Landrat a.D. Rainer Kaul erhält von Ministerpräsidentin Malu Dreyer das Bundesverdienstkreuz

„Fehler machen war nicht meine Stärke!“

„Fehler machen war nicht meine Stärke!“

Rainer Kaul in seiner Funktion als DRK-Präsident mit demehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck und Malu Dreyer.

„Fehler machen war nicht meine Stärke!“

Rainer Kaul ganz privat, hier mitSchwiegersohn und Enkelkindern bei „Wieder ins Tal“.

„Fehler machen war nicht meine Stärke!“

Rainer Kaul mit seiner Partnerin Sabine Busch,Ministerpräsidentin Malu Dreyer und LandtagspräsidentHendrik Hering bei seiner offiziellen Verabschiedung.

Linkenbach/Kreis Neuwied. Rainer Kaul kommt die Dierdorfer Hauptstraße herunter auf den Marktplatz ins Stadtcafé Rosenow, wo wir uns zum Gespräch verabredet haben. Den Blick des Landrats für den Zustand der Kommunen hat er auch im Ruhestand nicht verloren: „Mein Gott, so viele Leerstände! Dabei ist Dierdorf doch eigentlich ein schönes Städtchen!“ Zu aktuellen kommunalpolitischen Themen will er sich nicht mehr äußern. Das überlässt er seinem Nachfolger und den Funktionären in Amt und Würden. Außerdem hat er noch genug zu tun mit seinen Aufgaben für das Deutsche Rote Kreuz, seinen Großvaterpflichten, seinen kulturellen Interessen, sportlichen Aktivitäten und - endlich mal - dem Vergnügen, ein gutes Buch zu lesen. Der Terminkalender von Rainer Kaul ist immer noch voll. „30 Minuten“ hat er sich eingetragen für das Gespräch mit „BLICK aktuell“. Ein weiterer, sehr wichtiger Termin steht auch schon im Kalender: „Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande in der Staatskanzlei in Mainz“! Vier Tage vor Weihnachten, am 20. Dezember, wird die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer Rainer Kaul diese höchste - und für ihn erste staatliche - Auszeichnung persönlich überreichen.

24 Jahre und einen Monat lang war er, bis zu seiner Pensionierung Ende 2017, Landrat für den Kreis Neuwied, zusätzlich zu vielen weiteren Engagements und Ehrenämtern. Worauf ist er heute im Rückblick besonders stolz, wollen wir von ihm wissen. Die Antwort kommt ohne Zögern: „Aufgrund meiner guten Kontakte zur Landesregierung in Mainz war es mir möglich, Millionen Euro an Zuschussmitteln zu organisieren, für Schulbauten, Breitbandausbau und Investitionsprojekte wie Straßenbau.“ Und gab es auch Entscheidungen, die er heute bereut? „Nein, Fehler machen war nicht meine Stärke“, sagt Rainer Kaul im Brustton der Überzeugung. Doch dann räumt er ein: „Ich hätte noch gerne an der Rheinschiene eine integrierte Gesamtschule gehabt. Rheinbrohl wäre ein guter Standort gewesen. Dafür hätte ich vielleicht strammer versuchen müssen, zu kämpfen.“

Jetzt konzentriert der Landrat im Ruhestand seine Energie auf das Deutsche Rote Kreuz: „Ich bin nach wie vor DRK-Präsident in Rheinland-Pfalz und damit Mitglied im DRK-Präsidialrat auf Bundesebene. Dafür werde ich auch noch mal kandidieren, sofern die Gesundheit es mir erlaubt.“ Dem Augenschein nach sollte dem nichts entgegenstehen. Rainer Kaul macht eine stattliche, sportliche Figur. Einmal in der Woche trainiert der 66-Jährige im Fitnessstudio, im Keller seines Hauses in Linkenbach stehen Fahrräder für Straßen-, Trekking- und Mountainbike-Touren. Außerdem halten ihn seine drei, bald vier Enkel und die große Familie auf Trab.

