Ministerpräsidentin Malu Dreyer besuchte ATW Assembly & Test Europe im Rahmen von „Märkte im Focus“

„Rheinland-Pfalz hat sich zu einem Industriestandort entwickelt“

27.04.2015 - 12:08

Neuwied . Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Märkte im Focus“ stellte das Neuwieder WirtschaftsForum (WiFo) einen „Champion in den Focus“ - so der Titel der Veranstaltung. Bei allem Bedauern über den kontinuierlichen Arbeitsplatzverlust bei traditionsreichen Neuwieder Industrieunternehmen wird häufig übersehen, dass es auch positive Entwicklungen gibt. Eine davon ist ATW Assembly & Test Europe GmbH im Gewerbegebiet Friedrichshof. Davon machte sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer ein Bild.

Anschließend stellte sie sich den Neuwieder Wirtschaftsvertretern in einer Podiumsdiskussion. „Wir sind ein bisschen anders, aber wunderschön“, begrüßte ATW Geschäftsführer und WiFo Vorstand Thomas Wildt die Gäste. Darunter waren Landrat Rainer Kaul, Oberbürgermeister Nikolaus Roth, Landtagsmitglied Fredi Winter und weit über 100 führende Köpfe heimischer Unternehmen.

Thomas Wildt stellte den Maschinenbauer ATW, eine Tochter der weltweit agierenden kanadischen ATW-Gruppe (eine Milliarde Dollar Umsatz und 3.500 Mitarbeiter an 27 Produktionsstandorten) vor. Der Standort Neuwied sei in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Und so soll es weiter gehen. Die 40 Millionen Euro Umsatz sollen bis 2018 auf 50 Millionen Euro gesteigert werden. 60 Prozent der Umsätze werden im Ausland generiert. Verkauft werden hauptsächlich Produktions- und Messanlagen für die Automobilindustrie. „Wir haben uns ein solides Wachstum auf die Fahnen geschrieben“, unterstrich Thomas Wildt. Zehn Prozent EBIT werden in Neuwied erwirtschaftet. 165 Mitarbeiter inklusive Auszubildende sind beschäftigt. Die Bezeichnung „Mitarbeiter“ hört Thomas Wildt nicht gern. Er spricht lieber von Kolleginnen und Kollegen. Er legt Wert darauf, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Dafür spricht, dass mehrere Mitarbeiter seit 40 Jahren beschäftigt sind. Seine Dankbarkeit sprach er dem Vermieter der Immobilie, Erhard Hassel, aus. In der Wirtschaftskrise 2008 hätten sich dessen Weitsicht und Vertrauen gezeigt. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, zehn Prozent Auszubildende zu haben“, sagt Thomas Wildt.

Barbara Harnischfeger vom Südwestfunk moderierte die Talkrunde, in der sich der ATW Geschäftsführer, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und die WiFo Ehrenvorsitzende Brigitte Ursula Scherrer gegenübersaßen. Rheinland-Pfalz, so Malu Dreyer, habe sich zu einem Industriestandort entwickelt. Zu verdanken sei dies dem Maschinenbau und der Life-Science. Positive Entwicklungen gebe es darüber hinaus im Bereich der Software-Entwicklung. „Unser Ziel ist es, die Innovationsfreude voranzutreiben“, verkündete die Ministerpräsidentin. Thomas Wildt wünscht sich, dass sein Unternehmen an Förderprogrammen des Landes teilnehmen kann. Das ließen die EU-Bestimmungen für ein konzernabhängiges Unternehmen nicht zu, erklärte Malu Dreyer. Barbara Harnischfeger fragte, wo denn ATS seine Steuern zahle? „Der Großkonzern versucht seine Abgaben zu poolen“, erklärte Thomas Wildt. Er verwies darauf, dass immerhin die Beschäftigten Lohnsteuer abführen. Einmal hatte sein Unternehmen Unterstützung vom Land erfahren. Das war in der Krise 2008, in der vor allem der Automobilbereich zu ächzen hatte. Als sich ATW refinanzieren musste und Banken abwinkten, sprang die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz ein. Thomas Wildt sprach der Ministerpräsidentin dafür seinen Dank aus.

