Andernacher Stadtrat tagte

Aktuelle Situation trübt Freudeüber das Erfolgsprojekt „Geysir“

Andernach. Zum zweiten Mal nach dem Corona-Lockdown tagte der Andernacher Stadtrat am vergangenen Donnerstag in der Mittelrheinhalle, da die Einhaltung des notwendigen Mindestabstand im Ratssaal des Historischen Rathauses nicht möglich ist. Themen waren unter anderem die Jahresabschlüsse 2019 der Tochtergesellschaften sowie verschiedene Bebauungspläne. In normalen Zeiten wäre insbesondere der Jahresabschluss der Gesellschaft Geysir.info für die Ratsmitglieder ein Grund zur Freude gewesen. Rund 142.964 Gäste besuchten den Geysir im vergangenen Jahr. Damit wurde der Besucherrekord mit rund 1.300 Gästen mehr als im Jahr 2018 wieder einmal getoppt. Doch die aktuelle Situation trübte die Stimmung erheblich. Durch die Corona-Pandemie konnte der Geysir erst vor zwei Wochen seinen diesjährigen Betrieb aufnehmen, und dass lediglich eingeschränkt im sogenannten Zweiklang. Während das Schiff inzwischen wieder fährt und der Geysir sprudelt, bleibt die Ausstellung geschlossen. „Das abgelaufene Wirtschaftsjahr wird wahrscheinlich für lange Zeit das vorerst letzte mit positiven Zahlen sein“, befürchtet die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Bärbel Schäfgen.“ Die Befürchtungen teilen ihre Ratskollegen parteiübergreifend. „Wir können stolz auf das Erreichte nach zehn Jahren sein“, betont Jens Groh (SPD), dennoch wird Covid 19 Spuren hinterlassen“, bedauert Groh, dass die neue Ausstellung, in die im Winter kräftig investiert wurde, niemand zu sehen bekommt. FWG-Fraktionsvorsitzender Hartmut Dressel, hingegen hofft, dass aus der neuen Normalität wieder die alte wird und der Geysir wie gewohnt, wieder zahlreiche Gäste in die Stadt lockt.

Dass die Ausstellung nicht geöffnet werden kann, liegt vor allen an den engen Räumlichkeiten, in denen es nicht möglich ist, die Abstandsregeln laut Covid19-Verorndung umzusetzen. Für die CDU-Fraktion im Rat ist der Platzmangel im Geysir-Infozentrum schon längst ein leidiges Thema. „Bereits seit geraumer Zeit müssen Schulklassen und Gruppen auf Alternativen, wie beispielsweise im Haus der Familie oder in der Stadthaus-Galerie zurückgreifen. Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist dieser Dauerzustand unzumutbar“, betont Schäfgen. Dieses Dilemma müsse ein Ende finden.

Andernach.net -„Zahlen

werden katastrophal“

Mit einem Jahresfehlbetrag von 514.732 Euro schließt die Gesellschaft Andernach.net das Geschäftsjahr 2019 ab. Der Fehlbetrag habe sich zwar um 18.000 Euro gegenüber 2018 reduziert, dennoch liege aufgabenbedingt eine Erhöhung gegenüber dem Plan 2019 von 24.000 Euro vor. „Bei Andernach.net haben wir uns an Negativ-Zahlen gewöhnt“, kommentiert FWG-Fraktionsvorsitzender Hartmut Dressel das Ergebnis „Da werden wir auch in Zukunft nicht rauskommen.“ Gespannt sei man, wie die Geschäftsentwicklung in diesem Jahr beziehungsweise in den Folgejahren aussehen wird. „Die Zahlen werden katastrophal“, befürchtet Oberbürgermeister Achim Hütten.

„Die Innenstadt hat durch den First Friday eine deutliche Aktivierung erfahren und auch das Gästemagazin bringt deutlichen Mehrwert“, betont Jens Groh (SPD). So sei im siebten Jahr in Folge eine Steigerung der Gästezahlen und Übernachtungen zu verzeichnen. Es sei jedoch unklar, wie sich Covid 19 weiter auswirke. Zumindest in diesem und im darauffolgenden Jahr sei nicht mit solchen Zahlen zu rechnen. „Rekordzahlen wie Gästeanzahl, Schiffsanlegen, Stadtführungen rücken Corona-bedingt wahrscheinlich in weite Ferne“, ist auch Bärbel Schäfgen (CDU) überzeugt. Dennoch sei dies kein Grund, bestehende Sachverhalte anzugehen beziehungsweise aufzuarbeiten“, betont die Christdemokratin. Leerstände in der Innenstadt sowie eventuell weitere Geschäftsschließungen, werfen die Frage auf, ob genügend Man-Power vorhanden sei, sich diesem Thema zu widmen. Auch für die Stadthaus-Galerie, in der sich lediglich noch zwei Einzelhändler befänden, sei keine Lösung in Sicht. Arbeit, die möglicherweise ein City-Management übernehmen könne, verweist Schäfgen auf einen Vorschlag der CDU aus dem Jahr 2019, der jedoch nicht beantragt wurde. Bedingt durch die aktuell angespannte Haushaltslage verzichte die CDU auch in diesem Jahr darauf, ein City-Management zu beantragen, behalte dies aber auf ihrer Agenda. Hartmut Dressel (FWG), dem vor allem die digitale Darstellung der Stadt fehlt, setzt auf eine Andernach-App. „Wir müssen digital deutlich mehr Gas geben, um den Anschluss nicht zu verlieren“, so Dressel.

