OB-Wahl im BLICK

Die Oberbürgermeisterwahl in Mayen tritt in die entscheidende Phase

Die Oberbürgermeisterwahl in Mayen tritt in die entscheidende Phase

Hermann Krupp, Chefredakteur von BLICK aktuell und Geschäftsführer der Krupp Verlags GmbH, im Gespräch mit den Bewerbern um das Amt des Mayener Oberbürgermeisters: Dirk Meid (SPD), Wolfgang Treis (Grüne) und Sandra Karduck (CDU). Foto: WE

Am Sonntag, 13. September 2020, soll sie endlich stattfinden, die Wahl des künftigen Stadtoberhauptes in Mayen. Ursprünglich war die Wahl schon am 26. April vorgesehen und der Wahlkampf von drei sich bewerbenden Personen hatte bereits begonnen. Doch dann kam alles ganz anders wegen der Corona-Pandemie. Im Rahmen des Infektionsschutzes wurde für unser ganzes Land ein Lockdown angeordnet, dem auch der Wahltermin zum Opfer fiel. Zum neuen Wahltermin wurde jetzt ein Redaktionsgespräch mit BLICK aktuell Chefredakteur Hermann Krupp durchgeführt mit der Bewerberin Sandra Karduck von der CDU, dem Bewerber Dirk Meid von der SPD und dem erneut kandidierenden Amtsinhaber Wolfgang Treis von Bündnis90/Die Grünen. Alle anderen politischen Parteien und Gruppierungen in Mayen hatten auf weitere Bewerber verzichtet.

Vorstellung der Kandidaten:

Auch wenn von den Parteien schon viel Werbematerial verteilt wurde, wollte der Chefredakteur auf eine jeweilig kurze persönliche Vorstellung nicht verzichten. Wo stammen Sie her? Wie sind Sie in der Region verwurzelt? Die Vorstellung begann einfach aufgrund der frei gewählten Sitzordnung und setzte sich rollierend bei den weiteren Fragen fort.

Dirk Meid ist in Rieden aufgewachsen und wohnt jetzt schon fast 30 Jahre in Mayen. Er ist verheiratet und 51 Jahre alt. Nach dem Studium zum Diplom-Verwaltungswirt arbeitete er als Beamter bei der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz und bei der Stadtverwaltung Mayen, bevor er zu einem international agierenden Aluminium-Handelsunternehmen mit Sitz in Mayen wechselte. In seiner Freizeit ist er gerne auf zwei Beinen in Mayen unterwegs oder auf zwei Rädern.

Wolfgang Treis ist in Mayen geboren und wird wenige Tage vor der Wahl seinen 60. Geburtstag feiern. Der ausgebildete Sparkassenbetriebswirt ist erst seit acht Jahren politisch aktiv, fast die ganze Zeit davon als Oberbürgermeister. Wenn ihm dieses Amt Zeit dazu lässt, zählen Fußball und Wandern zu seinen bevorzugten Hobbys.

Sandra Karduck wurde in Köln geboren und ist 48 Jahre alt. Sie ist verheiratet und hat einen 13-jährigen Sohn. Die ausgebildete Rechtsanwältin arbeitet in Adenau, wohnt seit 1994 in Mimbach und betreibt dort mit ihrem Mann, dem langjährigen Leiter der Dachdeckerfachschule eine Reiterpension. Ihre großen Hobbys sind Pferde und der Reitsport.

Wahlkampf in Corona-Zeiten

Wie geht Wahlkampf in Corona-Zeiten, wie kommen Sie mit den Wählern in Kontakt und wie sind die Reaktionen, wollte Hermann Krupp als nächstes wissen.

Der Wahlkampf hatte ja schon einmal richtig losgelegt und wurde dann plötzlich wieder mächtig eingebremst, meinte Wolfgang Treis. Wichtig für ihn sind die vielen persönlichen Begegnungen und Gespräche. Weil er oft zu Fuß in der Stadt unterwegs sei, treffe er dabei auch häufig auf Touristen. Die Reaktionen der Menschen in seinen Gesprächen seien jedoch durchweg positiv – egal ob bei Wählern oder Gästen.

Sandra Karducks Empfinden zufolge seien sie und Herr Meid stärker von den Einschränkungen des Wahlkampfs betroffen werden als der Oberbürgermeister. Als sehr wohltuend habe sie empfunden, dass nach dem Lockdown der Wahlkampf einvernehmlich auf Eis gelegt wurde, wodurch er sich aber natürlich sehr in die Länge ziehe. Seit rund sechs Wochen nehme sie wieder Termine wahr und verspüre bei den Bürgern intensiven Gesprächsbedarf. Regelmäßig erscheinen über BLICK aktuell Pressemitteilungen zu wahrgenommenen Terminen und auch der Haustürwahlkampf sowie die Stände in der Fußgängerzone lassen Frau Karduck hoffen.

