Mit der Proklamation eines Tollitätenpaares wird die Tradition fortgeschrieben

Schlüsselübergabe an Prinz Tubak II. und Prinzessin Jessica I.

28.01.2019 - 11:30

Andernach. 39 Tage werden die neuen närrischen Regenten der Stadt Andernach auf „Wolke sieben“ schweben. In dieser Zeit haben sie Gelegenheit, zu beweisen, dass die in der Bäckerjungenstadt schon mehr als 600 Jahre andauernde Karnevals-Tradition nichts an Fröhlichkeit, Temperament und Farbe verloren hat. Verständlich, dass nur gestandene Karnevalisten für die hohen und verantwortungsvollen Ämter in Frage kommen und der Öffentlichkeit präsentiert werden können. Genau dies geschah am vergangenen Samstag im Rahmen der von der lokalen Narrenwelt sehnsüchtig erwarteten Proklamation. Die Zeremonie gab den endgültigen Startschuss für das bis Aschermittwoch anhaltende närrische Treiben.


Parade „do wo se herkumme“


Getreu dem Sessionsmotto „Drunne on drüwwe en de janze Welt, mir fäiern Faasenacht weil et ons jefällt“, hatten sich die uniformierten Korps und die Möhnen am Mittag zur Parade eingefunden. Doch fand das militärische Zeremoniell diesmal nicht in den Rheinanlagen statt. In „ihre“ Südstadt hatten die ehemaligen „Südernacher“ und heutigen Rot-Weißen-Husaren als prinzenstellendes Korps die närrischen Einheiten gerufen. In der Goethestraße, dort wo die Hofburg Seiner Tollität steht, schritt das designierte Prinzenpaar mit seinem Hofstaat in Begleitung des Stadtkommandanten und des Festausschusses die Parade seiner Truppen und liebreizenden Möhnen ab. Dann nahm der närrische Hochadel in seinem eigens für die Proklamation hergerichteten „kunterbunten“ Wagen Platz, um sich zum Marktplatz zu begeben. Die Blauen Funken, Rot-Weißen-Husaren, Stadtsoldaten, Prinzengarde und Möhnen „Ewig Jung“ marschierten zu zünftigen Klängen ihrer Musik- und Spielmannszüge voraus. Als die Uniformierten und die künftigen Regenten im Herzen der Stadt eintrafen, hatten dort bereits die Partyzwillinge „De Spruddler“ für eine angemessene Stimmung beim wartenden Narrenvolk gesorgt.


Von den neuen närrischen Regenten lange ersehnt: Die Prinzenproklamation


Auf der Marktplatz-Bühne durfte sich das noch zu proklamierende Prinzenpaar, abweichend vom Protokoll, einen Wunsch erfüllen. Mit dem Lied „Ich will jetzt gleich Prinz sein“ vermittelten der Prinz und der Kanzler in spe (Frontsänger) zusammen mit dem Hofstaat, dass sie das lange Warten auf diesen Tag kaum ausgehalten haben. Ein guter Einstand, der mit viel Beifall belohnt wurde. Dem Prinzenpaar der vergangenen Session, Thomas und Bettina Manstein sprach Festausschusspräsident Jürgen Senft, seine Anerkennung für dessen begeisternde Regentschaft aus. Er bat Thomas I. um Rückgabe der Prinzenkette, um sie dann gleich an den „Thronfolger“ weiterzureichen. Unter dem Beifall des uniformierten und zivilen Narrenvolkes, darunter auch Vertreter der GERAK, proklamierte der Präsident verdiente Rot-Weiße-Husaren als Tollitätenpaar. Seine Tollität Prinz Tubak II. „Mit Pinsel und Quast in den Prinzenpalast“ (Sascha Daverkausen) und Ihre Lieblichkeit Prinzessin Jessica I. „dat Herzchen von Rot-Wieß aus dem Baggerparadies“ (Jessica Sattler) sind die Regenten der Session 2019. „Somit haben wir in Andernach seit 1956 in ununterbrochener Folge ein Prinzenpaar gestellt. Darauf können wir stolz sein!“, freute sich der Präsident , der dann die Mitglieder des Hofstaats seiner Tollität und Ihrer Lieblichkeit vorstellte: Kanzler Mättes „vom grünen Herz zum goldenen Fluss (Matthias Walter), Finanzminister Patrick „der Minister der 1000 Lichter“ (Patrick Hunscha), Verkehrsminister Stephan „vom Bayerndrang zum Trompetenklang“(Stephan Spira), Hofdame Mareike „die sattelfeste Husarenmarie“ (Mareike Müller), Hofdame Martina „das Husarenmädche der Steils mit tänzerischem Reiz“ (Marina Spurzem), Hofdame Tanja „vom Twirlingpass zur Unfallkass“. (Tanja Thiel), Hofnärrin Stephanie „mit strahlendem Humor vom Südernacher Korps“ (Stephanie Kapp) und die Pagen Anna Schwarz, Vincent Breil und Liam Thiel.