Immer mehr Andernacher

setzen auf Bäckerjungen-Strom

Die Stadtwerke Andernach konnten auch im Jahr 2019 ein positives Jahresergebnis erwirtschaften. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr konnte mit „Hafen, Energie und mehr“ ein Ergebnis nach Steuern von rund 825.000 Euro erreicht werden. Das Ergebnis liegt damit deutlich über dem Planergebnis von rund 200.000 Euro. Neben den 200.000 Euro, die die Stadtwerke an die Stadt Andernach ausschütten, freute sich Oberbürgermeister Achim Hütten vor allem darüber, dass die Stadt Neuwied die Klage wegen Lärmbelästigung durch den Andernacher Hafen zurückgezogen hat. „Dank der guten Kooperationsbereitschaft beider Städte konnte ein Kompromiss gefunden werden“, so Hütten.

Wesentlichen Einfluss auf das positive Gesamtergebnis der Stadtwerke hat die Tochtergesellschaft Stadtwerke Andernach Energie GmbH. Das Betriebsergebnis vor Gewinnabführung lag mit 1.222.586 Euro um rund 95.000 Euro über dem Planwerten.

Die positive Entwicklung im Energiebereich zeigt sich auch an der Entwicklung der Kundenzahlen. Die Stadtwerke belieferten in 2019 mehr als 10.000 Lieferstellen mit Bäckerjungen-Strom oder Bäckerjungengas. So wurden die Vertriebsmengen um mehr als 20 Prozent gesteigert.

Der operativ größte Betriebszweig der Stadtwerke, der Rheinhafen, erholte sich im Geschäftsjahr vom Rückgang der Gütermenge des Vorjahres und konnte eine Jahresmenge von rund 3.000.000 Tonnen verzeichnen. Die Umsatzerlöse des Hafens stiegen gegenüber dem Vorjahr um rund 800.000 Euro auf circa 7.800.000 Euro.

Auch der bisherige Verlauf des Geschäftsjahres 2020 könne unter den Corona-Rahmenbedingungen als zufriedenstellend angesehen werden. Seien Hallenbad, die Parkhäuser und ÖPNV zeitweise sehr stark von den Auswirkungen der Einschränkungen durch die Pandemie betroffen gewesen, könne dies vom Hafen nicht berichtet werden. Eine genaue Abschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen ließe sich jedoch schwer voraussagen. Für das gute Jahresergebnis 2019 heimsten die Stadtwerke viel Lob vom Stadtrat ein. „Die Stadtwerke Andernach-Energie wird im Energiesektor Grundversorger sein. Die Bilanz spricht für mehr als genügend Gründe für das Stadt eigene Unternehmen“, so CDU-Fraktionsvorsitzender Gerhard Masberg. Auch Marc Ruland, Fraktionsvorsitzender der SPD und Christian Greiner (FWG) bewerten den Abschluss als positiv. „Die Stadtwerke haben gut gewirtschaftet“, so Ruland. Kritische Anmerkungen gab es vonseiten der Grünen. „In Zeiten des Klimawandels bleibt keine Zeit Klimaschutz auf morgen zu verschieben“, fordert Grünen Fraktionsvorsitzender Christoph Henrichsen die Stadtwerke auf, bis zum Herbst ein Konzept zur Umstellung auf LED und der Erweiterung der Photovoltaikanlagen vorzulegen. Die Jahresabschlüsse der Tochtergesellschaften wurden allesamt einstimmig beschlossen.

Weitere Beschlüsse

Ohne weitere Wortmeldungen wurden die Übernahme einer Ausfallbürgschaft von 300.000 Euro zu Gunsten der Geysir.info gGmbH zur Absicherung eines Darlehens und die Widmung der Himmeroder Kapelle als Trauzimmer für standesamtliche Eheschließungen sowie die Änderungen der Bebauungspläne „Am Kirchberg“ und „Römer-Areal an der Konrad-Adenauer-Allee“ sowie der Erlass einer Veränderungssperre für den Bereich des künftigen Bebauungsplans „Unterer Kirchberg/Im Rosental“ einstimmig beschlossen.

Der Bebauungsplan „Unterer Kirchberg/Im Rosental“ wurde mit zwei Stimmenthaltungen seitens der Grünen beschlossen. „Man begrüße zwar ausdrücklich den Bebauungsplan, habe aber den dringenden Wunsch, dass die Versiegelung und Verschottung der Vorgärten vermieden werde“, so Grünen Fraktionsvorsitzender Christoph Henrichsen. Laut Henrichsen halte sich Dreiviertel der Bauherren nicht daran. Es gelte nicht nur auf die optische, sondern auf die ökologische Komponente zu achten, betont Henrichsen, dass Ziersträucher keine Lösung seien. Ziel des Bebauungsplanes im Bereich Unterer Kirchberg/Rosental sei der Schutz der Mayener Hohl gewesen. „Da hätte ich mir mehr Respekt und Abstand gewünscht“, so Henrichsen.