Beschädigungen und Verwüstung in einer Kirche im Westerwald

„Mit einer unglaublich rohen Gewalt“

„Mit einer unglaublich rohen Gewalt“

Der Heilige Josef wurde zu Boden gestoßen. Fotos: Privat

„Mit einer unglaublich rohen Gewalt“

Der Korpus Christi wurde teilweise angebrannt.

„Mit einer unglaublich rohen Gewalt“

Das Jesuskind liegt zerbrochen am Boden.

„Mit einer unglaublich rohen Gewalt“

Zerstört wurde auch das Holzkreuz. Auf den Boden urinierten die Täter.

„Mit einer unglaublich rohen Gewalt“

Auch auf der Empore wirkten die Eindringlinge in ihrer Zerstörungswut.

„Mit einer unglaublich rohen Gewalt“

Dieses Fenster aus Bleiglas wurde mit zehn schweren Steinen beworfen, sodass es zerbrach.

„Mit einer unglaublich rohen Gewalt“

In der Nacht vom 17. auf den 18. Mai kam es in Großholbach, im Bereich der Limburger Straße, durch bislang unbekannte Täter zu einer gemeinschädlichen Sachbeschädigung an der örtlichen Kirche. Mit Steinen wurde eine Seitenscheibe der Kirche eingeworfen. Durch diese drangen der oder die Täter in das Kircheninnere ein.

Im Inneren wurden mehrere sakrale Gegenstände durch umstoßen oder herunterreißen beschädigt. Von einem Kreuz wurde die Jesusfigur entfernt und angebrannt. Weiterhin urinierten die Unbekannten in den Mittelgang sowie an mehrere Kirchenbänke.

Die Polizei bittet Zeugen, die verdächtige Beobachtungen gemacht haben oder Hinweise auf den / die Täter geben können, sich bei der Polizei Montabaur zu melden unter Tel. (0 26 02) 9 22 60.

Pressemitteilung der Polizeiinspektion Montabaur

Großholbach. Als Küsterin Anne Herborn am Samstagmorgen, 18. Mai, die Kirchentür aufschließt, traut sie erst einmal ihren Augen nicht. „Ich komme hier herein, schließe auf, diese Tür zum Kirchenraum steht immer offen. Ich komme wie immer hier hin – und sehe diesen Anblick, dann stand ich da wie versteinert. Das waren bestimmt zwei Minuten, in denen ich mich überhaupt nicht rühren konnte, als ich das Chaos sah.“

Holzkreuz, Osterkerze und Ewiges Licht zerstört

Der gesamte Altarraum war verwüstet. Das Holzkreuz, was normalerweise an der Wand hängt, habe beim Taufbecken gelegen, berichtet die Küsterin. „Es war auf dem Taufstein zertrümmert. Da lagen die Teile, und der Korpus, die Jesusfigur – das habe ich aber später erst gesehen – lag auf dem Altar. Da war auch alles verwüstet. Die Osterkerze lag zerstört im Chorraum. Hier sehen Sie noch die Löcher in der Wand. Das ewige Licht, das hängt in einer Ampel, das war aus der Wand gerissen mit den Dübeln. Das lag zertrümmert hinter dem Priestersitz. Und die kaputte Scheibe dort, die habe ich erst gar nicht gesehen.“

Auf Kirchenbänke uriniert

„Ich mir überlegt, wie die hier hereingekommen sind, und was passiert ist, und wollte durch den Mittelgang. Und da sah ich, dass links und rechts in den Kirchenbänken und auf der Erde uriniert wurde. Und hinten die Türen waren aber nicht beschädigt.“ Anne Herborn telefonierte um Hilfe. Nach dieser Unterbrechung bot sich der ganze Schaden ihren Augen dar. „Das Fenster war zertrümmert, hunderte von Glasscheiben zerstreut vor der Pieta, das Muttergottesbild, es war abgenommen. Da dachte ich, das haben sie zerstört. Das wurde aber später bei der Treppe gefunden, wo man zur Empore nach oben geht.“ Das Holzkreuz auf dem Opferaltar war vor dem Taufbecken hingeschmettert.

Jesusfigur angebrannt

Auf der Empore hat Herborn den Korpus des Kreuzes, die Jesusfigur, daliegen sehen. „Er hatte die ganze Seite, vom Kopf die Augen und die Haare, verbrannt. Keine Ahnung, was die damit vorhatten. Und es waren auch oben Blutflecken auf dem Altartuch. „ Auch im gesamten Kirchenraum waren sehr viele Blutflecken zu finden.

Durch bleiverglastes Fenster eingestiegen

Herborn berichtet weiter. „Die haben mit zehn riesengroßen Steinen, wir haben die Steine gezählt, haben sie das Fenster, man kann sagen zertrümmert.“ Ein bleiverglastes Fenster lässt sich nicht einfach so einwerfen. „Die haben wirklich mit einer unglaublich rohen Gewalt – so sah es ja hier auch aus – das Fenster zerschmettert und sind dann eingestiegen.“ Dabei hat sich vermutlich einer oder mehrere der mutmaßlichen Täter verletzt. „Dadurch waren ja überall Blutflecke. Bei der zerstörten Osterkerze lag auch ein Tempotaschentuch. Da war Blut dran, und auf der Altardecke auch.“ Alle Blutspuren wurden von der Spurensicherung aufgenommen.

Josefsfigur vom Sockel gerissen und zerschmettert

Besonders geschockt ist Herborn von der Zerstörung auf der Empore. Eine der beiden Heiligenfiguren, der heilige Josef mit dem Jesuskind auf dem Arm, wurde vom Sockel gerissen. „Die wurde, mit roher Gewalt, kann man sagen, oben heruntergestoßen von dem Podest, und zerschmettert. Unter der Empore lag eine Hand, und auch Reste der Figur.“ Dann noch der aus der Wand gerissene Feuerlöscher, weiteres Urin auf einem Stuhl.

Tatmotiv gibt Rätsel auf

Keiner im Umfeld der Kirche könne sich die Taten erklären, fasst Herborn ihre emotionale Erschütterung zusammen. „Es war so ein Hass und ein Vandalismus hier vor Ort zu sehen, nur zu sehen, was die alles kaputtgemacht haben, beschädigt haben. Diese Steine, die sind geflogen bis vor dem Hauptaltar. Zertrümmert, alles mutwillig zerstört. Das hat man gesehen am Kreuz, am ewigen Licht oben an der Ampel, an allem.“ Wer „einfach nur mal hätte einbrechen“ wolle, nehme sich nicht die Zeit, um mit zehn dicken Steinen ein bleiverglastes Fenster zu durchbrechen. „Die brauchten zehn Steine, um hier hereinzukommen. Und dann mutwillig nur gewisse und bestimmte Sachen zerstört, die sie sich halt vorgenommen hatten“, fasst Herborn zusammen.

Es haben sich bisher keine Zeugen gemeldet

Es gibt weder Augenzeugen noch habe die Nachbarschaft sachdienliche Beobachtungen gemacht. Die Kirche werde jetzt videoüberwacht.“ Und dann muss man sehen, dass man draußen die Steine wegnimmt und durch irgendetwas Anderes ersetzt.“

Redaktion BLICK aktuell