Gesundheitsministerium stellte neues Konzept für die chirurgische Abteilung des Adenauer Krankenhauses vor

Äußerungen des Ministeriums sorgen für Unverständnis

Von Von Daniel Robbel

Äußerungen des Ministeriums sorgen für Unverständnis

Bei verschiedenen Aktionen zeigten sich die Bürger unzufrieden mit der Entwicklung des Krankenhausstandortes Adenau. Foto: Archiv/CRO

Adenau. „Das chirurgische Angebot im Krankenhaus Adenau ist gesichert“ – so lautete die Aussage einer Presseveröffentlichung des Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demographie aus Mainz vom 18. Dezember. Die Behörde befinde sich im engen Austausch mit dem Träger des Krankenhauses, der Marienhaus Kliniken GmbH mit Sitz in Waldbreitbach, den kommunalen Verantwortlichen vor Ort sowie der Bürgerinitiave, die sich zum Erhalt des Krankenhauses einsetze, heißt es in dem Schreiben. Das Ziel der Beratung sei, eine bedarfgerechte und der tatsächlichen Inanspruchnahme der Patienten angepasste Versorgung sicherzustellen. Nun präsentierte Ministerin Sabine Bätzing-Lichenthäler das Ergebnis: Am Standort Adenau sollen künftig kleinere chirurgische Eingriffe jeweils einmal wöchentlich durchgeführt werden. Eine chirurgische Praxis soll sich um orthopädisch-chrirurgische Notfälle kümmern. Hilfe in Notfallsituationen soll zukünftig von einer interdisziplinären Station übernommen werden. Bätzing-Lichtenthäler zeigt sich über die Entwicklung zufrieden. „Ich bin froh, dass es gelungen ist, in Adenau auch im nächsten Jahr ein chirurgisches Angebot vorzuhalten“, sagt Bätzing-Lichtenthäler. Patienten in lebensbedrohlichen Situationen – nach Verkehrsunfällen oder Schlaganfällen beispielsweise – sollen „in aller Regel wie bisher auch“ in größere Krankenhäuser in der Region gebracht werden. Die Ministerin betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit eines Notarztstandortes in Adenau. Um die gesundheitliche Versorgung auch in den ländlichen Regionen in Rheinland-Pfalz zukünftig zu gewährleisten, müsse man „neue Wege gehen“, fügt Bätzing-Lichtenthäler hinzu.

„Angebot entspricht nicht der Erwartungshaltung“

Diese neuen Wege stoßen außerhalb des Mainzer Ministeriums auf wenig Gegenliebe. So auch bei den kommunalen Verantwortlichen. Landrat Dr. Jürgen Pföhler, VG-Bürgermeister Guido Nisius und Stadtbürgermeister Arnold Hoffmann zeigen sich enttäuscht. „Das Angebot entspricht nicht der Erwartungshaltung“, heißt es in einem gemeinsamen Statement. Der Grund: Es sei nicht gelungen, die vollstationäre chirurgische Hauptfachabteilung aufrecht zu erhalten. Pföhler, Nisius und Hoffmann sprechen von einer vertanen Chance. Dies bezöge sich nicht nur auf die medizinische Versorgung vor Ort. Hätte man eine angemessene Lösung gefunden, hätte das Adenauer Krankenhaus angesichts gravierender Veränderungen im Gesundheitswesen als Modelllösung dienen können. Durch die jetzige Entwicklung habe man sich jedoch eine Menge Vertrauen besonders bei den Bürgern verspielt. Nun verlange man, dass das neue Konzept von der Marienhaus Kliniken GmbH zeitnah umgesetzt werde. Dennoch habe man Erfolge erreichen können. So begrüße man, dass es gelungen sei, die Notarztversorgung in Adenau zu sichern, die seit Beginn des neuen Jahres vom Roten Kreuz im Rettungsdienstbezirk Koblenz übernommen wurde. Dies gelang nach intensiven Bemühen des Landrats im Kreis Mayen-Koblenz, Dr. Alexander Saftig, und der Initiative „Unser Notarzt“. Die nun vorliegende Lösung sei die bessere Lösung als eine Komplettschließung, heißt es in dem Schreiben.

Horst Gies stellt Kleine Anfrage

Auch Horst Gies, Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Bad Neuenahr-Ahrweiler, der auch Adenau einschließt, setzt sich für das Krankenhaus ein. Gies stellte am 3. Januar eine Kleine Anfrage an die Landesregierung. Das Landtagsmitglied möchte unter anderem in seinem Antrag wissen, ob die Grund- und Regelversorgung für das laufende Jahr gesichert sei und ob die chirurgische Tagesambulanz ein geeignetes Instrument wäre, den Anforderungen der Bevölkerung an medizinischer Versorgung gerecht werde.

Bürgerinitiative ist sauer

Mit den Ausführungen Bätzing-Lichtenthälers sind auch die Mitglieder der „Bürgerinitiative zum Erhalt des St.-Josef-Krankenhauses“ alles andere als einverstanden. In einem Leserbrief machte sich die Initiative Luft und nahm die Aussage aus Mainz mit Unverständnis und Entsetzen auf. „Sozial geht anders“, heißt es in dem Schreiben. Aufgrund zahlreicher Großveranstaltungen auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde Adenau, einem hohen Aufkommen von Verkehrs-, Haushalts- und Betriebsunfällen könne ein Angebot wie es seitens des Gesundministeriums geplant sei, den Bedarf nicht annähend decken. Harsche Kritik hagelt es für die Trägergesellschaft der Marienhaus Kliniken GmbH. Laut der BI habe ein Vertreter der Gesellschaft nämlich den Grund für die jetzige Misere in der Politik gesehen. „Sind Menschenleben egal?“, fragt die Bürgerinitiative und mutmaßt, dass finanzielle Interessen im Vordergrund stünden.

Besonders bitter sei für die BI, dass die Reduzierung des chirurgischen Angebots von Ministerin Sabine Bätzing-Lichthäler als Erfolg verkauft würde. Die Sprecher der Bürgerinitiative sind der Meinung, dass die jetzige Reduzierung des Angebots den Weg für eine endgültige Schließung des Krankenhauses ebnen werde. Das wolle man nicht zulassen.

Die BI verfolgt ihr Ziel, das Krankenhaus zu erhalten, mit einigem Engagement. Die hohe Beteiligung der Bürger bei verschiedenen Protestveranstaltungen zeigt den Kampfeswillen in Adenau (BLICK aktuell berichtete). Auch auf der Social Media-Plattform Facebook werden die Ziele und Interessen der Bürgerinitiative mit Nachdruck vertreten.

Auch Bernd Schiffahrt, Vorsitzender des Fördervereins des Krankenhauses, äußert deutliche Kritik an der neuerlichen Entwicklung. Für Schiffahrt sei eine mögliche Krankenhausreform außer Kontrolle geraten und „das Gesundheitsministerium und die Marienhaus Holding vom rechten Weg gründlich abgekommen zu sein.“ Für den Vorsitzenden stelle sich die Frage wie ein „noch nicht gefundener Chirurg in einer noch nicht eingerichteten Praxis“ die komplette bisherige Abteilung Chirurgie einschließlich der Anästhesie übernehmen solle.

Insbesondere die Bürgerinitiative hofft nun auf eine weitere und positivere Entwicklung der Sachlage. Mit der Ist-Situation gebe man sich keinesfalls zufrieden. „Wir werden unseren Kampf für den Erhalt des Krankenhauses weiterführen“, heißt es in dem Schreiben abschließend. Außerdem wünsche man sich für die Zukunft wahrheitsgemäße Informationen aller Beteiligten.