Mahnende Karikaturenausstellung im Andernacher Stadtmuseum

Mit dem Schalk im Nacken auf die Probleme in der Welt hingewiesen

07.05.2018 - 14:18

Andernach. Auf den ersten Blick sind es „nur“ Bilderwitze, die derzeit im Obergeschoss des Andernacher Stadtmuseums zu sehen sind, doch bei intensiverer Betrachtung der etwa 100 Cartoons von 40 Karikaturistinnen und Karikaturisten öffnet sich auf zugleich ironisch-witzige und aufrüttelnde Weise die Sicht auf Herausforderungen der heutigen Zeit. Alles andere als glänzende Aussichten gewähren die Exponate – sie wollen mahnen: Denken die Menschen hinsichtlich ihres Lebensstils und Konsums nicht um, wird die Umwelt, das Klima und die allgemeine Lebenssituation der Menschen auf dem Planeten weiter Schaden nehmen. „Glänzende Aussichten“ lautet das provokative Motto der Ausstellung, die Oberbürgermeister Achim Hütten, Bürgermeister Claus Peitz und Museumsleiterin Dr. Ricarda Giljohann im sonnengefluteten Museumshof vor zahlreichen Gästen eröffneten. Die Wanderausstellung, die vom Erzbistum Bamberg und Misereor entwickelt wurde und die zum Nachdenken über die Abgründe des persönlichen Verhaltens, aber auch die weltpolitischen Zusammenhänge anregen soll, kann noch bis zum 13. Juni 2018 besucht werden.


Kleine gemeinsame Schritte können die Welt verändern


Oberbürgermeister Achim Hütten zeigte sich erfreut über den guten Besuch zur Ausstellungseröffnung und stellte in seinen einleitenden Worten fest, dass er mit Blick auf die immer größer werdenden Tragödien der Welt, wie z.B. den Hunger und die Armut in Afrika, mit einer Revolution rechne, die eher international als national geprägt sei. Er begrüße es, dass die Ausstellung anhand von Beispielen und gewürzt mit Humor, versuche, Menschen auf die Probleme in der Welt aufmerksam zu machen. Florian Meisser (Misereor) schilderte seine Erfahrungen während einer Projektreise nach Brasilien, einem Land in dem eine kriminell agierende Agrarindustrie, geduldet von der Regierung, von der Landwirtschaft lebende Menschen rücksichtslos an den Rand drängt und gewinnorientiert die Natur zerstört. Misereor verstehe sich auch hier als Lobby-Organisation für diese Menschen, die keine Stimme haben. Meisser warb für kleine, gemeinsame Schritte, damit es in der Summe zu Veränderungen kommt. „Gott sei Dank gibt es auch Hoffnungszeichen!“, merkte der Klimaschutzexperte Christoph Bals (Germanwatch) an, nachdem er zuvor die extrem schnelle Schmelze des Arktis-Eises und deren Folgen beleuchtete. Einem Peruaner in den Anden sei es gelungen, eine weltweite juristische Debatte auszulösen. Dieser erreichte es, dass die RWE, als großer Treibhausgas-Emittent, zur Finanzierung von Schutzmaßnahmen herangezogen wird. Das Versicherungsunternehmen Allianz habe sich zudem gerade entschieden, künftig keine Kohlekraftwerke und Minen mehr zu versichern. Auch in Andernach sieht Christoph Bals im ausbaufähigen Konzept „Essbare Stadt“ und dem Einstieg der Stadtwerke in das Thema „E-Mobilität“ europäische Hoffnungszeichen, die in stimmigen Konzepten weiter ausgebaut werden müssten.


Auch ein Dank an die Sonne für die gute Musik


Der Professor für Regenerative Energiewirtschaft, Dr. Martin Pudlik (TH Bingen) gab Informationen zu einem „publikumswirksamen“ Projekt, das die Technische Hochschule zusammen mit einem Unternehmen und einer Musikgruppe umgesetzt hat. Bei dem anschließenden Konzert im Museumshof demonstrierte dann der Ideengeber des Projekts, die Hunsrücker Indie-Pop und New Wave Band „WE ARE ROME“, dass man auch im musiktechnischen Bereich den eigenen CO2-Fußabdruck reduzieren kann. Deren komplette Technik wird nämlich durch ein System von Solarpanels und Speicherbatterien mit Solarstrom gespeist - an dem ausgesprochen sonnigen Spätnachmittag ein leichtes Unterfangen. Mit der elektrischen Power erneuerbarer Energie breiteten die Musiker zur Freude ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer im Museumshof ihren Klangteppich melancholischer Melodien aus. Musikkollegen der Art-Pop Band „Frogcodile“ aus Wuppertal begeisterten mit einer musikalischen Bandbreite, die sich mit melancholisch-hypnotisch bis freudig-ekstatisch umschreiben lässt.

Die Ausstellung „Glänzende Aussichten“ ist noch bis zum 13. Juni im Andernacher Stadtmuseum zu sehen. Öffnungszeiten: Di - Fr: 10 Uhr - 16 Uhr Sa, So, feiertags: 14 Uhr - 17 Uhr.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Regional+
 

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Jürgen Schwarzmann :
Für alle Betroffenen im Ahrtal ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft schwer nachzuvollziehen. Ich hätte mir schon gewünscht, dass das Verfahren eröffnet worden wäre um so in einem rechtsstaatlichen Verfahren und einer ausführlichen Beweisaufnahme die Schuld bzw. Unschuld festzustellen. Die Entscheidung...
K. Schmidt:
Wenn ich das richtig sehe, gab es, bevor der Landkreis/Landrat die Einsatzleitung übernahm bzw. übernehmen musste, doch auch in den einzelnen Kommunen schon Leiter. Die staatsanwaltschaftlichen Arbeiten beziehen sich wohl nur auf Landrat bzw. dessen Kreisfeuerwehrleiter. Heißt das, darunter haben Herr...
K. Schmidt:
In der Pressekonferenz ging man auch auf die Warnungen und Hinweise dort, wo es sie gab, ausführlicher ein. So wurden Feuerwehrleute mancherorts belächelt, ignoriert, gar beschimpft. Dann frage ich mich, was soll dann irgendwer noch anderes tun? Wie will man denn jemanden regelrecht evakuieren, der...
Amir Samed:
Es sind nicht die Migranten, die Deutschland über Gebühr belasten, im Gegenteil, es sind die falschen, die mutwillig falsch hereingelassenen Migranten, und es sind die richtigen, die integren, fleißigen Migranten, die versuchen, mit den restlichen Deutschen dagegenzuhalten....
juergen mueller:
Liebe Frau Friedrich. Den werden weder Sie noch meine Wenigkeit überzeugen, ändern noch zum Schweigen bringen, einen, der doch fast nur von (vielleicht) klugen Sprüchen/Zitaten anderer lebt, das Internet auf der Suche nach Informationen durchforstet, die seine/r Meinung entsprechen/unterstützen u....
Amir Samed:
Zum Kommentar von Gabriele Friedrich einige (kluge) Worte von Margaret Thatcher: „Je lächerlicher, weit hergeholter und extremer ihre Versuche sind, uns zum Schweigen zu bringen, desto mehr freue ich mich darüber“...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service