Das Halleluja von St. Albert klingt jetzt aus dem Gemäuer von St. Michael

Von der Not- zur Ersatzkirche

10.12.2018 - 12:05

Andernach. Eine Ironie des Schicksals: Das religiöse Leben der jungen Pfarrei St. Albert begann zur Mitte des vorigen Jahrhunderts in einer „Notkirche“, dem ehemaligen Waschhaus der benachbarten Klinik. Dort erwarteten die Gemeindemitglieder die Vollendung ihrer großen Pfarrkirche. Das spirituelle Miteinander der nur noch wenigen aktiven Pfarrangehörigen wird nun, 64 Jahre später, quasi in einer „Ersatzkirche“ zum Ende geleitet. Das, was der Zahn der Zeit ihrem neuen Gottesdienstort, der St. Michaelskapelle, zugesetzt hatte, konnte durch Sanierung geheilt werden. Die Gesundung des Verlustes an Kirchenbesuchern jedoch ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Auch aus diesem Grund wurde die heute viel zu große Pfarrkirche St. Albert vor gut zwei Wochen aufgegeben. Nachdem Diözesanbischof Dr. Stephan Ackermann am zweiten Advent-Sonntag den kleinen Altar der Kapelle geweiht hat, steht das mittelalterliche Kleinod nun für die regelmäßige Feier der Gemeinde-Gottesdienste zur Verfügung.

Schlicht, aber präsentabel zeigte sich der neue Gottesdienstort seinen ersten Besuchern. Wie erwartet, folgten mehr Gemeindeangehörige, Freunde und Gönner der St. Michaelskapelle der Einladung zur Feier der Altarweihe, als das Gebäude an Personen aufnehmen konnte. Über 100 Gäste nutzten daher die Gelegenheit, im benachbarten Thomas-Becket-Haus dem über Glasfaserkabel übertragenen Geschehen in der Michaelskapelle auf einer großen Leinwand zu folgen und das Pontifikalamt mitzufeiern.

Zwei Kameras verfolgten in der Kapelle die Zeremonie, der Bischof Dr. Stephan Ackermann im Rahmen einer Eucharistiefeier vorstand. Pfarrer Stefan Dumont konnte unter den Gottesdienst-Teilnehmern auch Landrat Dr. Alexander Saftig, Oberbürgermeister Achim Hütten und Bürgermeister Claus Peitz begrüßen. Der katholische Stadtpfarrer war froh, dass der traurigen Profanierungs-Feier in der Albertkirche nun die Freude über die Eröffnung des neuen Gottesdienstortes der Pfarrei folgen konnte. Er dankte allen, die an der Realisierung des dreijährigen Sanierungsprojekts beteiligt waren.

Nach dem Umzug von der Albertkirche in die Michaelskapelle könne der Eindruck gewonnen werden, es sei ein „Zurückkriechen in eine Nussschale“, so Bischof Dr. Stephan Ackermann in seiner Predigt. Er vermittelte seinen Blickwinkel: Es gehe vielmehr um „Konzentration“ in einem angemessenen Raum, eine Konzentration auf die Mitte. Der Ort knüpfe aber auch an die große Glaubensgeschichte in Andernach an und nicht zuletzt an den Ursprung des christlichen Glaubens vor 2000 Jahren. Bischof Ackermann kennt die Albertkirche noch aus seiner Zeit als Schüler des benachbarten Kurfürst-Salentin-Gymnasiums. In der Pfarrkirche habe er auch Schulgottesdienste mitgefeiert, sagte er. Die Michaelskapelle habe er damals zwar wahrgenommen, sie sei jedoch immer verschlossen gewesen, ins Innere habe er nie gesehen. Umso erfreuter zeigte er sich, den Gottesdienst jetzt hier feiern zu können.

Die vom Bischof erstmals am Kapellen-Altar zelebrierte Messe war die wichtigste und allein notwendige Handlung des Weiheakts. Doch schlossen sich traditionell noch weitere Riten an, deren Ursprung zum Teil ins vierte Jahrhundert zurückreichen, darunter die Beisetzung der goldenen Kapsel mit den Reliquien des Heiligen Albertus Magnus in einer Grabhöhle des neuen Altars. Auf dem Basalttisch, den der Bischof zu einem Weihegebet mit Weihwasser besprengte und mit Chrisam salbte, wurde auch Weihrauch verbrannt. Dann wurden die Altarkerzen angezündet.

Für die musikalische Gestaltung des einzigartigen Ereignisses zeichneten die Schola des KSG, die Frauenschola St. Albert sowie die Solisten Werner Heckelmann (Saxophon), Judith Schlenzig (Flöte) und Elke Schäfgen (Orgel) verantwortlich. „Macht hoch die Tür“ klang es zum Abschluss vorweihnachtlich aus dem wiederbelebten Klosterzeugen, der ab jetzt, auf dem Grundstein seiner Vergangenheit, Andernachs Vielfalt an religiösen Orten bereichert.

Die Gemeinde gab im Anschluss einen Empfang in ihrem Pfarrheim. Die Pfadfinderschaft St. Michael hatte dort nicht nur für eine zünftige Suppe gesorgt, sie hielt vor ihrem Zelt auch heißen Lagerpunsch und Kakao bereit. Am Nachmittag blieb die St. Michaelskapelle zur Besichtigung geöffnet. Pfarrei-Gruppen hatten die meditative Gestaltung der Stunden übernommen, deren Abschluss ein Abendlob bildete.

Die regelmäßigen Gottesdienste der Kirchengemeinde finden künftig in der Michaelskapelle jeweils mittwochs um 17 Uhr und sonntags um 18 Uhr statt.

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