Stadtrat: Streit über Beeinträchtigung öffentlicher Belange
Dem Golfclub geht das Brunnenwasser aus
Dritter Brunnen geplant
Neuwied. Umstritten war ein Stadtratsbeschluss bezüglich einer Versuchsbohrung mit anschließendem Pumpversuch auf dem Burghof. Der Golfclub Rhein-Wied e.V. hat bei der Kreisverwaltung einen entsprechenden Antrag gestellt. Hintergrund ist, dass die zwei existierenden Brunnen langsam versiegen. Statt der zulässigen Entnahme von 2 m³/Stunde (Brunnen 1) bzw. 8 m³/Stunde (Brunnen 2) lieferten beide Brunnen von April bis Juli 2021 jeweils nur 0,8 m³/Stunde. Der Golfclub Rhein-Wied e.V. befürchtet zukünftig noch mehr Trinkwasser zukaufen zu müssen und möchte einen dritten Brunnen erschließen. Laut Beschlussvorlage geht der Verein ebenfalls davon aus, dass in heißen und trockenen Sommern die Benutzung von Trinkwasser zur Beregnung von Rasen zukünftig eingeschränkt oder sogar ganz untersagt werden könnte. Der Natur bzw. dem Wald durch Brunnen Wasser zu entziehen, kommt bei etlichen Fraktionen ebenfalls nicht gut an. Gerade im Hinblick auf die trockenen Sommer der vergangenen Jahre und dem großflächigen Waldsterben. Trotz dem Hinweis von Oberbürgermeister Jan Einig, dass die Stadt Neuwied nicht bezüglich der Wasserentnahme im Generellen gefragt ist, sondern lediglich um Stellungnahme aus bauplanungsrechtlicher Sicht, verweigerten 14 Ratsmitglieder ihre Zustimmung und stimmten zum Teil dagegen. „Wir können es uns einfach nicht mehr leisten, Grundwasser abzupumpen, nur damit ein kleiner weißer Ball auch in trockenen Jahren und heißen Sommern über kräftig grünen Rasen rollen kann. Wir können auch nicht in Zukunft Privatleuten das Bewässern ihrer Gärten verbieten und oben in Heimbach für den Freizeitspaß Wasser verprassen“, erklärt Dr. Jutta Etscheidt. Die Ratsfrau der Neuwieder Bürgerliste weist darauf hin, „dass unser Trinkwasserschutzgebiet auf den stetigen Zufluss von Wasser aus dem Heimbacher Wald angewiesen ist, ebenso wie das unterhalb gelegene Naturschutzgebiet Meerheck“. Dr. Jutta Etscheidt befürchtet fatale Folgen aus einer drei Entnahmestelle auf dem Burghof. Ausdrücklich widerspricht die Bürgerliste der Argumentation von Oberbürgermeister Jan Einig, dass eine Beeinträchtigung öffentlicher Belange durch die Brunnenbohrung nicht vorliegt. Im Baugesetzbuch sei nämlich festgelegt, dass schädliche Umwelteinwirkungen, eine Gefährdung der Wasserwirtschaft oder Belange des Naturschutz, Beeinträchtigungen öffentlicher Belange darstellen. Beantragt hat der Golfclub Rhein-Wied e.V. die Probebohrungen bei der zuständigen Kreisverwaltung als untere Wasserbehörde, die sich wiederum mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord als obere Wasserschutzbehörde abstimmt.
SGD teilt die Sorgen nicht
Auf Anfrage teilt die Behörde die Sorgen der Stadträte nicht. „Ziel ist die Erschließung tieferer Grundwasserschichten, um eine langfristige Entnahme zu ermöglichen. Demnach kommt es zu keiner Beeinflussung des für die Wälder verfügbaren Wassers. Aufgrund des räumlich sehr großen Abstands zum Naturschutzgebiet Meerheck und dessen vorrangige Speisung durch den Heimbach, findet auch hier keine Beeinflussung statt“, erklärt Pressesprecher Volker Schmidt auf Anfrage von BLICK aktuell. Auch würden keine Quellen oder unterirdischen Bachverläufe „angezapft“. Die SGD weist darauf hin, dass es zunächst um die Erlaubnis des Pumpversuchs und eines ca. einwöchigen Langzeitpumpversuchs geht. Von der Kreisverwaltung werden dem Planungsbüro und dem Bohrunternehmen Vorgaben zur Beschaffenheit der Geräte und Materialien gemacht und Maßnahmen vorgeschrieben, die eine Beeinträchtigung des Grundwassers ausschließen. Volker Schmidt unterstreicht, dass es zunächst nur um die Versuchsbohrung, den Pumpversuch und den potenziellen Pumpversuch geht.
Dauerentnahme noch fraglich
„Erst wenn die Ergebnisse des Pumpversuches vorliegen und sich die niedergebrachte Bohrung als ausreichend ergiebig erweist, kann in einem nachfolgenden weiteren Erlaubnisverfahren die dauerhafte Entnahme für den geplanten Versorgungsbetrieb geprüft werden“, so der Pressesprecher. Der Golfclub Rhein-Wied e.V. stellt fest, dass der Ball auf dem Burghof nicht auf Kosten der Natur rollt. Präsident Paul Krumholz erklärt auf Anfrage von BLICK aktuell, dass es ökologisch sinnvoller sei, nach Grundwasser zu bohren, als kostbares Trinkwasser aus dem Leistungsnetz zu entnehmen. Zudem verweist er auf diverse Bemühungen für den Umweltschutz und das ökologische Gleichgewicht auf der Anlage. Darunter Bienenstöcke, 70ha Wildblumen, biologische Düngung und Pflanzendiversität. Paul Krumholz versichert, dass dem Verein die Natur am Herzen liegt und auch der Deutsche Golfverband gebe ganz konkrete Vorgaben für Golfplätze. FF