Die Kapelle auf dem Ahrtor-Friedhof, die zerstörte Maria-Hilf-Brücke im Kurpark und der „Weg der Erinnerung“ entlang der Ahr sollen der Erinnerung dienen

Bad Neuenahr-Ahrweiler: Gedenkstätten sollen an die Flut erinnern

Bad Neuenahr-Ahrweiler: Gedenkstätten sollen an die Flut erinnern

Die völlig zerstörte Maria-Hilf-Brücke soll an ihrem jetzigen Ablageort im Bad Neuenahrer Kurpark als Mahnmal verbleiben.

Kreisstadt. An die Flutkatastrophe vom vergangenen Jahr soll auch in der Kreisstadt mit einer oder mehreren Gedenkstätten erinnert werden, in dieser Frage herrscht weitgehend Einigkeit. Völlig offen ist jedoch noch, an welcher Stelle und in welcher Form dies geschehen könnte. Der Stadtrat gab jetzt die Marschrichtung vor, sich vorerst auf drei mögliche Erinnerungsstädten zu konzentrieren. Auf dem Ahrtor-Friedhof soll die noch zu sanierende kleine Kapelle zum Erinnerungsort werden. Die völlig zerstörte Maria-Hilf-Brücke soll an ihrem jetzigen Ablageort im Bad Neuenahrer Kurpark als Mahnmal verbleiben. Außerdem soll entlang der Ahr gemeinsam mit anderen Kommunen ein „Weg der Erinnerung“ geschaffen werden.

Im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe sei sehr schnell der Wunsch und auch das Bedürfnis nach einer Visualisierung der Trauer um die in der Flut zu Tode gekommenen Bürger formuliert worden, erläuterte der der Erste Beigeordnete Peter Diewald. Aber auch die Solidarität nationaler und internationaler Helfer mit den Flutopfern in der gesamten Region sollte gewürdigt sowie das Naturereignisses angemessen dokumentiert werden. „Die Stadtverwaltung nimmt dieses Bedürfnis des Erinnerns sehr ernst“, bekräftigte Diewald.

Keine einheitliche Lösung für die Erinnerung

Die aus der Bevölkerung eingereichten Vorschläge hätten aber auch gezeigt, dass es bei der Frage, wie erinnert werden solle, keine einheitliche Lösung gebe. Zum einen stünden Trauer und Dank bei den unmittelbar betroffenen Menschen im Vordergrund, zum anderen aber auch das Ereignis selbst und seine Hintergründe bei den Menschen, die aus fachlichem oder touristischem Blickwinkel auf das Ahrtal schauen. Es gelte daher, auf unterschiedlichen Ebenen diesen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Aus fachlicher Sicht sollte das Thema „Erinnern an die Flutkatastrophe“ grundsätzlich mehrschichtig und in unterschiedlichen Zeitfenstern realisiert werden, da sich auch der Blick auf die Katastrophe mit der zeitlichen Distanz verändere. Für eine zeitnahe Umsetzung bis 2023 böten sich folgende drei Projekte an.

Für eine bürgernahe Form des Gedenkens an die Flutopfer im Stadtgebiet solle der Ahrtorfriedhof genutzt werden. Durch seine Zerstörung sei er selbst ein authentisches und durch die Störung der Totenruhe zusätzlich ein erschütterndes Zeugnis der Katastrophe, so Diewald. Zudem könne die kleine Kapelle, die nach der Flut ohnehin saniert werden müsse, als Gedenkort umgestaltet werden.

Unglaubliche Zerstörungskraft des Wassers

Um die Wucht der Flut auch an Außenstehende zu vermitteln, biete sich die Einrichtung einer Gedenkstätte im Kurpark in der Nähe des derzeitigen Ablageortes der völlig zerstörten Maria-Hilf-Brücke an. Die vorhandenen Reste der Brücke machten nachvollziehbar, welche über jede menschliche Vorstellung hinausgehende Zerstörungskraft das Wasser in jener Nacht gehabt habe. Ergänzt werden könnte das Mahnmal mit einer oder mehreren Stelen aus Stein und einem Informationsschild. Das Mahnmal solle allerdings mit einem Sichtschutz zur gegenüberliegenden Stadtseite ausgestattet werden, um den dortigen Bewohnern nicht den dauerhaften Anblick des Mahnmals zuzumuten.

Neben diesen eher städtischen Erinnerungsorten sei auch eine Einbindung in das regionale Gedenken wünschenswert. Angedacht sei ein „Weg der Erinnerung“ entlang des Ahrtals von Dorsel bis Sinzig als Einheit. Stelen mit Informationstafeln entlang der Ahr an gut sichtbaren und zugänglichen Orten sollen auf die Erinnerungsstätten in den jeweiligen Ortschaften hinweisen. Denkbar wären Flächen im Bereich der Pius-Brücke, an der Heppinger Brücke und im Bereich Walporzheim. Zusätzlich soll ein mobiler Container als Informationszentrum dienen, wozu der rheinland-pfälzische Referent für Landesgeschichte seine Unterstützung zugesagt habe.

Fortbildungen im Katastrophenmanagement

„In weiteren Schritten gilt es zu überlegen, ob und inwieweit sich die Katastrophe auch in zukünftige fachtouristische Überlegungen einbinden lässt und wie die zerstörte und mit großer Unterstützung aus dem Kulturbereich im Wiederaufbau befindliche städtische Sammlung zukünftig gelagert und genutzt werden soll“, so Diewald weiter. Der Museumsverband Rheinland-Pfalz habe diesbezüglich angeregt, über eine Informationsplattform mit Blick auf Prävention und Bewältigung zukünftiger Katastrophen am „Fallbeispiel Ahrtal“ nachzudenken. In der öffentlichen Wahrnehmung sei die Flutkatastrophe nun mal untrennbar mit dem Kreis Ahrweiler verbunden. In diesem Kontext biete es sich an, die Möglichkeiten gezielter Fort- und Weiterbildungen im Bereich Krisen- und Katastrophenmanagement sowie Resilienzstrategien in die Überlegungen einzubeziehen.

Durch die länderübergreifende Bergungsaktion großer Teile der stadtgeschichtlichen Sammlung eigne sich diese zur Einbindung in eine Dokumentation der Geschehnisse als authentischer Zeitzeuge. Als Zwischenlösung bis zur festen Verortung könne eine Dokumentation der Hochwasserkatastrophe im Rahmen einer mobilen Lösung dienen.