Möhnen fordern lila Unterwäsche beim Prinzen und den Ministern


Angelehnt an das diesjährige Sessionsmotto stellte Oberbürgermeister Achim Hütten fest: „Überall in der Welt geht es ‚drunner und drüwwe‘. Der einzige Ort der Kontinuität, da wo es noch stimmt, ist der Andernacher Karneval.“. Gemäß §1 der Närrischen Verordnung, nach dem die Stadtspitze nun bis zum Aschermittwoch suspendiert ist, übergab das Stadtoberhaupt zusammen mit Bürgermeister Claus Peitz die beiden goldenen Stadt-Schlüssel an das frisch proklamierte Prinzenpaar. Kanzler Mättes „vom grünen Herz zum goldenen Fluss“, der sich als „zweiter ostdeutscher Kanzler nach Angela Merkel“ versteht, sagte dem Narrenvolk seine Unterstützung bei der Interpretation der Närrischen Verordnung zu und erwies sich für die Session als geeigneter „Vorglüher“ des Prinzen. Laut Kabinettsbeschluss berief er den Hauptwachtmeister der Prinzengarde Mona Kossmann zum höchstpersönlichen Adjutanten Sr. Tollität. Ilka Karbach-Gräf, Fähnrich der Rot-Weißen-Husaren steht Ihrer Lieblichkeit bei und der gesamte Hofstaat darf mit der Unterstützung der Adjutanten Jan Eller (Fähnrich der Stadtsoldaten) und Thomas Breil (Major der Blauen Funken rechnen. Seine Tollität Prinz Tubak II, vermittelt mit seinem Motto „Kunterbunt läuft alles rund“, was sein Anliegen ist: „Wir wollen das Prinzenpaar von ganz Andernach sein!“, rief er den Narren zu und betonte, dass in seiner Prinzenkappe und den Narrenkappen der Minister die Vereinsfarben aller Korps zu finden sind. Nachzuvollziehen ist, dass die Möhnen da vernehmbar forderten, die Hofstaatmänner mögen dann aber auch lila Unterwäsche tragen. Stadt- und Funkenkommandant Hans-Peter Klein befehligte die Funkenkanonen-Besatzung, zu Ehren des Tollitätenpaares und der Annenacher Faasenacht Salut zu schießen. Nach einem abschließenden Prinzenlied der „Spruddler“ marschierten die Korps in ihre Vereinslokale, während das Tollitätenpaar im Rahmen eines Empfangs noch die offizielle Proklamationsurkunde und die zahlreichen Glückwünsche der geladenen Gäste entgegennahm.


Zur Person: Das 62. Andernacher Prinzenpaar


Prinz Tubak II. (Sascha Daverkausen): Seine Tollität blickt gerne auf sein 40-jähriges aktives Narrenleben zurück. Schon als „kläiner Panz“ im Kindergartenalter reihte er sich in Unform in den Rosenmontagszug ein. Im Jahr 1981 begleitete er seine Eltern Prinz Tubak I. und Prinzessin Rosemarie II. als Page auf ihrer närrischen Reise. Weitere Hofstaatserfahrungen sammelte er Jahre später als Verkehrsminister. Der heutige Maler und Lackierer und Vorsitzende des Andernacher Verkehrs- und Verschönerungsvereins durchlief aber auch zahlreiche andere Stationen des rheinischen Brauchtums. So wirbelte er zunächst im Kinderballett und später im gemischten Showballett der Prinzengarde über die Bühne und verstärkt seit 12 Jahren die Möhne-Männer. Als aktives Mitglied des Stabsmusikzuges entlockte er 25 Jahre seiner Fanfare vernehmbare Töne oder gab mit Trommel und Pauke den Rhythmus an. Der GERAK diente er acht Jahre als Vizepräsident. Seine närrische Heimat hat der leidenschaftliche FC-Bayern-Fan heute bei den Rot-Weißen Husaren, in denen er sich auf vielfältige Weise einbringt. Prinzessin Jessica I. (Jessica Sattler): Ihre Lieblichkeit zog es schon im Kindergartenalter auf die „kleine“ Bühne. Im Hofstaat ihrer Eltern bewährte sie sich 1998 in Kell als Tanzmariechen und im Jahr 2011 als Hofdame im Andernacher Karneval. Bei den Rot-Weißen-Husaren, denen sie mittlerweile seit zwei Jahrzehnten angehört, gab Jessica 1999 ihr Debüt als Solomariechen und wenig später nahm sie das Showballett in seine Reihen auf. Nachdem sie zunächst einige Jahre das Männerballett betreute, ist sie seit 2014 die Co-Trainerin dieser Truppe. Außerdem unterstützt Jessica als Mitglied der „Sahnehäubchen“ die Organisation des Frauenkaffees und gehört als Geschäftsführerin und Oberleutnant der Rot-Weißen-Husaren dem uniformierten Offizierskorps an. Im „bürgerlichen Leben“ ist die gelernte Reiseverkehrskaufrau u.a. im BAGGERADO Nickenich für die Eventorganisation und einiges mehr verantwortlich. Die Aktivitäten der „närrischen Reisegesellschaft“ kann man im Internet unter www.andernacher-prinzenpaar-2019.de verfolgen. Außerdem findet man in der „Stadtschell“, dem offiziellen Organ des Festausschusses sowie auf den Internetseiten der Karnevalsgesellschaften umfangreiche Informationen zum Andernacher Karneval.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Eine Umleitung wird eingerichtet

