BI „lebenswerte Stadt“ plädiert für Vielfalt und kluge Planung

Die Mischung macht´s…

Die Mischung macht´s…

Historischer Blick über Bad Neuenahr-Ahrweiler.Foto: privat

Bad Neuenahr-Ahrweiler. In diesen Tagen werden Beispielflächen für die Landesgartenschau 2022 angelegt. Das ist gut. Sie geben der Bürgerschaft erste Ideen, wie es werden kann. Bitterer Beigeschmack der Aktion: bis zu insgesamt 400 alte und große Bäume sollen den Umplanungen weichen. Die Wellen schlugen schon im vorigen Sommer hoch, angesichts der angespannten Finanzen und der aktuellen Umweltkrise melden sich erneut kritische Stimmen zu Wort.

Auch die Bürgerinitiative beobachtet die Entwicklungen irritiert.

Zwei Gedanken wirft sie in die aktuelle Diskussion:

1. Warum die Linde?

Um die Linde wurde in alten Zeiten getanzt und getagt. Sie galt als heiliger Baum und seit dem Biedermeier ist sie der Gemütsbaum der Deutschen. Ohne Zweifel. Doch reicht diese Aura bereits, um einheitliche Lindenalleen in der Georg-Kreuzberg-Straße zu favorisieren?

Bereits die vom Stadtrat hinzugezogene Fachfrau, die die Gesundheit der meisten zur Disposition stehenden Bäume entlang Georg-Kreuzberg und Lindenstraße bescheinigte, riet aus ganz praktischen Erwägungen von einer Linde ab. Wurde ihr Rat in den Wind geschlagen? Wer unter Linden auf Bänken sitzt, darf nicht empfindlich sein. Es klebt und die Linde wirft viel ab. Zudem ist sie eigentlich gar kein Solitärbaum. Linden stehen viel lieber im Wald. Fehlt dieser, werden sie buschig. Was genauso schwer wiegt: sie ist auch kein Baum, der gut Trockenheit und Stress verträgt, wie er für die kommenden Jahre, vielleicht Jahrzehnte, zu prognostizieren ist. Es stellt sich also die Frage? Warum setzt die Stadt hier auf die alten Muster und zeigt sich so wenig innovativ und weitsichtig?

2. Neuenahr und die Allee von morgen?

Es gilt heute bedacht, klug und vorausschauend den Flair der Kurstadt nicht aufzugeben, ihn aber anderen Zeitumständen anzupassen. Hier könnte die Stadt gemeinsam mit Wissenschaftlern Zeichen setzen. Moderne Waldforschung rät angesichts der wenig kalkulierbaren Großwetterlagen zu Diversität, meint: viele unterschiedliche Bäume, die sich gegenseitig stützen und schützen. Sie setzt auf Artenvielfalt, um bei Ausfall und Krankheit einer Baumart, keinen Totalverlust zu erleben. Sie testet derzeit andere Baumarten, die als Straßenbegleitgrün resistenter ist.

Bad Neuenahr unterläuft diesen Rat der Fachfrau und der Forschung unbeeindruckt: hier soll eine bereits artenreiche Allee ohne zwingenden Grund gefällt werden, um nur einer einzigen Baumart, bei der fraglich ist, wie stressresistent sie ist, Platz zu machen?

Die BI „lebenswerte Stadt“ appelliert an den Stadtrat, seine Entscheidung in Sachen Stadtgrün zu überdenken und neu und zukunftsweisend zu revidieren. Er selbst betont zurecht an anderer Stelle: die Landesgartenschau sei keine Blümchenschau. Hier gehe es um die Lebensqualität von morgen.

Eine entsprechend wichtige Rolle spielt „morgen“ eine gut geplante Stadtbegrünung, die das Kleinklima positiv beeinflusst, die in der Lage ist, lange Hitze- und Trockenperioden durchzustehen und das unsere Stadt bereichert, die sich der Heilung und eines guten Lebens verschrieben hat.

Mit den Alleen setzte sich die BI bereits im Juni 2019 im Rahmen einer Sehschule auseinander und konsultierte hierzu die entsprechenden Fachleute. Sie begrüßt das Engagement zugunsten eines Erhalts des alten Baumbestandes in der Georg-Kreuzberg-Straße, das in diesen Tagen durch den BUND und viele Einzelpersonen vorangetrieben wird. Die BI setzt sich für eine nachhaltige und zukunftsweisende, behutsame Stadtentwicklung ein. Infos auf: www.lebenswertestadt.jimdo.com.

Pressemitteilung der

Bürgerinitiative „lebenswerte Stadt“ Bad Neuenahr-Ahrweiler