Selgros spricht Kündigungen zum 31. Oktober aus

Am Standort Neuwiedgibt es wohl keine Zukunft

Am Standort Neuwied
gibt es wohl keine Zukunft

Jetzt ist es amtlich: Selgros hat den Mitarbeitern zum 31. Oktober die Kündigung ausgesprochen. Fotos: FF

Am Standort Neuwied
gibt es wohl keine Zukunft

Auch bei der Neuwieder Straßenbau (NSB) ist Schluss. Den Mitarbeitern wurde zum 31. Januar 2020 gekündigt.

Neuwied. Vor rund zwei Monaten hatte „BLICK aktuell“ von den bedrohten Arbeitsplätzen bei Selgros berichtet. Nun ist die Entscheidung gefallen: Den rund neunzig Mitarbeitern wurde die Kündigung zum 31. Oktober ausgesprochen. Zunehmend leere Regale unterstreichen, dass es am Standort Neuwied wohl keine Zukunft gibt. Hintergrund der Schließung ist, dass Selgros den auslaufenden Pachtvertrag zur Aufgabe des Standorts nutzt. Stattdessen sollte es wenige hundert Meter weiter im Friedrichsfeld weitergehen. Doch das Grundstück erwies sich für den Betrieb eines Lebensmittelhandels als nicht genehmigungsfähig. Der benachbarte Feuerverzinkungsbetrieb Wiegel wird von der Stadtverwaltung als sogenannter Störfallbetrieb eingestuft. Im Umkreis von 100 Metern darf sich kein Gewerbe mit hochfrequentierten Publikumsverkehr ansiedeln. Dagegen hat Selgros zwar Widerspruch eingelegt. Aber abgesehen vom offenen Ausgang des Verfahrens dürfte es wohl etliche Jahre dauern, bis der Betrieb tatsächlich aufgenommen werden könnte. Einiges spricht dafür, dass Selgros Cash & carry, die zur Transgourmet-Gruppe gehört, den Standort Neuwied schon längst aufgegeben hat. CDU-Fraktionschef Martin Hahn hat mit den Verantwortlichen gesprochen. Ebenso Oberbürgermeister Jan Einig und die Stadtverwaltung. Martin Hahn berichtet auf seiner Facebook-Seite, dass keinerlei Bereitschaft vorhanden sei, im Sinne der betroffenen Mitarbeiter und Kunden zu handeln. Konkret hatte im Raum gestanden, den Pachtvertrag an der Stettiner Straße zu verlängern. Ebenfalls hatten Neuwieder Politik und Verwaltung vergeblich versucht, Alternativstandorte in Betracht zu ziehen.

„Ich empfinde das Gebaren dieser ‚Manager‘, die ein Grundstück für Millionen Euro erwerben, ohne mit der Stadt das Baurecht zu klären, die kein Rücktrittsrecht vereinbaren, die alle Lösungsangebote der Stadtspitze im Vorfeld der ‚Nicht-Genehmigung‘ in den Wind geschlagen haben, die MitarbeiterInnen in einer Betriebsversammlung wahrheitswidrig informieren und gnadenlos kündigen und den Laden dicht machen, unwürdig und in hohem Maße verantwortungslos“, ärgert sich Martin Hahn. Zwischenzeitlich läuft eine Petition gegen die Schließung von Selgros. Wer hier helfen möchten, kann sich unter www.openpetition.de melden.

Weitere Arbeitslose bei NSB

Während Politik und Verwaltung also versuchen, Arbeitsplätze bei Selgros zu retten und durch Werben für Neuansiedlungen zusätzliche Jobs in Neuwied zu schaffen, tut sich in unmittelbarer Nähe zu Selgros die nächste Baustelle auf. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die Neuwieder Straßenbau GmbH (NSB) zum 31.Januar 2020 schließt. Hintergrund ist, dass der 63-jährige Inhaber Erhard Hassel keinen Nachfolger für das Bauunternehmen mit 40-jähriger Tradition findet. Zwar können einige der rund sechzig Mitarbeiter zur Betriebsschließung bereits in Rente gehen. Der überwiegende Anteil muss sich aber auf die Suche nach einem neuen Job machen. Die boomende Konjunktur am Bau bietet für die Mitarbeiter hoffentlich adäquate Möglichkeiten. An der Geschäftslage oder gar mangelnden Aufträgen hat es der Neuwieder Straßenbau auch nicht gemangelt.