Festkonzert entführte das Publikum musikalisch zu den westlichen Nachbarn

Stadtorchester Andernach setzte Zeichen für europäischen Zusammenhalt

07.10.2018 - 14:52

Andernach. Als deutscher Nationalfeiertag erinnert der „Tag der Deutschen Einheit“ an die Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Da das vereinte Deutschland in ein Europa befreundeter Staaten eingebettet ist, besuchte das Stadtorchester Andernach auch in seinem 50. Geburtstagsjahr musikalisch die europäischen Nachbarn. Im Rahmen seines im 16. Jahr dargebotenen Festkonzerts machte das rund 60-köpfige Blasmusik-Ensemble unter anderem Abstecher nach Belgien, Frankreich und Luxemburg. Moderator Helmut Jäger, der in bewährt lockerer Weise durch den Abend führte, gab Hintergrundinformationen zu den präsentierten Werken. Für das Konzert in der voll besetzten Mittelrheinhalle konnte diesmal ein namhafter Gastdirigent aus Luxemburg gewonnen werden. Unter der Leitung von Major Jean-Claude Braun, Chefdirigent der großherzoglichen Militärkapelle Luxemburg, entfaltete sich das Spiel der Musikerinnen und Musiker zu einem beeindruckenden Klang-Erlebnis, das in der begeisterten Ovation des Publikums seinen Ausklang fand. Feierlich und lebensfroh wurden die Zuhörerinnen und Zuhörer in den Abend geführt. Die „Festive Fanfare“, die der Luxemburger Komponist Marco Pütz, in der langen Tradition der sinfonischen Blasmusik seiner Heimat stehend, geschaffen hat, zeigte sich als Spannungsbogen aus leisen und energie-geladenen Passagen. Beschaulich und mit warmen Klangfarben lud das „Lied ohne Wort“ des deutschen Komponisten Rolf Rudin zur meditativen Versenkung ein. Dass Militärmusik auch Aspekte musikalischer Darbietungen umfasst, die über Marschmusik hinausgehen, demonstrierte das Orchester mit dem „Marsch der belgischen Fallschirmspringer“ von Pieter Leemans.


Musikalisches Wohlgefühl und denkwürdige Worte


Leicht, unbeschwert, fröhlich und frech unterhielt das Stück, das der Komponist in nur einer Nacht zu Papier brachte. Bürgermeister Claus Peitz, der sich erfreut zeigte, die Konzertbesucher nach der auf Grund eines Wasserschadens erforderlichen Renovierung wieder in der guten Stube der Stadt begrüßen zu können, erinnerte an die friedliche Revolution vor 28 Jahren, die zur Wiedervereinigung führte. Hinsichtlich der in jüngster Zeit besorgniserregenden gesellschaftlichen Entwicklungen mahnte er: „Wir müssen uns in Position bringen, überall dort wo wir merken, dass unser politisches Wertesystem in eine Schieflage gerät.“ Stellvertretend für die im Partnerland Ruanda weilende Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die die Schirmherrschaft für das Festkonzert übernommen hatte, gratulierte Clemens Hoch dem Stadtorchester Andernach zu seinem Jubiläum. Der Chef der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, dem „Bundesland im Herzen Europas“, rief dazu auf, jeder Einzelne solle dafür eintreten, europäische Werte zu sichern. Politik sei nicht die Demokratie, sondern nur die Organisation dessen, was den Staat ausmache.

Nach den Grußworten verließ das Orchester mit seinem Gastdirigenten für zehn Minuten musikalisch den europäischen Kontinent, um dem Auditorium wahre Glücksmomente zu bescheren. Dem japanischen Komponisten Satoshi Yagisawa ist es gelungen, in seiner „Hymn to he Sun“ mit dramaturgischer Tonsprache Bilder von Leid, Freud und dem Kampf der Natur und des Lebens vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen. Berührender Höhepunkt im klangvollen Wechselspiel der Register war die überraschende vokale Veredelung des instrumentalen Klangkörpers. Yagisawas Tondichtung ließ in vielen Herzen die Sonne aufgehen.


