Neujahrsempfang der Bürgerinitiative „lebenswerte Stadt“ fand deutliche Worte

Bauhaus? Das kann weg.

Bauhaus? Das kann weg.

Dr. Martin Bredenbeck und Prof. Rainer Hempel mit Vertretern der BI/ Axel Hausberg.Copyright: Axel Hausberg www.axelphoto.de

Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Interessant“ fand der Referent des Abends, Dr. Martin Bredenbeck das anheimelnde Ambiente, dass die Bürgerinitiative (BI) „lebenswerte Stadt“ für ihren Neujahrsempfang wählte: das derzeit leerstehende Kloster Calvarienberg. „Genau von diesem Historismus wollte sich das Bauhaus befreien. Heute darf ich hier referieren!“

Über 80 Gäste fanden sich zum Empfang ein, um mit der BI auf ein erfolgreiches verflossenes Jahr und ein gutes neues Jahr anzustoßen. Den nach wie vor Hausherren, der Ursulinenkongregation, galt besonderer Dank. Kern des Treffens bildete ein Festvortrag des Geschäftsführers des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege, mit dem die BI eng zusammenarbeitet. Inhaltsreich und ansprechend entführte Bredenbeck in das Denken und Empfinden der Zwanziger. Zugleich konnte er jedoch sein Unverständnis nicht verhehlen, dass den Kurparkliegenschaften das gleiche Schicksal widerfahren soll, wie vielen anderen einzigartige Bauten der Stadt, und sie abgebrochen werden sollen: „Die Welt feiert 100 Jahre Bauhaus“ - so Bredenbeck - „Neuenahr reißt ein Bauhausensemble ab, das in Europa seinesgleichen sucht, und nach dem sich andere Stadträte die Finger lecken würden“.

Bauten sind

durchaus sanierungsfähig

Naturgemäß zogen sich LaGa und die Neugestaltung der Kurparkliegenschaften im Stile der Neuen Sachlichkeit, zu der das Bauhaus gehört, wie ein roter Faden durch den Abend. Die Konzerthalle, ursprünglich errichtet als Trinkhalle, bildet ein wunderbares Exempel für die Weltsicht dieser Epoche.

Dass diese nicht nur erhaltenswert sind, sondern auch zudem keineswegs so baufällig seien, wie es die Öffentlichkeit glauben soll, darauf verwies der renommierte Tragwerksplaner Prof. Dr. Rainer Hempel, der bereits viele herausragende Bauten in Deutschland vor Abriss bewahrte und standsicher in die Zukunft führte. Er beschäftigt sich seit vielen Monaten mit dem Bau und kommt unumwunden zu dem Schluss, dass „diese phantastischen Bauten durchaus sanierungsfähig sind!“ Es fehle, so Hempel, bei den Entscheidungsträgern schlichtweg der Wille, dies auch zu tun. Dies habe er auch schon Medienvertretern gesagt.

Appell an die Stadtverwaltung blieb ohne Resonanz

Der Neujahrsempfang der Bürgerinitiative „lebenswerte Stadt“ diente auch einem Blick ins zurückliegende Jahr.

Neben etlichen Sehschulen, Stellungnahmen und anderen Aktivitäten, waren die vielfältigen Bemühungen zur Rettung der Neuenahrer Konzerthalle vorrangig. Als herausragende Leistung darf die Netzwerkarbeit hierzu gewertet werden, so Markus Hartmann vom Leitungsteam der BI, mit der die Initiative Koryphäen des Denkmalschutzes, Institutionen, Fachleute und Medienvertreter auf diesen Skandal aufmerksam gemacht und an einen Tisch geholt habe. Hartmann erinnerte an ein hochkarätig besetzten Symposium, bei dem die Creme de la Creme des Denkmalschutzes einen Appell an die Stadtverwaltung überreichte, der jedoch offensichtlich ohne Resonanz verhallt sei.

Auch die umfangreiche Ausstellung zum Thema „Heimat“ im September, wie der Abreißkalender Bad Neuenahr-Ahrweiler, der ein sehr gutes Echo fand, waren zwei weitere Höhepunkte im vergangenen Jahr.

Die Bürgerinitiative zählt derzeit etwa 350 Mitglieder, davon erfreulicherweise auch viele, die sich aktiv in die Aktionen einbringen. Die BI wird sich, so Hartmann, auch im kommenden Jahr sachlich und fachlich ausgereift für eine behutsame Stadtgestaltung einsetzen, die der Historie Raum gibt und nach Lösungen sucht, den Flair der Ortsteile zu erhalten und zugleich neuen Wohnansprüchen gerecht zu werden. Termine und Informationen auf www.lebenswertestadt.jimdo.com.

Pressemitteilung

Bürgerinitiative

„lebenswerte Stadt“