Politik | 14.02.2022

Neuwieder Stadtrat: Minimalkonsens Resolution

Bei Tempo 30 krachte es zwischen den Fraktionen

Hermannstraße: Im Herbst 2021 machten SPD, FDP und Bürgerliste vergeblich einen Vorstoß in Richtung Tempo 30 Zone in der City. Fotos: FF

Neuwied. „Eigentlich ist unser Antrag selbsterklärend“, warb Regine Wilke (Bündnis 90/Die Grünen) für die Beteiligung an der bundesweiten Resolution „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeit – eine neue kommunale Initiative für stadtverträglichen Verkehr“. Zu den vier Punkten der Resolution gehört Tempo 30 in der Innenstadt. Und eigentlich unterstützten auch alle Fraktionen die Beteiligung an der Resolution. Worüber aber ein heftiger Streit entbrannte, war, dass die Mehrheitskoalition aus CDU, Bündnis90/Die Grünen und FWG noch vor drei Monaten einen Antrag der Opposition von Tempo 30 in der City „abbügelte“, wie die Opposition findet. Mit völligem Unverständnis kommentierte Dietrich G. Rühle den Antrag für die FDP, und Sven Lefkowitz (SPD) sagte: „Im November unseren Antrag blockieren, nun dieses Papier einbringen ist ziemlich kurz gesprungen“. „Mir ist die Kinnlade runtergefallen“, äußerte sich Dr. Jutta Etscheidt. Die Fraktionsvorsitzende der Bürgerliste vermutet ein Ablenkungsmanöver, weil es bundesweit wohl einmalig sei, dass sich Grüne gegen Tempo 30 aussprechen. Ähnlich äußerte sich Sven Lefkowitz: „Der Antrag ist keine echte Antwort oder gar Alternative zu unserer Forderung im Sinne von Verkehrssicherheit und Umweltschutz, mehr Tempo 30 in unserer Stadt einzurichten“. Die Antragsteller aus der Mehrheitskoalition gaben sich alle Mühe zur Rechtfertigung. „Wir Grünen lehnen Tempo 30 nicht ab, ganz im Gegenteil“, schimpfte Regine Wilke und bezeichnete anders lautende Aussagen als „schäbig“. Die Fraktionschefin von Bündnis 90/Die Grünen erklärte, dass Tempo 30 nur in einem städteplanerischen Gesamtkonzept Sinn mache. Ein Stückwerk wolle man nicht. Die Folge solcher Nichtplanung könne man sich in Heimbach-Weis ansehen, wo auf wenigen hundert Metern Hauptstraße sich Tempo 30 und Tempo 50 abwechseln. Mit dem Antrag wolle man erreichen, dass der Bund den Kommunen die Entscheidung überlasse. Denn so einfach könne Neuwied die Geschwindigkeitsbegrenzung gar nicht einführen. Fördergelder für den Straßenausbau könnten sonst gestrichen werden. Dem widersprach Dr. Jutta Etscheidt mit dem Hinweis auf die örtliche Ausnutzung des Bundesimmissionsschutzgesetzes vehement. Außerdem, so die Ratsfrau, halte es die Bürgerliste für besser, kurzfristige Lösungen für die Menschen vor Ort zu schaffen, statt auf langwierige Konzepte zu setzen. CDU-Chef Martin Hahn verwies darauf, dass es im Stadtgebiet bereits jede Menge Tempo 30 Zonen, darunter vor Schulen und Kitas gebe, an die sich kaum einer hält und die nicht kontrolliert werden könnten. In der Marktstraße mit Tempo 30 wären sogar Einbauten notwendig gewesen, um das Tempo entsprechend zu drosseln. Da sei die Einführung der Überwachung des fließenden Verkehrs durch das Ordnungsamt der Stadt Neuwied ab diesem Jahr ein Meilenstein. „Wir können doch nicht für die Nichteinführung von Tempo 30 damit argumentieren, dass wir nicht kontrollieren können“, wunderte sich Dietrich G. Rühle. Martin Hahn wiederum zeigte sich zuversichtlich, dass mit der Erneuerung von Kirch- und Schlossstraße die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert werde. Angesichts der langen Diskussion über das Thema warnte er: „Wir müssen schon aufpassen, dass wir damit der Belebung der Innenstadt nicht zuwider laufen“. Die Opposition möchte das Thema hingegen nicht abhaken. „Wir müssen nicht auf den Bund warten und weiter Zeit verlieren, sondern unsere Aufgaben und Möglichkeiten vor Ort angehen. Gerne können wir uns mit den demokratischen Fraktionen nochmal an den Tisch setzen und konkrete Verabredungen dazu treffen“, lud SPD-Chef Sven Lefkowitz ein.

