Gestaltung des Bürgerparks

Das brisante Thema lockte viele Interessierte zur Einwohnerversammlung

Die Erfahrungen des Fördervereins Freibad mit Politikern sitzt vielen Unkeler noch in den Knochen

Das brisante Thema lockte viele Interessierte zur Einwohnerversammlung

Das Thema „Bürgerpark auf dem Freibadgelände“ interessierte viele Bürger. Foto: DL

19.03.2019 - 09:36

Unkel. Zur gemeinsamen Einwohnerversammlung von Stadt und Verbandsgemeinde Unkel hatten VG-Chef Karsten Fehr und Stadtbürgermeister Gerhard Hausen in den Übungsraum der Sporthalle „Am Sonnenberg“ eingeladen. Da als Hauptpunkt die Ausgestaltung des ehemaligen Freibadgeländes zum Bürgerpark auf der Tagesordnung stand, trafen sich etliche interessierte Bürger zuvor auf dem rund 22.000 Quadratmeter großen Areal neben dem BHAG-Hybrid-Sportplatz, das im Vorjahr vom VG-Rat mit Zustimmung der Kommunalaufsicht an die Stadt zurückübertragen worden war, um sich ein Bild vom Zustand des Geländes zu machen, auf dem der Verein „Gemeinsam für Vielfalt“ schon seit rund drei Jahren eine Fahrrad-Reparaturwerkstatt betreibt.

„In den 14 Jahren meiner Amtszeit habe ich noch nie eine so gut besuchte Einwohnerversammlung erlebt“, staunte Gerhard Hausen, wollten sich doch gut 100 Bürger informieren, wie es mit dem Gelände weitergehen soll. Nach der Rückübertragung an die Stadt könne das ehemalige Freibadgelände ganz im Sinne des 2. Unkeler Ehrenbürgers, Fritz Henkel, der das gesamte große Gelände seinen Mitbürgern vor über 100 Jahren als Erholungsraum geschenkt hatte, wieder mit Leben erfüllt werden, so der Stadtbürgermeister Gerhard Hausen. 2006 war das 1975 in Betrieb genommene Freibad wegen technischer Mängel geschlossen werden. Da von Seiten der Politik keine Anstalten gemacht wurden, das 50-Meter Becken mit dem Fünfmeter-Sprungturm zu retten, hatte sich der Förderverein „Freibad“ gegründet, in dem sich zuletzt 450 Bürger engagierten, tragfähige Sanierungskonzepte entwarfen und sich bereit erklärten, das Freibad in Eigenregie zu betreiben. Mitglieder des Vereins übernahmen sogar eine Bürgschaft über 720.000 Euro, um so die entsprechende, von Mainz zugesicherte Fördersummen abzusichern. Aber auch dieses finanzielle Polster überzeugte vor allem die CDU-Fraktion nicht, da ja das Gelände zwar durchaus ansehnlich aber, im Hochwassergebiet liegend, wertlos sei. Nachdem der achtjährige Kampf des Fördervereins 2015 endgültig gescheitert war, konnte nur mit großen Anstrengungen der von der VG-CDU präferierter Verkauf verhindert werden.


Ideen und Konzepte sind gefragt


„Die Möglichkeit, hier einen Bürgerpark für Unkeler eines jeden Alters errichten zu können, haben wir vor allem Karsten Fehr zu verdanken“, so Gerhard Hausen. Die Kommunalaufsicht Neuwied habe den VG-Chef aufgefordert, den Beschluss des VG-Rates, das Gelände an die Stadt kostenlos zurück zu übertragen, bis Ende November aufzuheben. Daraufhin habe Karsten Fehr der Stadt vorgeschlagen, das Areal inklusive des angrenzenden Geländes des ehemaligen Hausmeisterhauses an der Bruchhausener Straße für rund 132.000 Euro zu kaufen, um dort einen zweiten städtischen Kindergarten zu bauen, der dringend benötigt wird. Außerdem sollte Unkel notariell festlegen lassen, dass der bei einem späteren, möglichen Weiterverkauf des Grundstücks erzielte Erlös, abzüglich der Kosten der von der Stadt zwischenzeitlich getätigten Investitionen, zur Hälfte in die Kasse der VG fließen würde. Diesen Vorschlag habe die Kommunalaufsicht geprüft und nach Rücksprache mit der Aufsichtsbehörde der VG mitgeteilt, dass gegen diese Lösung keine Bedenken bestehen würden.

„Jetzt sind Ideen und Konzepte gefragt, wie der Bürgerpark mit Leben gefüllt werden kann. Zusammentragen und auf ihre Realisierung hin überprüfen, auch hinsichtlich ihrer Finanzierbarkeit, soll dies eine Arbeitsgruppe unter kommissarischer Leitung von Thomas Herschbach“, so Gerhard Hausen. Geld, um Bürgerpark-Projekte zu finanzieren, habe die Stadt nicht. Kostenlos nutzen könnten den Park deshalb auch nicht die Schulen und die Kindergärten sowie der Verein „Gemeinsam für Vielfalt“ mit seinem Integrationsprojekt. Als Eigentümerin sei die Stadt angehalten, für die Verkehrssicherheit auf dem Gelände Sorge zu tragen. Allein die dafür anfallenden Kosten in Höhe von rund 20.000 Euro pro Jahr könne Unkel nicht aufbringen, gestand der Stadtbürgermeister, bevor der Amerikaner Zachary Gallant die Arbeit des Vereins „Gemeinsam für Vielfalt“ vorstellte.


