und die Chorgemeinschaft den „Signore delle Cime“ des Italieners Giuseppe De Marzi sangen.

„Frieden zu schaffen und

zu halten ist die Aufgabe“

„Diese Stunde am Volkstrauertag ermöglicht es uns, einmal innezuhalten in der Hektik des Alltags und an diejenigen zu denken, deren Leben so sehr von Leid und Unrecht geprägt war und ist“, erklärte Karsten Fehr, der die Gedenkrede hielt. Allein der Zweite Weltkrieg habe binnen sechs Jahren 60 Millionen Menschenleben gefordert. Aber auch heute noch würden Menschen Opfer von Unrecht und Gewalt wie zuletzt nicht einmal zwei Tagen zuvor in Paris.

Die so wichtigen Stimmen der Erinnerung verstummten 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich. „Warum aber sollte sich die jüngere Generation, die nicht die Entbehrung, den Hass und das Grauen, nicht die Euphorie, das blinde Vertrauen auf Ideen, die in die Irre führten, und den Fanatismus, nicht die Enttäuschung und Zusammenbrüche, die Verluste und den Tod erlebt hat, warum sollte sie sich damit überhaupt noch auseinandersetzen?“, fragte Fehr, um selbst die Antwort zu geben: „Für niemanden ist Frieden garantiert! Frieden zu schaffen und Frieden zu halten ist unsere dauernde Aufgabe.“ Diese Aufgabe sei nur zu bewältigen, indem man aus der Vergangenheit lerne und begreife, warum welche Fehler gemacht worden seien.

„Gedenken und Erinnerungen müssen uns deshalb eine Mahnung für die Zukunft sein. Wir müssen mit wachen Sinnen die aktuellen Geschehnisse verfolgen und rechtzeitig gegensteuern, wenn sich die Geschichte zu wiederholen droht“, mahnte der bürgermeister.

„Die jüngere Generation

ist besonders gefordert“

Die Herausforderung bestehe darin genau hinzuschauen, wo Stumpfsinn und Gleichgültigkeit, Hass und Unduldsamkeit gegenüber Andersdenkenden einen Platz in der Gesellschaft gefunden hätten, hob Fehr hervor, um dann auf die Flüchtlingssituation und Übergriffe auf Asylsuchende einzugehen. Hier seien die Nachkriegsgeneration und vor allem junge Menschen in der Verantwortung, erklärte Fehr und zitierte Richard von Weizsäcker: „Die Jungen sind nicht verantwortlich, für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird!“

Aus der trauernden Erinnerung müssten die Entschlossenheit und das persönliche Engagement erwachsen, den Frieden in sich, im eigenen Land, in Europa und in der Welt zu bewahren. „Jeder von uns steht dafür in der Verantwortung“, mahnte Fehr, bevor er zum Ende seiner Rede zu einer Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer des Attentats von Paris sowie ihre Angehörigen und Freunde aufforderte.