Dirk Meid war schon im Januar intensiv in den Haustürwahlkampf gestartet und dann war plötzlich wieder „Schicht im Schacht“. Er ist nach den Lockerungen wieder seit gut fünf Wochen aktiv und habe bei seinen mit Abstand gehaltenen Haustürgesprächen durchweg freundliche Reaktionen bekommen. Es mag sein, so Meid, dass der Amtsinhaber durch die Krise Vorteile gegenüber der Konkurrenz habe. Er persönlich sehe aber in der langen Wahlkampfzeit auch Vorteile. Dirk Meid hat die Ruhephase genutzt, um intensiv in den sozialen Medien unterwegs zu sein und dabei auch regelmäßig Beiträge mit aktuellem Bezug gepostet.

Neue Akzente für Mayen

Nach zwei eher einführenden Fragestellungen sollten als nächstes die Schwerpunkte der künftigen Arbeit nach einer gewonnenen Wahl skizziert werden. Wo wollen Sie Akzente setzen, was wird bei Ihnen zur Chefsache erklärt so die Fragen von Chefredakteur Hermann Krupp.

Für Sandra Karduck ist eine starke florierende Wirtschaft in Mayen wichtig, durch die weiterer Zuzug von Bürgern ermöglicht würde. Mayens gute Infrastruktur sei auf jeden Fall fähig, weitere Familien zu bedienen. Und für die müsse Mayen Baugebiete vorhalten sowie gute Schul- und Kindergartenplätze. Zum Chefthema würde Frau Karduck die Innenstadtbelebung machen, aber auch die Unterstützung des Ehrenamts sowie die Ausweisung von Gewerbegebieten zur Steigerung der Steuereinnahmen.

Dirk Meid will die Stadt als Wirtschaftsstandort stärken mit der Ansiedlung kleinerer Wirtschaftsbetriebe, was mit Größeren kaum möglich sein wird. Es würden Wohngebiete ausgewiesen mit wenig Flächenverbrauch und die Stadt solle insgesamt grüner und nachhaltiger werden. Zur Chefsache würde Herr Meid die Wirtschaft und die Innenstadt machen, wozu sowohl die Händler und die Gastronomie gehören, aber auch die Immobilienbesitzer. Ebenso Chefsache würde die Verwaltung, in der vieles zu kurz gekommen sei aber auch viele Dinge zu lange dauerten.

Wolfgang Treis weiß, dass sich Chefsachen ändern. Das Jugendamt hat jetzt einen neuen Vertrag mit dem Landkreis. Die Haushalte der letzten Jahre waren ausgeglichen und es wurde viel Planungsrecht geschaffen, berichtet er. Künftig gelte es, Hotelbetten zu schaffen und ebenerdige Parkplätze in ein Hochhaus zu verlagern. Er möchte eine Art Kreislauf schaffen, der Wohnraum für die ältere Generation in der Innenstadt anbietet, um deren Häuser für junge Familien zu nutzen. Klare Chefsache werde auch die Ansiedlung weiterer Gastronomie im Brückenviertel sein.

Weil das Thema Mayen als Wohnstandort in den Antworten bereits angesprochen wurde, fragte Chefredakteur Hermann Krupp präzisierend nach. Wie sehen Sie die Stadt Mayen derzeit? Was könnte verbessert werden?

Dirk Meid musste an dieser Stelle der Aussage des Oberbürgermeisters vehement widersprechen, es sei viel Planungsrecht geschaffen worden. Seines Wissens nach sei das letzte große Wohnbaugebiet in der Zeit von Oberbürgermeister Laux in Hausen geschaffen worden. Die Stadtteile Hausen und Alzheim böten dazu weiterhin gute Möglichkeiten, die aber nicht genutzt worden seien. Außerdem stünden, obwohl besser geworden, von den städtischen Wohnungen immer noch viele leer.

Wolfgang Treis musste eingestehen, dass die Ausweisung von Baugebieten nicht immer ganz einfach sei und er sich dies als Außenstehender auch immer einfacher vorgestellt hatte. Mayen besitzt keine eigenen Grundstücke mehr und private Investoren hätten bei Verhandlungen mit Käufern zusätzliche Vorteile. Die Stadt muss immer den Gleichheitsgrundsatz anwenden. Als sehr positiv bezeichnete Treis die Ansiedlung der Waldorfschule, die keine Zuschüsse erhalten hat, aber durch eine super Elternarbeit möglich wurde.

