Dort wo einst Silos standen: Ein geschichtliches und biologisches Kleinod

Spatenstich für den Historischen Stadtgarten in Andernach

18.04.2018 - 15:40

Andernach. „Gut Ding will manchmal auch Weile haben“, stellte Oberbürgermeister Achim Hütten fest, als er mit Bürgermeister Claus Peitz und der Gartenbautechnikerin Susanne Diewald die Vertreterinnen und Vertreter der Stadtrats-Fraktionen, der Verwaltung und der Perspektive gGmbH zum Spatenstich im Gelände des künftigen „Historischen Garten“ begrüßte. Mit der Gestaltung des 3200 Quadratmeter großen Teilstücks des ehemaligen Weissheimer-Geländes erfährt das Konzept der „Essbaren Stadt“ und die Präsentationspalette der 2000-jährigen Stadtgeschichte eine weitere eindrucksvolle Bereicherung. Die Fertigstellung der Anlage erwartet man im kommenden Jahr.


Neues Leben an historischer Stätte


Achim Hütten blickte zurück auf die langjährige Investorensuche für das ehemalige Gelände der Firma Weissheimer, auf dem ein Archäologen-Team der Generaldirektion Kulturelles Erbe sich immer noch auf den Spuren der Römer bewegt. Seit dem vergangenen Jahr erstellt die Anne-Ehl-Stiftung auf dem zum Rhein gelegenen Teil des Areals einen Gebäudekomplex mit Wohnungen, StartUps und einem Hotel. Das an der Hochstraße umgesetzte Bauvorhaben des Bauvereins steht kurz vor der Fertigstellung. Für den mittleren Geländeteil wurde im Herbst 2016 den zuständigen Ausschüssen ein erstes Planungskonzept vorgestellt. Nach konstruktiven Gesprächen und einigen Veränderungen kommt das konkretisierte Konzept jetzt zur Umsetzung. Oberbürgermeister Achim Hütten dankte dem Rat, für die richtigen Weichenstellungen.

In Anlehnung an den französischen Dichter Victor Hugo, der im Jahr 1840 Andernach als allerliebste Stadt lobte, versprach die mit der Planung beauftragte Burgbrohler Freiraumgestalterin Susanne Diewald: „Die Stadt wird jetzt noch lieblicher“. So machte sie gleich Geschmack auf die zwischen den Neubauten des Bauvereins und dem Bauprojekt der Anne-Ehl-Stiftung entstehende „kleine Oase“. Susanne Diewald bedauerte, dass die römischen Mauerteile zu porös seien, um sie offen präsentieren zu können. Die archäologischen Funde würden daher mit Erde aufgefüllt um sie der Nachwelt zu erhalten. Der „Historische Garten“ werde aber einen Bezug zu den Ausgrabungen haben, die mittelalterlichen Gebäudeteile würden aufgearbeitet und sichtbar bleiben. Andernacher Kulturgut sei somit gesichert. Der „Historische Garten“ bildet eine Symbiose aus historischer Gartenbaukultur und den archäologischen Funden. In Anlehnung an das erfolgreiche Konzept „Essbare Stadt“ werden die Besucher dort auch auf historische Nutzpflanzen treffen.


Was man so in der Römerzeit und im Mittelalter im Garten hatte


Das Areal, zu dem es selbstverständlich behindertengerechte Zugänge geben wird, gliedert sich in den östlichen und höher gelegenen Bereich mit den römischen Funden und den westlichen und tiefer liegenden Bereich mit den mittelalterlichen Mauerresten. Die historischen Elemente werden gestalterisch betont durch moderne und gradlinige Ausstattungselemente wie z.B. Wasserbecken und Beleuchtung. Bei der Pflanzenauswahl wird darauf geachtet, dass Arten und Sorten verwendet werden die zur Römerzeit und im Mittelalter bereits verfügbar waren. Im Römischen Garten sind dies Rasenflächen und Hainbuchenhecken. Die Wegeführung in den Mauern der Therme wird mit blauem Lavendel eingefasst. Zentral wird eine Esskastanie wachsen. Diese Baumart wurde von den Römern nach Deutschland eingeführt. Säulenförmige Elemente wie Wacholder und Dachplatanen strukturieren das Gelände. Die archäologisch vorgefundenen 11 Säulen des Horreums (Lagerhaus) werden durch säulenförmig gewachsenen Wacholder angedeutet, die Mauer durch eine gezielte Wegeführung und Bepflanzung präsentiert. Thematische Inhalte werden durch Pflanzen mit spezifischen Farben visualisiert. So wird z.B. die römische „Fußbodenheizung“ (Hypocaust) durch rote Farbtöne als Wärmeassoziation dargestellt. Im mittelalterlichen Garten symbolisiert der Lindenbaum den klassischen Versammlungsbaum. Auch ein neuer Quellbrunnen wird hier zu finden sein, von der Größe angelehnt an den alten Brunnen an dieser Stelle. Eine Wildrosenhecke stellt die Abgrenzung zur Kirchstraße dar. Informationstafeln, Lichtbildprojektion, eine angedeutete alte Kanaltrasse und einiges mehr, bringen dann ab dem nächsten Jahr den Besucherinnen und Besuchern in entspannter Atmosphäre die alten Zeiten nahe. Das 1,5-Millionen-Euro-Projekt wird mit 70 Prozent aus, für die Städtebausanierung bereitgestellten, Landesmitteln gefördert. -MKA-