Von den fröhlichen Wellen zur Nationalhymne


Vertraute Klänge nach der Pause: Die Erkennungsmelodie der fröhlichen Wellen von Radio Luxemburg. James Last hatte seine Komposition „Happy Luxemburg“ 1967 dem Sender zum Geburtstagsgeschenk gemacht. Dann führte die musikalische Reise 400 Kilometer weiter. Diesmal reichte ein Akkordeon aus, um gedanklich den Standortwechsel zu vollziehen. Als Michael Speth im Wechselspiel mit dem Blasorchester-Ensemble in die Tasten seines Handzuginstruments griff, rückte die Stadt der Liebe, Paris, näher. Französische Lebensfreude pur entfaltete sich im Medley „Paris Montmartre“. Wieder zurück in Luxemburg: 2017 komponierte Patrick Lux zum 175. Geburtstag der Großherzoglichen Militärkapelle einen Marsch, der bei den Jubiläumsfeierlichkeiten in Luxemburg uraufgeführt wurde. Das Berufsorchester besteht heute aus 60 Musikern und ist ein wichtiger Teil der Luxemburger Armee. Gastdirigent Jean-Claude Braun, seit 2012 Chef des Orchesters, schlug so quasi eine Brücke von seiner Militärkapelle zu den Hobby-Musiker*innen in der Bäckerjungenstadt. „Zugabe“-Rufe und rhythmisches Klatschen verliehen der Begeisterung der Konzertbesucher Ausdruck, als sie sich für ein eindrucksvolles Filmmusikerlebnis bedankten. Imaginär war zuvor Piratenkapitän Jack Sparrow auf der Bühne erschienen, ermöglicht durch das mitreißende Zusammenspiel der Holz- und Blechbläser sowie des Percussion-Teams. Die Filmmelodie des ersten Teils des Kinoschlagers „Fluch der Karibik“ (Komponist: Klaus Badelt) ließ die schwarzen Zeiten des 17. Jahrhunderts aufleben. Abschließend brillierten Marc Podschadly (Trompete) und Christine Karbach (Flügelhorn) mit ihren Solos im Zugabe-Welthit „My Way“. Dem Tag der Deutschen Einheit angemessen, stimmte das Stadtorchester dann die Nationalhymne an. Die vom herausragenden Konzerterlebnis erfüllten Besucher dürften wohl überwiegend der guten Tradition gefolgt sein, für den vom Stadtorchester Andernach benannten guten Zweck zu spenden. Der Erlös in Höhe von 1.151,41 Euro kam in diesem Jahr der Reiner-Meutsch-Stiftung „fly & help“ zu. Im rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda will die Stiftung, dessen Initiator ebenfalls am Konzertabend anwesend war, eine Schule mit dem Namen „Andernach“ eröffnen.

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K. Schmidt:
Ich glaube, innerhalb der anderen Parteien verstehen das sehr, sehr viele. Aber weil die Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene zu sehr befürchten, Macht abzugeben, oder aus anderen unerfindlichen Gründen, nimmt man dort schon gar nicht mehr wahr, was die eigene Parteibasis denkt. Wenn man...
Amir Samed:
Am meisten nutzt es der AfD aber, dass die in Bund und Ländern regierenden Parteien immer noch nicht verstehen wollen, was ihnen die meisten AfD-Wähler mit ihrer Stimmabgabe eigentlich sagen möchten....
K. Schmidt:
Herr Müller: "Die Lüge gehört zum politischen Geschäft... Man mag mit der Politik der vergangenen Jahrzehnte nicht einverstanden sein, was man auch nicht kann..." Richtig erkannt. Nur wen wählt man nun? Und wie stehen Sie zu der von den "Omas" offenbar gefeierten "Brandmauer", die in sehr vielen Konstellationen...
Gabriele Friedrich:
@Amir Samed, Sie sollten besser aufpassen mit ihrem Betondenken der AfD....
Gabriele Friedrich:
Ach die AfD, blamiert sich mittlerweile nur noch und langsam kommen die Straftaten raus. Ist doch hervorragend wie *Krah* sich selber entfernt von den Wahlplakaten, wie Höcke sich schwitzend blamiert mit seinem Geschichtsbuch und er vor Gericht musste. Die Weidel wird auch immer blasser und Chrupalla...
Amir Samed :
@Utz der Bär, ich bevorzuge wissenschaftliche Literatur. ...
Utz der Bär:
@Amir Samed: Glauben Sie ernsthaft, dass mehr als 200 Jahre Industrialisierung spurlos an unserer Umwelt vorbeigegangen sind? Denken Sie doch einfach mal selber nach, anstatt nachzuplappern, was ihnen irgendwelche Pseudo-Schwurbler auf Tiktok oder wo-auch-immer weismachen wollen! Was uns alle noch viel...
Amir Samed :
@juergen mieller, ich habe schon einiges an Niveaulosen und inhaltsleeren gelesen, Sie schaffen es dies noch zu unterbieten. Solange Sie auf dieser Ebene weiter agieren und sich einer sachlichen Diskussion und Argumentation verweigern, bleiben ihnen Antworten von mir erspart. Es ist nie zu spät, lernen...
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