FF

Marktstraße: Bislang gilt Tempo 30 nur in der Marktstraße, in der Bodenschwellen zur Temporeduzierung aufgebracht werden mussten.

Marktstraße: Bislang gilt Tempo 30 nur in der Marktstraße, in der Bodenschwellen zur Temporeduzierung aufgebracht werden mussten.

Hermannstraße: Im Herbst 2021 machten SPD, FDP und Bürgerliste vergeblich einen Vorstoß in Richtung Tempo 30 Zone in der City. Fotos: FF

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • H. Scüller: Dem vermeintlichen Fortschritt im Bahnverkehr werden nicht nur zahlreiche Bäume geopfert, sondern nebenbei auch tausende Tiere, die im Oberleitungsnetz und den bahneigenen Hochspannungstrassen jährlich...

Lesung von Marco Martin fand begeisterte Zuhörer

  • Marco Martin: Ich bedanke mich recht herzlich für die Einladung des Bürgertreffs Bachem. Ich bin stolz dort mein neues Buch präsentieren zu können. Es war eine tolle Veranstaltung mit wunderbarem Publikum und empathischen Menschen.
  • Ute Schäfer : Ein wahnsinnig emotionales Buch. Gänsehaut pur... manchmal Tränen, aber auch mal ein befreiend Lachen. Muss man gelesen haben.
  • K. Schmidt: Was ich nicht machen werde: Brandmauern sinnvoll finden, wenn Mehrheiten dadurch nicht mit Grundschulmathematik zu begründen sind, sondern von linken Minderheiten vorgegeben werden. Erst recht wenn sowas auf kommunaler Ebene probiert wird.
  • K. Schmidt: Was ich gegen Rechtsaußen mache? Ich differenziere. Ich kann den unterschiedlichen Anteil der Ausländer an der Kriminalstatistik und der Gesamtbevölkerung kritisch sehen, und trotzdem integrationswillige Migranten in ihren Bemühungen unterstützen.
  • H. Schüller: Und was denken Sie gegen Rechtsaußen zu tun? Das ist nämlich das Thema hier.
Dauerauftrag 2025
Imageanzeige
Vorabrechnung, Nr. AF2025.000354.0, Oktober 2025
"Herbstbunt“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler, 25. – 26.10.25
Herbstbunt in Bad Neuenahr-Ahrweiler
quartalsweise Abrechnung
Stellenanzeige "Kombi"
Imagewerbung
Empfohlene Artikel
Weitere Artikel

Gemeindeversammlung in Wachtberg

Gemeindeversammlung in Wachtberg

Mendig. Das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Wachtberg lädt zur jährlichen Gemeindeversammlung ein. Auf der Tagesordnung steht 1) die Situation der Gemeinde, 2) die Gebäude und 3) der Zusammenschluss der Mittellandgemeinden. Es wird auch Zeit für das spontane Besprechen weiterer Themen sein. Die Gemeinde ist herzlich zur Gemeindeversammlung eingeladen. Diskussion ist ausdrücklich erwünscht.

Weiterlesen

Rheinbrohl. „Der Limes – eine Grenze, die verbindet“, so lautet der Titel einer Ausstellung zum 20jährigen UNESCO-Welterbe-Jubiläum in diesem Jahr. Diese ist zur Zeit (bis zum 16. November) in der Neuwieder Stadtgelerie zu sehen und gibt Gelegenheit, mehr über das bedeutende Kulturerbe zu erfahren und sich hiervon faszinieren zu lassen.

Weiterlesen

Dauerauftrag
Anzeige Haushaltsauflösungen und Ankauf
Dauerauftrag
Daueranzeige
Anzeigensponsoring Herbstbunt o. B.
Titel
Titel- o. B. Vorkasse
Herbstbunt Bad Neuenahr-Ahrweiler
Sonderpreis wie vereinbart
Anzeigenauftrag #PR111825-2025-0044#
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0461#
Festival der Magier
Titelanzeige
staatlich geprüfte Erzieher*innen (m/w/d)
Anzeige 150 Jahre Schuhhaus Rollmann
Miro Live UG _Irish Christmas _Linz am Rhein
Festival der Magier