24 Jahre an der Kreisspitze

24 Jahre erster Mann im Kreis Neuwied, mit Fahrer, Mitarbeitern und persönlichen Referenten. Was vermisst der Kommunalpolitiker im „Unruhestand“? Nach kurzem Überlegen sagt er: „Ich vermisse meine Sekretärin, die meine Termine, die immer noch vielfältig sind, abstimmt und koordiniert. Das hatte ich unterschätzt, was es für ein Koordinationsaufwand ist, zum Beispiel sechs oder sieben Leute an einen Tisch zu bekommen.“ Auch die Mitarbeiter in der Kreisverwaltung vermisst er, die Menschen dort, mit denen er über Jahre zusammengearbeitet hat. Aber er treffe viele von denen immer wieder, worüber er sich sehr freut. Kaul: „Da merkt man, ob die Leute einem aus dem Weg gehen oder nicht. Ich habe bisher immer registriert, dass sie auf mich zukommen. Ich habe mich immer bemüht, berechenbar zu sein. Und ich habe mich nicht in die erste Reihe gestellt, sondern diejenigen nach vorne geholt, um die es in der jeweiligen Situation ging. Bescheidenheit, Berechenbarkeit und eher die leisen als die lauten Töne, das würde ich als meine Stärken bezeichnen.“ Kaul schildert Situationen, wo heute noch in der Stadt Bürger auf ihn zugehen, und sich bei ihm für seine Arbeit bedanken.

DRK-Präsident Rainer Kaul

Zu den Tätigkeiten als DRK-Präsident zählt auch die Arbeit als Aufsichtsratsvorsitzender der DRK-Krankenhausgesellschaft mit 14 Krankenhäusern, die immer noch viel Zeit des Pensionärs in Anspruch nimmt. Dazu gehören die Krankenhäuser in Neuwied, Hachenburg, Kirchen, Altenkirchen und Asbach. Außerdem steht er an der Spitze des Aufsichtsrates des Blutspendedienstes West in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Kaul: „Das ist ein Riesenunternehmen!“

Ehrenamtler mit Engagement und Freude an der Arbeit

In Neuwied kümmert sich Rainer Kaul als stellvertretender Vorsitzender um die Stiftung Rommersdorf und im Vorstand um den Neuwieder Zoo. „Diese Arbeit macht Riesenspaß“, so der Landrat a.D.. Und dann kann er es im Gespräch doch nicht lassen, sich zur aktuellen Tagespolitik zu äußern. Die heiß diskutierte Frage, ob auch kleine Landkreise, wie zum Beispiel Cochem-Zell und Daun fusionieren sollten, beantwortet er mit einem klaren „Ja“. Ebenso Verbandsgemeinden wie Dierdorf und Puderbach. Kaul: „Ich bedauere es sehr, dass dies bisher nicht geglückt ist. Ich bin auch nach wie vor der Meinung, dass die drei Verbandsgemeinden Unkel, Linz und Bad Hönningen an der Rheinschiene fusionieren sollten. Was die Landkreise angeht: Vieles hat sich technisch und EDV-mäßig sehr verändert - wann kommen denn mal Bürger in eine Verbandsgemeindeverwaltung? Seien wir doch mal ehrlich: Vieles lässt sich über das Internet abwickeln. Der Bürger erwartet zu Recht heute, dass die Verwaltung wirtschaftlich arbeitet. Hinzu kommt, dass in Zeiten von Personalmangel gute Mitarbeiter für eine kleine Verwaltung kaum noch zu bekommen sind. Die suchen etwas mit Aufstiegsmöglichkeiten. Aus all´ diesen Gründen muss man in größeren Einheiten denken. Übrigens: Das momentan so heftig kritisierte Gutachten zur Verwaltungsreform wurde im Landtag von allen Fraktionen einstimmig in Auftrag gegeben. Jetzt muss es auch gemeinsam umgesetzt werden. Wer A sagt, muss auch B sagen!“