Rechte und linke Gruppierungen demonstrierten in Remagen

Den „Trauermarsch“ mit Hüpfen und Tanzen beantwortet

Den „Trauermarsch“ mit Hüpfen und Tanzen beantwortet

In ihrem schwarz beflaggten „Trauermarsch“ zogen Mitglieder verschiedener rechter Gruppen in Richtung des ehemaligen „Rheinwiesenlagers“. Christian Fiala

Den „Trauermarsch“ mit Hüpfen und Tanzen beantwortet

Etwa 35 Gruppierungen aus dem linken Spektrum hatte zur Gegendemonstration aufgerufen.

Remagen. Aktivisten aus verschiedenen politischen Lagern hatten am Samstag zu Versammlungen und Kundgebungen in Remagen aufgerufen und diese bei der Kreisverwaltung Ahrweiler angemeldet. Aufgabe der Polizei ist es, das von der Verfassung garantierte Grundrecht auf Versammlungsfreiheit zu gewährleisten und Konfrontationen zwischen den rivalisierenden Aktivisten zu verhindern. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, setzte die Polizeidirektion Mayen rund 600 Einsatzkräfte in und um Remagen ein.

Um 11 Uhr fand an der „Schwarzen Madonna“, der kleinen Friedenskapelle in der Nähe der Rheinwiesen, ein Gottesdienst statt. In der Innenstadt von Remagen wurde ein Bürgerfest zum „Tag der Demokratie“ durchgeführt. In dessen Rahmen hielt auch der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz auf dem Marktplatz eine Rede.

Bereits zum neunten Mal hatten die Neonazis – etwa 230, wie die Polizeidirektion Mayen mitteilte – den Weg nach Remagen gefunden, um ihren „Gedenkmarsch für die Toten in den alliierten Rheinwiesenlagern“ durchzuführen.

Polizei verhinderte ein

Aufeinandertreffen der Züge

Gleichzeitig kamen rund 350 Gegendemonstranten des „Bündnisses Remagen nazifrei“, die sich schon am Morgen am Bahnhof trafen und gegen 10.30 Uhr auf einen Weg durch das Historische Remagen machten. Kurz vor Mittag begann die Tanzdemo der Gegendemonstranten Richtung Friedenskapelle. Auch die rechte Szene war etwa eineinhalb Stunden früher als im vergangenen Jahr unterwegs. Die Wege der beiden Züge waren so ausgearbeitet, dass sich rechte und linke Demonstranten erst an der Fachhochschule näherkamen. Rund 600 Polizeibeamte hatten alles abgeriegelt, um ein Aufeinandertreffen des „Trauermarschs“ und der linken Gegendemonstration zu verhindern. Die Botschaft der rund 35, meist der antifaschistischen Szene angehörenden Gruppierungen war auf zahlreichen Schildern und Transparenten festgehalten: „Gegen Naziterror und rechte Gewalt“, „Kriegsverbrecher, Nazis sind keine Helden“ und „Deutsche Täter sind keine Opfer“ war unter anderem zu lesen. Während die Gegendemonstranten in einem bunten Zug zur Musik hüpfend und tanzend Richtung verhüllter Friedenskapelle zogen, ging der Marsch der Rechten schweigend bis über die Südallee oder Joseph-Rovan-Allee. Immer wieder versuchten kleinere Gruppen der Gegendemonstranten, zu den Neonazis durchzukommen. Doch dies wurde durch konsequentes Einschreiten der Polizeibeamten unterbunden. In Höhe der verhüllten Friedenskapelle standen sich beide Lager recht nahe. Die Gegendemonstranten verliehen dabei ihrem Unmut über den Aufmarsch der Neonazis lautstark Gehör mit lauter Musik und Sprechchören.

Fachhochschule erinnerte

an die Opfer des Naziterrors

An den Fenstern der Fachhochschule wurden die Neonazis mit großen Porträts von NS-Opfern empfangen. Zudem war die Allee mit meterlangen Bannern gesäumt, die an 5,7 Millionen Juden, 3,3 Millionen in Kriegsgefangenschaft ermordete russische Soldaten, 1213 Tote auf dem Friedhof in Bad Bodendorf und 15.000 getötete Homosexuelle erinnerten. Neben dem Rednerpult der Neonazis hing ein Transparent von „Exit Deutschland“, einer Organisation, die Menschen hilft, aus der rechten Szene auszusteigen.

Recht zügig verlief der Rückweg der Neonazis und der Gegendemonstranten wieder in Richtung Bahnhof. Gegen 15 Uhr reisten alle wieder aus Remagen ab, auch dies deutlich früher als in den Vorjahren. Nun haben Remagen und seine Bürger wieder Ruhe bis zum nächsten Jahr. Während die Neonazis und die Gegendemonstranten schon abgereist waren, wurde in der Innenstadt noch ausgiebig und mit viel Freude der Tag der Demokratie auf dem Marktplatz mit den Paveiern und den Räubern gefeiert.

Wie die Polizeidirektion Mayen in mitteilte, konnte ein Aufeinandertreffen von rechten und linken Demonstranten durch die Beamten verhindert werden.