Jahreshauptversammlung des Fußballvereins TuS Mayen in den Räumen der „Lebenshilfe“ in der Alten Hohl

„Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Erhalten der Glut“

„Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Erhalten der Glut“

Das Trainerteam ist derzeit gut aufgestellt (v.li.): der Sportliche Leiter Thomas Reuter, Co-Trainer Eike Mund, Trainer Sebastian Thielen und A-Jugend-Trainer Tobias Uhrmacher.SK

„Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Erhalten der Glut“

Der neue und der alte Vorsitzende: Walter Heusel (re.) mit Hans Molitor.

„Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Erhalten der Glut“

Der Vorsitzende Walter Heusel (re.) begrüßt den neuen A-Jugend-Trainer Tobias Uhrmacher. Jugendleiter Marco Dinkheller (li.) und der Sportliche Leiter Thomas Reuter sehen den Nachwuchs gut aufgestellt.

Mayen. Walter Heusel gilt als glühender Anhänger des Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg, im vergangenen Jahrhundert neunmal deutscher Meister. Die glorreichen Zeiten sind längst vorbei beim Club, obwohl sie auch heute noch Allen in Erinnerungen sind. Kein Wunder, dass der Vorsitzende des Fußballvereins TuS Mayen, immerhin 568 Mitglieder stark, zum Ende der Jahreshauptversammlung in den Räumen der „Lebenshilfe“ in der Alten Hohl ein Sprichwort benutzte, was die Lage in Franken und auch in der Eifel auf den Punkt bringt: „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Erhalten der Glut.“

Fast 50 der 568 Mitglieder des Vereins waren gekommen zu einer Veranstaltung, deren Tagesordnung wenig Verheißungsvolles erwarten ließ: Totenehrung, die üblichen Berichte, Ehrungen, die es dann doch nicht gab, keine Vorstandswahlen. Die gibt es erst wieder im Jahr 2019, nachdem Heusel in diesem Jahr das Amt des Vorsitzenden von Hans Molitor, den er als „Speerspitze des Vereins“ bezeichnete, übernommen hatte. Molitor hatte bekanntlich aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten müssen. Wichtig sei, so Heusel, dass im nächsten Jahr Leute gewählt werden, die „Erfahrung haben und mit Geld vernünftig umgehen können. Die beiden Hauptsponsoren werden die 40.000 bis 50.000 Euro sicherlich niemandem überlassen wollen, der sich mit Finanzen nicht auskennen. Das alles muss richtig gesteuert werden.“

Der Vorsitzende und Schatzmeister des Vereins in Personalunion bezeichnete die Finanzlage folgendermaßen: „Es ist seit Jahren ein Ritt auf der Rasierklinge. Der Etat liegt bei 100.000 Euro, die Einnahmen betragen 95.000 Euro. Die Verbindlichkeiten sind also überschaubar. Allerdings gibt es im Mai und im Juni immer mal wieder Liquiditätsprobleme.“ Kassenprüfer Burkhard Hau jedenfalls bescheinigte dem Schatzmeister eine „sensationelle, offene und transparente Kassenführung“. Das sei den Verantwortlichen hoch anzurechnen, schließlich sei es heutzutage gerade im Ehrenamt so, dass „jeder mit einem Bein im Gefängnis“ stehe. Aus seiner Sicht habe der Verein TuS Mayen jede Unterstützung verdient.

Die erste Mannschaft, die in der Rheinlandliga in dieser Saison 2018/2019 eine hervorragende Rolle spielt, war mit Trainer Sebastian Thielen und Co-Trainer Eike Mund nahezu komplett bei der Jahreshauptversammlung vertreten. Auch ein Zeichen dafür, dass bei den vielen jungen Spielern der viel zitierte Stallgeruch nicht nur ein Lippenbekenntnis darstellt. Obwohl der Sportliche Leiter Thomas Reuter im Vorfeld möglicherweise ein Machtwort gesprochen und eine Anwesenheitspflicht verordnet hatte.

Reuter selbst ist momentan wieder vermehrt auf dem Trainingsgelände anzutreffen. Er unterstützt Tobias Uhrmacher, der als A-Jugend-Trainer die Nachfolge von Kadir Amagan angetreten hat. Das große Ziel ist der Aufstieg in die Rheinlandliga, dem wird alles untergeordnet. „Wir brauchen ein vorausschauendes Konzept für die Jugend“, verdeutlichte Heusel. „Wir müssen gerade die A- und B-Jugend stärken, denn diese Spieler sollen später einmal das Gerüst der ersten Mannschaft bilden.“

Das größte Sorgenkind bleibe die C-Jugend in der Rheinlandliga, unterstrich Marco Dinkheller, der den Nachwuchs ansonsten gut aufgestellt sah. „Es wird aber von Jahr zu Jahr schwieriger, junge Spieler zu uns zu holen. Es besteht kein Anreiz mehr, über 20 Kilometer nach Mayen zu fahren. Du brauchst lizenzierte Trainer. Die sind schwierig zu bekommen und kosten richtig Geld“, so Dinkheller. „Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen. Es bringt nichts, nur über die alten Zeiten zu reden.“

Dem widersprach der Ex-Vorsitzende und „Lebenshilfe“-Hausherr Josef Brodam, der in alten Zeiten schwelgte und an die C-Jugend-Südwestmeisterschaft erinnerte, als der TuS Mayen namhafte Mannschaften wie den 1. FC Kaiserslautern oder den 1. FC Saarbrücken hinter sich ließ. „Das war ja damals keine Folklore und kein Märchen, sondern Realität. Im Jugendbereich gibt es heute große Konkurrenz in den Dörfern, wir müssen die glorreichen Zeiten wieder zurückholen“, so Brodam, der als Sprecher des Freundeskreises auch seine Ansicht zur allgemeinen Lage des Fußballvereins TuS Mayen kundtat: „Wir haben die Idee, über den Tellerrand zu schauen. Gerade bei der Sponsorensuche fehlt uns aber die Manpower.“

Als die Versammlung schließlich dem Ende zusteuerte, legte Kassenprüfer Hau den Finger in die Wunde und sprach das (leidige) Thema der Fusion mit dem SV Rheinland Mayen an. Seiner Meinung nach müsse an diesem Abend eine grundsätzliche Entscheidung fallen, ob dieses Thema fortgeführt oder beendet wird. Heusel schob diesem Ansinnen einen Riegel vor: „Vorläufig ist die Fusion auf Eis gelegt. Die Frage ist doch: Welche Vorteile haben wir, wenn wir fusionieren? Wenn die Bedingungen nicht stimmen, wird es unter mir keine Fusion geben. Es ist mir zu heiß, wenn jetzt 20 Leute mit Ja oder Nein stimmen. Vielleicht sollten wir im nächsten Jahr einen neuen Vorstand wählen und danach noch einmal alles überdenken.“