Projekt findet Beachtung und Anerkennung


Ins Leben gerufen hatte er diesen zusammen mit dem Koordinator von „Ehrenamt im Seelsorgebereich der VG Unkel“, Detlev Cosler, sowie mit Riad Alhamad, Aynur Ergin, Sina Jousefnejad, Sibylle Meyer, Klaus Riekenbrauck und Anja Rihm. „Seitdem betreiben wir in Räumen des ehemaligen Freibades eine integrative Fahrradwerkstatt und einen Begebungsraum mit einer mehrsprachigen Bibliothek, um so nicht nur Benachteiligten die Möglichkeit zu geben, Fahrräder zu reparieren, sondern auch um zur Beseitigung von Vorurteilen und zur Bekämpfung von Radikalismus sowohl unter Flüchtlingen wie auch innerhalb der deutschen Gesellschaft beizutragen“, erklärte er. Und die Bemühungen des Vereins erfahren weit über die Grenzen der VG Unkel hinaus Beachtung und Anerkennung. Mit dem Projekt eines integrativen, interkulturellen Begegnungsraums, in dem schon jetzt Aleviten und Christen, Humanisten, Juden und Moslems im Zeichen religiöser Offenheit und des Dialogs Hand in Hand zusammenarbeiten, hat sich der Verein um den deutschen Integrationspreis 2019 der Hertie-Stiftung beworben, die den überzeugendsten und innovationsstärksten Projekten insgesamt Preisgelder in Höhe von 200.000 Euro zur Verfügung stellt. „Und neben Bewerbungen aus Großstädten wie Berlin, Hamburg, Dresden und Köln ist auch unser Projekt in die engere Wahl gekommen und damit Unkel als Willkommens-Kulturstadt am Rhein nominiert worden“, so Zachary Gallant. Angedacht sei, auf dem Gelände einen kleinen Verkehrserziehungspark, ein Fahrrad-Trainingsweg sowie in Kooperation mit dem städtischen Kindergarten einen Gemeinschaftsgarten aufzubauen, führte er aus.

„Mit den für den Deutschen Integrationspreis nominierten Projekten startet im Mai der so genannte Crowdfunding-Contest auf der digitalen Plattform Startnext. Ziel ist, möglichst viele Menschen zum Spenden für ein ganz bestimmtes Projekt zu motivieren, um das Fundingziel von 10.000 Euro zu erreichen“, berichtete Zachary Gallant. Mit dem Ende des Contests am 5. Juni würden dann die Projekte, die die größte Community aufgebaut haben, mit bis zu 20.000 Euro ausgezeichnet. Zusätzlich vergebe die Jury insgesamt 50.000 Euro an Projekte ihrer Wahl. Damit stellt die Hertie-Stiftung für den Deutschen Integrationspreis 2019 Preisgelder in Höhe von 200.000 Euro zur Verfügung. „Wer das Projekt des Vereins ‚Gemeinsam für Vielfalt‘ mit einer Spende sponsern und damit den Bürgerpark weiter voranbringen will, kann sich bei mir, Tel. (01 76) 57 71 19 84, E-Mail: zachary.gallant@fulbrightmail.org, informieren“, warb er um Untertützung.

Der Verein habe bereits hervorragendes geleistet und mit seinem Engagement auch die Initialzündung für das Projekt Bürger-Begegnungspark gegeben, Exklusivrechte werde man ihm jedoch nicht eingeräumt, so Karsten Fehr. „Ziel der Einwohnerversammlung ist auch, möglichst viele Bürger für ein ehrenamtliches Engagement in der Arbeitsgruppe zu gewinnen, erklärte er. Dann müsse aber gewährleistet sein, dass mit ihrer Arbeit auch respektvoll umgegangen werde, mahnte die Vorsitzende des Vereins „Touristik & Gewerbe“, Ulrike Richarz. Niemand sei bereit, mit Herzblut Ideen auszuarbeiten, die dann, den Vorstellungen der Politiker nicht entsprechend, als „nicht realisierbar“ verworfen würden, erinnerte sie in leidvoller Erinnerung an das Verhalten gegenüber dem Förderverein „Freibad“. Dessen ehemalige Vorsitzende, Katja Lorenzini, forderte entsprechend: „Wir wollen auf keinen Fall, dass Bemühungen der Bürger wieder politisch zerredet werden!“

Mit desillusionierendem Sperrfeuer wie vor vier bis fünf Jahren aus Reihen des VG-Rates sei mit der Rückübertragung des Geländes an die Stadt im Grunde nicht zu rechnen, versicherte der 1. Beigeordnete, Wolfgang Plöger. „Außerdem haben Sie ja so kurz vor der Kommunalwahl die Möglichkeit, die jeweiligen Kandidaten für den Stadtrat zu fragen, wie sie zu Plänen aus der Bürgerschaft stehen“, erklärte er. Denn entscheiden, welches Konzept im Bürgerpark umgesetzt werde und welche Ideen zum Tragen kämen, würde natürlich der Stadtrat. „Ich hoffe jedenfalls, dass wir bis Ende dieses Jahres soweit sind, dass die Arbeitsgruppe ein Konzept vorstellen kann, dessen einzelnen Projekte nach dem Beschluss des Stadtrates dann in 2020 einer Prioritätenliste folgend sukzessiv in Angriff genommen werden können“, so Gerhard Hausen abschließend. Dieter Wallek teilte zumindest mit, dass der Bürgerverein 5.000 Euro für den Bürgerpark zur Verfügung stelle, sich allerdings die Entscheidung vorbehalten würde, in welches Projekt diese Summe einfließen werde. DL

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