Für Sandra Karduck muss die Stadt dringend bezahlbare Grundstücke schaffen für bauwillige junge Familien, die sonst in die Vordereifel abwandern. Sanierungen könnten hier auch Abhilfe schaffen, aber dabei sei noch sehr viel Luft nach oben. Zur Attraktivität Mayens als Wohnstandort gehören für sie auch Faktoren wie Sauberkeit beispielsweise von Spielplätzen.

Der Einkaufs- und Wirtschaftsstandort Mayen

Die nächsten Fragen des Chefredakteurs richteten sich nach dem Einkaufs- und Wirtschaftsstandort Mayen. Wo liegt die wirtschaftliche Stärke? Was könnte man zukünftig entwickeln?

Für Wolfgang Treis ist die Stadt ein starker Einkaufsort, der kaum Wünsche offenlässt. Am Marktplatz und in der Marktstraße gibt es nur temporäre Leerstände oft zu Umbau-

zwecken. Einige der Leerstände des Brückenviertels seien auch hausgemacht. Abhilfe könnte künftig die Erweiterung des Sanierungsgebietes schaffen, in die das Brückenviertel aufgenommen wurde. Eine Idee sei auch eine Genossenschaft mit Engagement von Händlern, die jungen Menschen zunächst die Möglichkeit zur Einarbeitung bietet und die Option der späteren Übernahme des Geschäftes.

Auch Sandra Karduck ist realistisch und will nicht nach drei Monaten Amtszeit blühende Landschaften im Brückenviertel versprechen. Sie will in der Stadt allgemein und im Brückenviertel bevorzugt weitere Gastronomie ansiedeln. Um Leerstände zu beseitigen setzt sie auf Startup-Förderung und auch darauf, für junge motivierte Menschen die richtigen Fördertöpfe anzuzapfen. Weiterhin möchte sie Mayen im Sinne des Cittàslow-Konzeptes wandeln, das die Verbesserung der Lebensqualität in Städten durch Entschleunigung anstrebt.

Für Dirk Meid sind Aussagen seiner Mitbewerber wie „es ist schwierig“ zu wenig. Man könne im Brückenviertel nicht zunächst den im Sanierungskonzept geplanten Bau der Hochgarage abwarten und die Umgestaltung des Wasserpförtchens. So lange würde dort nicht überlebt werden. Im Übrigen hält Dirk Meid für Mayen noch einiges für möglich aus dem erst zu einem Drittel umgesetzten Stadtmarketingkonzept.

Infrastruktur in Mayen

Es wird oftmals von einer guten Infrastruktur Mayens gesprochen. Chefredakteur Hermann Krupp fragte daher, wie ist der Zustand der Straßen? Wie ist die Internet-Struktur? Was möchten Sie hier verbessern?

Sandra Karduck weiß um die „Schwarzen Löcher“ des Internets, das für die enorm wichtige Digitalisierung eine entscheidende Voraussetzung ist. Daran müsse dringend gearbeitet werden. Der Zustand einiger Straßen sei grausam. Streit mit den Anliegern wegen der Ausbaubeiträge machen hier häufig Ärger.

Dirk Meid werde in fast allen Gesprächen auf Straßen und Gehwege angesprochen. Wiederkehrende Beiträge könnten viele Probleme lösen und funktionierten in seinem Heimatort Rieden ganz wunderbar. Das freie WLAN in der Innenstadt müsste leistungsfähiger werden.

Auch für Wolfgang Treis führen die Ausbaubeiträge bei dringend sanierungsbedürftigen Straßen ständig zu Problemen. In Erwartung wiederkehrender Beiträge wurden deshalb teilweise Vorhaben schon zurückgestellt. Für das Internet wird in Mayen an vielen Stellen gearbeitet, daher sieht Herr Treis die Stadt in diesem Punkt auf einem guten Weg.

Visionen für Mayen

Wie sieht Mayen unter Ihrer Führung in acht Jahren aus, prüfte der Chefredakteur zum Schluss die Visionen der Gäste des Redaktionsgesprächs.

Das Mayen Dirk Meids wird grüner und nachhaltiger sein. Die Stadt wird über 20.000 Einwohner haben und als bisher bekanntes Mittelzentrum eine noch stärkere Einkaufsstadt werden.

Für Wolfgang Treis könnte die Stadt auf bis zu 21.000 Einwohner wachsen und im Tourismus gemeinsam mit Nachbarkommunen vieles erreichen. Wir werden eine Stadt haben, die weiter gut lebt.

Sandra Karduck will Gutes bewahren. Das Leben soll in der Stadt pulsieren. Alt und Jung werden hier gut zusammen leben können und für Gäste wird es attraktiv sein, nach Mayen zu kommen.

Vielen Dank für das Gespräch!