Straßenschäden bei Neuwied: L 259 wird voll gesperrt

Neuwied. Im Zeitraum vom 02.04. bis voraussichtlich 19.04.2024 werden Instandsetzungsarbeiten am Überführungsbauwerk der L 259 über die B 42 zwischen Neuwied-Block und Heimbach-Weis durchgeführt. Die Fahrbahnbefestigung im Bereich des Überführungsbauwerks weist erhebliche Schäden in Form von Rissen und Belagsausbrüchen auf. mehr...

Die Betrüger wollten vermeintlich defekte Dachrinnen zu überhöhten Preisen reparieren

Bad Hönningen: Polizei unterbindet illegale Arbeiten

Bad Hönningen. Am gestrigen Nachmittag führten Beamte der Polizei Linz eine Kontrolle an einem Mercedes Vito durch. Dabei stellten sie fest, dass die beiden Insassen im Raum Bad Hönningen Hausbesitzern Reparaturarbeiten an Dachrinnen angeboten hatten, ohne über die erforderliche Reisegewerbekarte zu verfügen. Es kam zu keinem Vertragsabschluss an diesem Tag. mehr...

Regional+
 

- Anzeige -

Ei Ei Ei – Die BLICKaktuell Osterüberraschung

Vom 18. März bis 1. April verstecken sich tolle Gewinnspiele und attraktive Aktionen von Unternehmen aus der Region in unserem Osternest. Seid gespannt, was sich hinter dem nächsten Osterei versteckt. Abonniert auch unsere Kanäle auf Facebook und Instagram, um nichts zu verpassen. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
K. Schmidt:
Danke für das Stichwort Weihnachtsmarkt. Zu diesen wurde, z.B. von der DUH, aber auch einigen Politikern, aufgefordert die Beleuchtung wegzulassen oder zu minimieren. Und am letzten Samstag wurde groß dazu aufgerufen, für eine Stunde soviele Lichter wie möglich abzuschalten, als Zeichen für Klimaschutz...
Julia Frericks:
Die Ramadan-Beleuchtungen in Köln und Frankfurt sind wegweisende Initiativen. Die Lichter sorgen für eine festliche Stimmung, egal welcher Religion ich angehöre. Eine Stimmung, die auch bei vielen Nicht-Christen aufkommt, wenn sie z.B. einen Weihnachtsmarkt besuchen. In Köln ging die Initiative für...
K. Schmidt:
Soviel Geld, wie der Steuerzahler für die kath. Kirchen Jahr für Jahr in die Hand nehmen darf (ich meine nicht den Kirchensteuerzahler, sondern wirklich jeden!), soviel Beleuchtung kann man für die anderen Glaubensrichtungen doch gar nicht aufstellen, sonst schaffen wir die Dunkelheit ja komplett a...

Kreishaushalte in der Krise

K. Schmidt:
Die meisten der Landrätinnen und Landräte gehören doch einer Partei an, die Fraktionen der Kreistage auch. Ein Apell des Landkreistages an die Landesregierung ist nett, aber doch nicht mehr als ein unnötiger Umweg. Die Parteien, die sich auf der Landkreisebene finden, sind am Ende die gleichen, die...
K. Schmidt:
Ich werfe jeden hochkant von meinem Grundstück, der mir etwas von "Wärmenetz" erzählt. Die Nachrichten der letzten Zeit über die Fälle, wo ganze Stadtteile oder Dörfer plötzlich unverschuldet ohne Heizung waren, weil Anbieter pleite oder Netze veraltet waren, reichen mir als Warnung (wer googlen will:...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service