Bau- und Planungsausschuss der Kreisstadt gabgrünes Licht für den Start der Bebauungsplanverfahren

Bad Neuenahr: Vornberger-Flächesteht vor Umwandlung

Bad Neuenahr: Vornberger-Fläche
steht vor Umwandlung

Quelle: syn architekten

Bad Neuenahr. Aus dem Firmengelände des ehemaligen Autohauses Vornberger in der Hauptstraße in Bad Neuenahr soll künftig ein neues, imposantes Quartier mit Wohnungen, Geschäftshäusern und Gewerbe entstehen. Diese Pläne des Grafschafter Investors 4L GmbH brachte der Bau- und Planungsausschuss der Kreisstadt jetzt auf den Weg.

Im Frühjahr 2021 war das Projekt schon einmal vorgestellt worden, doch gegen Teilbereiche der Planungen hatte es Bedenken gegeben. Bauchschmerzen hatten die städtischen Gremien angesichts der Überlegungen, rund 4000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf dem Gelände zu entwickeln. Das entspreche etwa 20 Prozent der Gesamtverkaufsfläche des zentralen Versorgungsbereichs von Bad Neuenahr, was nach Ansicht der Kommunalpolitiker höchstwahrscheinlich zu Kaufkraftabflüssen führen werde. Sogar von einem „Ausbluten“ der Geschäfte in der Poststraße und der Telegrafenstraße war die Rede.

Spannungen durch

zusätzlichen Wohnraum

Spannungen erwartete man auch aufgrund des zusätzlichen Wohnraums, wenn auch die Stadt aus entwicklungspolitischen Gesichtspunkten dies grundsätzlich begrüße. Die Befürchtungen gingen dahin, dass unter anderem der ohnehin schon sehr hohe Bedarf an Kindergarten- und Schulplätzen weiter steigen würde und damit weitere Investitionen der Stadt auslösen könnte. Deshalb gab es Überlegungen, analog der städtebaulichen Entwicklung an der St. Pius-Straße die Schaffung einer Kindertagesstätte im Projektbereich als mögliche Lösung vorzuschlagen.

Auch dass die Gebäude bis zu fünf Stockwerke hoch werden sollten, hielten die städtischen Gremien für überdimensioniert, insbesondere im Hinblick auf die Wirkung auf angrenzende Villen, die teilweise unter Denkmalschutz stehen. Nicht zuletzt wurde auch eine verkehrliche Untersuchung gefordert, denn immerhin sollten 358 Stellplätze geschaffen werden, weshalb spürbare Auswirkungen auf die Haupt- und Rathausstraße befürchtet wurden. Von der Hauptstraße aus war ursprünglich nur eine einfache Zufahrt geplant, zudem sah das Projekt keine Linksabbiegespur aus Richtung Ahrweiler vor.

Reduzierte

Planungen vorgestellt

Diese Kritikpunkte nahm sich der Vorhabenträger zu Herzen und veränderte seine Planungen in wesentlichen Punkten. Architekt Jörg Golly stellte dem Ausschuss nun die etwas reduzierte Planung vor. So hatte er die Grundflächen- und Geschossflächenzahl verringert, womit die Gesamt-Wohnfläche um 5,1 Prozent auf 8.129 Quadratmeter sank. Außerdem soll das Gebäude nicht so hoch werden wie das gegenüberliegende „Westend“. Mit 112 geplanten Wohnungen wurden immerhin fünf gegenüber den ursprünglichen Planungen gestrichen. Zwar fallen 14 Zwei-Zimmer-Wohnungen weg, dafür erhöht sich jedoch die Zahl größerer Wohnungen. 29 Wohnungen hin zur Hauptstraße sollen als Eigentumswohnungen veräußert werden, weitere 83 Wohnungen sollen vermietet werden, allerdings nicht im geförderten Wohnungsbau.

Auch die geplante Gewerbefläche soll um mehr als 15 Prozent reduziert werden auf nunmehr 4.734 Quadratmeter. Unter anderem wollen sich dort der Discounter Aldi, die Drogerie Müller sowie ein weiterer Non-Food-Discounter niederlassen, so die derzeitigen Planungen. Dazu sind kleinere Einheiten für den Einzelhandel vorgesehen. Auch die Zahl der Stellplätze soll von 358 auf 311 verringert werden, wovon 196 in Tiefgaragen unterkommen sollen. Die 115 Stellplätze oberirdisch sollen allesamt überdacht, deren Dächer ebenso wie alle Flachdächer der Gebäude begrünt werden. Größere Verkehrsbeeinträchtigungen sehen weder ein seitens des Vorhabenträgers erstelltes Gutachten noch ein eigenes Gutachten der Stadt.

Investor gibt Zuschuss für Kindergarten

Einen eigenen Kindergarten will der Investor jedoch nicht auf dem Gelände errichten. Aus der voraussichtlichen Bewohnerzahl von 177 ergebe sich rechnerisch ein Mehrbedarf an elf Kindergartenplätzen. Als Ausgleich bietet der Investor der Stadt einen Zuschuss von knapp 200.000 Euro für eine eventuelle Erweiterung eines vorhandenen Kindergartens an.

Die neuen Planungen überzeugten die Verwaltung insoweit, dass die Weiterführung des Verfahrens möglich erschien. Bürgermeister Guido Orthen (CDU) empfahl deshalb dem Ausschuss, das Projekt „auf Schiene zu setzen.“ Probleme mit dem bestehenden Einzelhandel vor allem in der Poststraße wollte er zwar nicht ausschließen, „aber wollen wir auf etwas warten, was nie wieder kommt, oder eine Entscheidung treffen?“ Schließlich hatte es in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Ideen für das Vornbergergelände gegeben, die jedoch allesamt wieder fallengelassen worden seien. Deshalb warnte Orthen auch davor, warten zu wollen, bis der letzte Geschäftsinhaber in der Poststraße seinen Laden wieder aufgebaut habe. Doch letztendlich handele es sich um eine politische Entscheidung. So beschloss der Bau- und Planungsausschuss einstimmig, mit der Fortführung des Projekts in die entsprechenden Gremien zu gehen.