Ministerpräsidentin Malu Dreyer besuchte ATW Assembly & Test Europe im Rahmen von „Märkte im Focus“

„Rheinland-Pfalz hat sich zueinem Industriestandort entwickelt“

„Rheinland-Pfalz hat sich zu
einem Industriestandort entwickelt“

Eine lebendige Diskussion führte Barbara Harnischfeger (r.) mit Brigitte Ursula Scherrer (v.l.), Malu Dreyer und Thomas Wildt.

„Rheinland-Pfalz hat sich zu
einem Industriestandort entwickelt“

ATW Geschäftsführer Thomas Wildt erklärte Malu Dreyer und OB Nikolaus Roth den Fertigungsprozess.

„Rheinland-Pfalz hat sich zu
einem Industriestandort entwickelt“

Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Gespräch mit Landrat Rainer Kaul und Oberbürgermeister Nikolaus Roth. FF

Neuwied. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Märkte im Focus“ stellte das Neuwieder WirtschaftsForum (WiFo) einen „Champion in den Focus“ - so der Titel der Veranstaltung. Bei allem Bedauern über den kontinuierlichen Arbeitsplatzverlust bei traditionsreichen Neuwieder Industrieunternehmen wird häufig übersehen, dass es auch positive Entwicklungen gibt. Eine davon ist ATW Assembly & Test Europe GmbH im Gewerbegebiet Friedrichshof. Davon machte sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer ein Bild.

Anschließend stellte sie sich den Neuwieder Wirtschaftsvertretern in einer Podiumsdiskussion. „Wir sind ein bisschen anders, aber wunderschön“, begrüßte ATW Geschäftsführer und WiFo Vorstand Thomas Wildt die Gäste. Darunter waren Landrat Rainer Kaul, Oberbürgermeister Nikolaus Roth, Landtagsmitglied Fredi Winter und weit über 100 führende Köpfe heimischer Unternehmen.

Thomas Wildt stellte den Maschinenbauer ATW, eine Tochter der weltweit agierenden kanadischen ATW-Gruppe (eine Milliarde Dollar Umsatz und 3.500 Mitarbeiter an 27 Produktionsstandorten) vor. Der Standort Neuwied sei in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Und so soll es weiter gehen. Die 40 Millionen Euro Umsatz sollen bis 2018 auf 50 Millionen Euro gesteigert werden. 60 Prozent der Umsätze werden im Ausland generiert. Verkauft werden hauptsächlich Produktions- und Messanlagen für die Automobilindustrie. „Wir haben uns ein solides Wachstum auf die Fahnen geschrieben“, unterstrich Thomas Wildt. Zehn Prozent EBIT werden in Neuwied erwirtschaftet. 165 Mitarbeiter inklusive Auszubildende sind beschäftigt. Die Bezeichnung „Mitarbeiter“ hört Thomas Wildt nicht gern. Er spricht lieber von Kolleginnen und Kollegen. Er legt Wert darauf, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Dafür spricht, dass mehrere Mitarbeiter seit 40 Jahren beschäftigt sind. Seine Dankbarkeit sprach er dem Vermieter der Immobilie, Erhard Hassel, aus. In der Wirtschaftskrise 2008 hätten sich dessen Weitsicht und Vertrauen gezeigt. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, zehn Prozent Auszubildende zu haben“, sagt Thomas Wildt.

Barbara Harnischfeger vom Südwestfunk moderierte die Talkrunde, in der sich der ATW Geschäftsführer, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und die WiFo Ehrenvorsitzende Brigitte Ursula Scherrer gegenübersaßen. Rheinland-Pfalz, so Malu Dreyer, habe sich zu einem Industriestandort entwickelt. Zu verdanken sei dies dem Maschinenbau und der Life-Science. Positive Entwicklungen gebe es darüber hinaus im Bereich der Software-Entwicklung. „Unser Ziel ist es, die Innovationsfreude voranzutreiben“, verkündete die Ministerpräsidentin. Thomas Wildt wünscht sich, dass sein Unternehmen an Förderprogrammen des Landes teilnehmen kann. Das ließen die EU-Bestimmungen für ein konzernabhängiges Unternehmen nicht zu, erklärte Malu Dreyer. Barbara Harnischfeger fragte, wo denn ATS seine Steuern zahle? „Der Großkonzern versucht seine Abgaben zu poolen“, erklärte Thomas Wildt. Er verwies darauf, dass immerhin die Beschäftigten Lohnsteuer abführen. Einmal hatte sein Unternehmen Unterstützung vom Land erfahren. Das war in der Krise 2008, in der vor allem der Automobilbereich zu ächzen hatte. Als sich ATW refinanzieren musste und Banken abwinkten, sprang die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz ein. Thomas Wildt sprach der Ministerpräsidentin dafür seinen Dank aus.

Das Breitbandnetz ist für eine moderne Wirtschaft unerlässlich. Malu Dreyer berichtete von den Bemühungen und Unterstützungen der Landesregierung, den Ausbau im ländlichen Raum voranzutreiben. „Dabei dürfen die Städte aber nicht vergessen werden“, wandte Brigitte-Ursula Scherrer ein. Sie bezeichnete den prinzipiell wunderbaren Standort Neuwied als „Diaspora“ in Sachen schneller Datentransfer. Die Ministerin zeigte sich überrascht, aber versprach zu helfen. Das Thema „Fachkräfte“ durfte in der Gesprächsrunde nicht fehlen. Sorgen bereitet dies Thomas Wildt nicht. „Wir müssen einfach damit umgehen“, erklärte er und verwies auf die Ausbildungsquote und Weiterqualifizierungsprogramme. Malu Dreyer nickte zustimmend und unterstrich, dass sich die Betriebe um Attraktivität bemühen müssten. Das Land selbst könnte nur bedingt etwas tun - etwa durch den Kampf für ein Einwanderungsgesetz, durch das die Neubürger schneller in Arbeit kommen könnten. Ihren Fokus richtet die Landesregierung auf junge Leute ohne Abschluss. Dort gebe es ebenso ein Potenzial für Fachkräfte wie bei Frauen. „Hier liegt noch ein erhebliches Erwerbspotenzial. Es sind zu viele Frauen nur in Teilzeit“, so Malu Dreyer. Abschließend gratulierte sie ATW zur neuen Produktionshalle. „Mit der Einweihung haben wir extra bis heute gewartet“, schmunzelte Thomas Wildt. Ihr Kompliment sprach sie dem Unternehmen zur Sozialpartnerschaft, also der Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat, aus. Ein gutes Betriebsklima sei für die jungen Leute heutzutage von wichtiger Bedeutung.

Als Abschluss der „Märkte im Focus“ stand der spannende Vortrag von Berater, Moderator und Trainer Thomas Laufenberg auf dem Programm. Sein Thema lautete: „Was macht Manager erfolgreich?“. Zum humorigen Abschluss gab er den Unternehmen acht Tipps auf den Weg, wie man im Unternehmen einen absoluten Stillstand erreicht. Das Schlusswort des Tages sprach Heinz-Peter Gütler aus dem WiFo Vorstand. Er dankte ATW für die Ausrichtung, Malu Dreyer für den Besuch und Brigitte-Ursula Scherrer für die Organisation der Veranstaltung.