Das Breitbandnetz ist für eine moderne Wirtschaft unerlässlich. Malu Dreyer berichtete von den Bemühungen und Unterstützungen der Landesregierung, den Ausbau im ländlichen Raum voranzutreiben. „Dabei dürfen die Städte aber nicht vergessen werden“, wandte Brigitte-Ursula Scherrer ein. Sie bezeichnete den prinzipiell wunderbaren Standort Neuwied als „Diaspora“ in Sachen schneller Datentransfer. Die Ministerin zeigte sich überrascht, aber versprach zu helfen. Das Thema „Fachkräfte“ durfte in der Gesprächsrunde nicht fehlen. Sorgen bereitet dies Thomas Wildt nicht. „Wir müssen einfach damit umgehen“, erklärte er und verwies auf die Ausbildungsquote und Weiterqualifizierungsprogramme. Malu Dreyer nickte zustimmend und unterstrich, dass sich die Betriebe um Attraktivität bemühen müssten. Das Land selbst könnte nur bedingt etwas tun - etwa durch den Kampf für ein Einwanderungsgesetz, durch das die Neubürger schneller in Arbeit kommen könnten. Ihren Fokus richtet die Landesregierung auf junge Leute ohne Abschluss. Dort gebe es ebenso ein Potenzial für Fachkräfte wie bei Frauen. „Hier liegt noch ein erhebliches Erwerbspotenzial. Es sind zu viele Frauen nur in Teilzeit“, so Malu Dreyer. Abschließend gratulierte sie ATW zur neuen Produktionshalle. „Mit der Einweihung haben wir extra bis heute gewartet“, schmunzelte Thomas Wildt. Ihr Kompliment sprach sie dem Unternehmen zur Sozialpartnerschaft, also der Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat, aus. Ein gutes Betriebsklima sei für die jungen Leute heutzutage von wichtiger Bedeutung.

Als Abschluss der „Märkte im Focus“ stand der spannende Vortrag von Berater, Moderator und Trainer Thomas Laufenberg auf dem Programm. Sein Thema lautete: „Was macht Manager erfolgreich?“. Zum humorigen Abschluss gab er den Unternehmen acht Tipps auf den Weg, wie man im Unternehmen einen absoluten Stillstand erreicht. Das Schlusswort des Tages sprach Heinz-Peter Gütler aus dem WiFo Vorstand. Er dankte ATW für die Ausrichtung, Malu Dreyer für den Besuch und Brigitte-Ursula Scherrer für die Organisation der Veranstaltung.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Regional+
 

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Jürgen Schwarzmann :
Für alle Betroffenen im Ahrtal ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft schwer nachzuvollziehen. Ich hätte mir schon gewünscht, dass das Verfahren eröffnet worden wäre um so in einem rechtsstaatlichen Verfahren und einer ausführlichen Beweisaufnahme die Schuld bzw. Unschuld festzustellen. Die Entscheidung...
K. Schmidt:
Wenn ich das richtig sehe, gab es, bevor der Landkreis/Landrat die Einsatzleitung übernahm bzw. übernehmen musste, doch auch in den einzelnen Kommunen schon Leiter. Die staatsanwaltschaftlichen Arbeiten beziehen sich wohl nur auf Landrat bzw. dessen Kreisfeuerwehrleiter. Heißt das, darunter haben Herr...
K. Schmidt:
In der Pressekonferenz ging man auch auf die Warnungen und Hinweise dort, wo es sie gab, ausführlicher ein. So wurden Feuerwehrleute mancherorts belächelt, ignoriert, gar beschimpft. Dann frage ich mich, was soll dann irgendwer noch anderes tun? Wie will man denn jemanden regelrecht evakuieren, der...
Amir Samed:
Es sind nicht die Migranten, die Deutschland über Gebühr belasten, im Gegenteil, es sind die falschen, die mutwillig falsch hereingelassenen Migranten, und es sind die richtigen, die integren, fleißigen Migranten, die versuchen, mit den restlichen Deutschen dagegenzuhalten....
juergen mueller:
Liebe Frau Friedrich. Den werden weder Sie noch meine Wenigkeit überzeugen, ändern noch zum Schweigen bringen, einen, der doch fast nur von (vielleicht) klugen Sprüchen/Zitaten anderer lebt, das Internet auf der Suche nach Informationen durchforstet, die seine/r Meinung entsprechen/unterstützen u....
Amir Samed:
Zum Kommentar von Gabriele Friedrich einige (kluge) Worte von Margaret Thatcher: „Je lächerlicher, weit hergeholter und extremer ihre Versuche sind, uns zum Schweigen zu bringen, desto mehr freue ich mich darüber“...
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service