Koptisch-orthodoxe Christen kaufen ehemalige Pfarrkirche St. Albert

Sie war eine Kirche und wird wieder zu einer Kirche

30.12.2019 - 08:24

Andernach. Die ehemalige Pfarrkirche St. Albert wurde Ende November 2018 von Weihbischof Jörg Michael Peters im Rahmen einer viele Gläubige berührenden Feier profaniert (entweiht). Das 64 Jahre alte Gotteshaus erwies sich in den letzten Jahrzehnten im Verhältnis zur Zahl seiner Besucher als zunehmend überdimensioniert. Daher hatte sich die Gemeinde für die alternative Nutzung ihrer benachbarten, zuvor aufwändig sanierten mittelalterlichen Michaelskapelle entschieden.

Die Albertkirche und das anhängende Pfarrhaus wurden zum Verkauf angeboten und einige ideenreiche Bewerber zeigten sich interessiert.

Aufgrund der hohen Auflagen hinsichtlich der künftigen Verwendung des entweihten Kirchengebäudes und die durch den Denkmalschutz bedingten baulichen Einschränkungen blieb jedoch so manches Vorhaben auf der Strecke. „Nachdem der Verwaltungsrat der Kirchengemeinde St. Albert ein Jahr lang in vielerlei Richtungen nach einer passenden Verwendung für die profanierte St. Albert-Kirche gesucht hat, können wir nun mitteilen, dass die Koptische Kirche unsere Kirche übernimmt und als solche weiter nutzen wird“, teilte Pfarrer Stefan Dumont dann kurz vor dem vergangenen Weihnachtsfest den Angehörigen der Pfarreiengemeinschaft in einem „elektronischen Hirtenbrief“ mit.


Koptische und katholische Christen auf einem Areal


Mit der Michaelskapelle und dem Thomas-Becket-Haus am Ort des alten Klosters St. Thomas, auf dessen Grundmauern die Albertkirche errichtet wurde, bleibe der Standort St. Albert in doppelter Hinsicht ein Gottesort in der Stadt Andernach. Dieser würde jetzt auch die Heimat der in Deutschland wachsenden Koptisch-orthodoxen Kirche, führte Stefan Dumont in seinem Gemeindebrief aus. „Es gibt die norddeutsche und süddeutsche Eparchie (Provinz).

Der Bischof der süddeutschen Eparchie ist seit 2013 Abt-Bischof Anba Michael, der seinen Sitz im St. Antonius-Kloster im hessischen Waldsolms-Kröffelbach bei Wetzlar hat. Der dortige Trägerverein ist Käufer der Albertkirche und des Pfarrhauses“, so Stefan Dumont.

Bischof Michael würde einen seiner Priester nach Andernach senden, der im Pfarrhaus wohnen wird und als Seelsorger für die koptischen Christen im Umfeld zwischen Bonn und Koblenz da ist. Sonntags kämen die koptischen Familien zum Gottesdienst und zur Begegnung zusammen.

Die Gemeinde habe bisher einen Ort in der kleinen romanischen Kirche in Koblenz-Güls.

Nach dieser Übergangslösung möchte sie nun in Andernach eine feste Gemeinde mit Kirche und Gemeindezentrum schaffen, berichtet der Pfarrer und stellt in Aussicht, dass die koptische Gemeinde nach der Erfüllung aller Vertragsregularien ihren Gottesdienstbetrieb in St. Albert aufnehmen wird. Dumont: „Wir haben vereinbart, dass wir die Schwestern und Brüder im Glauben stärken und unterstützen wollen.

Die Kopten freuen sich, wenn wir dann auch bei Gelegenheit uns gegenseitig im Gottesdienst besuchen und miteinander den einen Gott, der uns durch Jesus Christus und im Heiligen Geist verbindet, feiern.“


Kopten – diskriminiert und verfolgt


Im Hirtenbrief ihres Pastors erfuhr die Gemeinde auch Wissenswertes zur altorientalischen Religion der koptischen Christen. Im Ursprung führen diese sich zurück auf den Evangelisten Markus, dessen Gemeinde sich von Alexandrien aus ausgebreitet hat. Im 5. Jahrhundert gingen die Kopten dann aus dem Konzil von Nicäa als eigenständige Konfession hervor.

Die katholischen Christen verbindet das große Glaubensbekenntnis mit den Christen der koptischen Kirche. Der geistliche Führer der Kopten ist in der Nachfolge des Evangelisten Markus ebenfalls ein Papst, nämlich derzeit Papst Tawadros II. der seinen Sitz in Kairo hat. Pfarrer Stefan Dumont: „Heute sind die Kopten in der Auseinandersetzung mit dem Islam in Ägypten eine religiöse Minderheit, die unter Diskriminierung und Verfolgung leidet.“ Früher seien koptische Christen nach Europa gekommen, um hier zu studieren oder eine Ausbildung zu machen. Heute seien es eher Flüchtlinge, die einen neuen Anfang und Sicherheit für ihre Familie suchen.

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