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Der Unfallverursacher war alkoholisiert auf der A 48 unterwegs

Lkw-Fahrer schwer verletzt in Führerhaus eingeklemmt

Kehig. Ein 37 Jahre alter LKW-Fahrer befuhr am 22.04.2024 gegen 05:00 Uhr die A 8 in Fahrtrichtung Dreieck Vulkaneifel, kommend aus Richtung Koblenz. Zwischen der Anschlussstelle Polch und Mayen kam der Fahrer von der Fahrbahn ab und kollidierte mit der Mittelschutzplanke. Anschließend verließ er die Autobahn an der Raststätte Elztal-Nord, wo er gegen einen am rechten Fahrbahnrand geparkten Sattelzug stieß und diesen auf einen weiteren vor ihm geparkten Sattelzug schob. mehr...

Regional+
 

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Das THW Ahrweiler übt zusammen mit Grafschafter Feuerwehr

Szenario: Der Asbacher Hof brennt

Ahrweiler. Zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) Grafschaft nahm das Technische Hilfswerk (THW) aus Ahrweiler an einer Brandschutzübung der Feuerwehren der Gemeinde Grafschaft teil. „Auf dem Asbacher Hof brennt es und es werden acht Verletzte vermutet“, war die erste Meldung zu der Brandschutzübung am Rande von Lantershofen. Annähernd 20 Einsatzkräfte des THW aus Ahrweiler unterstützten im... mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Michael Kock:
Man vergisst schnell, dass die Wacholderheiden in der Osteifel vor allem menschengemacht sind. Durch das Plaggen und Schiffeln wurde der karge Boden erst nutzbar gemacht. Vor der Besiedlung war die Wachholderheide ein dichtes Waldgebiet. Heute sind die seltenen Tierarbeiten der Wachholderheide von der...
Amir Samed:
Zum Stand der Forschung: Akasofu, Syun Ichi & Tanaka, Hiroshi L. (2021) zeigen in ihrer Arbeit, dass der Temperaturanstieg, der angeblich von Menschen verursacht wurde, tatsächlich auf PDO (Pazifische Dekaden-Oszillation) und AMO (Atlantische Multi-Dekaden Oszillation) zurückzuführen ist. - In diesem...
juergen mueller:
Die KLIMAKRISE ist kein neues Phänomen. Sie gibt es tatsächlich, ist real u. ist ein Begriff für die ökologische, politische u. gesellschaftliche Krise im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung. Seit dem vergangenen Jahrhundert erwärmt sich das Klima. Das globale Mittel der bodennahen Lufttemperatur...
Amir Samed:
Auch und gerade bei Politikern gilt: Immer bei der Wahrheit bleibe. So gibt es keine, wie auch immer geartete, "Klimakrise"! Es gibt einen Klimawandel an den sich der Menscch, wie schon zu allen Zeiten, anpassen muss! Die sogenannte „Klimakrise“ ist ein Konglomerat aus Vermutungen, Hochrechnungen und...
K. Schmidt:
Wie neutral ist denn ein Wahlleiter, der in der Rede erst noch extra darauf hinweisen muss, dass er da gerade privat und neutral redet? Das ist letztlich ein Paradebeispiel dieses politischen Denkens, dieser politischen Spitzfindigkeit in geschwungenen Reden, was in der Bevölkerung den Eindruck hervor...
Amir Samed:
Das Gute an einer Demokratie sind nicht diejenigen, die Demokratie im Namen führen oder diejenigen, die am lautesten schreien, sondern diejenigen, die Demokratie leben!...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service