Politik | 17.11.2020

Rechtzeitig vor der Landesgartenschau 2022

Bäume sollen die Kurgartenstraße in neuem Glanz erstrahlen lassen

Von der Martin-Luther-Kirche bis zur Mittelstraße soll das Kurviertel ausgebaut werden – Streetprint-Verfahren soll auch hohe Belastungen aushalten können

Von unserem Mitarbeiter Volker Jost

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Pünktlich vor dem Beginn der Landesgartenschau für 2022 soll das Kurviertel von Bad Neuenahr in neuem Glanz erstrahlen. Dafür soll die Kurgartenstraße samt Kurgartenbrücke sowie der Bereich vor der Martin-Luther-Kirche ab Jahresbeginn 2021 saniert werden. Die Einzelheiten legte der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen fest. Die Kosten für die auf fünf Monate Bauzeit geschätzte Maßnahme belaufen sich auf gut 700.000 Euro an.

Wie das ganze aussehen soll, darüber wurde im Vorfeld ausgiebig diskutiert. Insgesamt kamen fünf Entwürfe aufs Tapet, und sogar in der Stadtratsitzung wurde der finale Vorschlag noch einmal modifiziert. Wolfgang Schlagwein (Grüne) hatte sich nämlich zwei weitere großkronige Bäume gewünscht, was auch die Zustimmung aller anderen Fraktionen fand. So sieht die nun wohl endgültige Planung eine Abtrennung der fünf Meter breiten, asphaltierten Fahrbahn von den gepflasterten Fußgängerbereichen zu beiden Seiten vor. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit hatte man nämlich gelernt: bei der letzten Verschönerung im Jahre 2001 hatte sich für eine durchgehende Pflasterung entschieden, die aber dem regelmäßigen Autoverkehr in diesem Bereich nicht standgehalten.

Fahrbahn wird mit Ellipsen aufgeweitet

Ein zwei Stellen, nämlich vor der Einfahrt zum Steigenberger Hotel und vor der Ausfahrt vom Badehaus wird die Fahrbahn leicht verschwenkt und mit Ellipsen aufgeweitet. Diese sollen in Streetprint-Verfahren hergestellt werden. Mit Hilfe von Schablone werden dabei Scheinfugen in die noch warme Asphaltdecke geprägt, sodass der so „geprintete“ Bereich wie eine Pflasterfläche aussieht. Streetprint hat den Vorteil, dass es hohen Belastungen standhält. Deshalb soll auch im Bereich vor der Martin-Luther-Kirche ein Streetprint angebracht werden. Vor der Kurgartenbrücke will man versenkbare Poller installieren, um die Straße bei Veranstaltungen für den Durchgangsverkehr sperren zu können. Dort soll es auch Sanierungen im Bereich der Wasserabläufe gegen. Die Fahnengruppe am „Platz von Brasschaat“ soll auf den neuen Platz vor dem Bad Neuenahrer Bahnhof verlegt werden. Stattdessen sollen in diesem Bereich am Ende der Kurgartenstraße und auf der gegenüberliegenden Straßenseite jeweils vier kleinkronigen Straßenbäume gesetzt werden, die eine „Mini-Allee“ bilden.

Schattenspender wirken zugleich wie Tore

Im Bereich der beiden Ellipsen Spenden großkronige Bäume Schatten und wirken zugleich wie Tore. Davon erhofft man sich eine Verkehrsberuhigung. Der Erste Beigeordnete Peter Diewald (CDU) sieht ein Tempolimit von 20 Stundenkilometer als möglich an, doch zunächst soll die Straße wie bisher schon als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen werden. CDU-Sprecher Andreas Geschier und Rolf Deißler (FDP) signalisierten Zustimmung: „Die großkronigen Bäume als optische Tore werden auch zu Geschwindigkeitsreduzierungen führen, die Straße aufwerten und Schatten für Bürger und Gäste spenden.“ Klaus Beu (FWG) sah einen guten Kompromiss zwischen Flaniermeile mit Aufenthaltsqualität einerseits und wichtiger Verkehrsachse andererseits. Zudem bietet der Einbau von Poller günstige Möglichkeit, ein neues Verkehrskonzept in diesem Bereich und sogar für die ganze Innenstadt von Bad Neuenahr zu erarbeiten, weil damit temporäre oder dauerhafte Sperrungen für den Autoverkehr möglich würden. Für die SPD schlug Fritz Langenhorst die Sperrung der Straße für Kraftfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen vor.

Autoverkehr bekommt absoluten Vorrang

Jürgen Lorenz von der Wählergruppe Jakobs kritisierte die strikte Trennung von Fahrzeug- und Fußgängerbereichen und das Verdrängen von Einheimischen und Gästen, die nicht mit dem Auto unterwegs sind, auf den Seitenstreifen: „Der Autoverkehr bekommt absoluten Vorrang, das ist ein Rückschritt.“

Die Aufenthaltsqualität werde sich verschlechtern, da ein Flanieren und gemütliches Sitzen in einem an der Straße gelegenen Café unattraktiv werde. Auch die Situation des querenden Ahr-Radwegs vor der Martin-Luther-Kirche werde verschärft. Marion Morassi (Die Linke) befürwortete die Planungen, hätte aber auch gerne mehr großkronige Bäume gesehen. Ihren Sorgen um das Pflaster in den ab 2023 anstehenden Bauphasen nördlich der Straße begegnete Peter Diewald, man werde sich dort um schützende Maßnahmen kümmern. Auch Martin Kallweit (AfD) begrüßte den gefundenen Kompromiss an diesen zentralen Ort in der Stadt.

JOST

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