Bürgerforum 2018 „Die neue Mitte – Treffpunkt Innenstadt“

„Eine Innenstadt mit menschlichem Gesicht, in der sich Menschen gerne aufhalten“

„Eine Innenstadt mit menschlichem Gesicht, in der sich Menschen gerne aufhalten“

Die Stadthalle war beim Bürger-Workshop gut besucht.

„Eine Innenstadt mit menschlichem Gesicht, in der sich Menschen gerne aufhalten“

Unternehmensberater Ulrich Eggertmoderierte die lebhafte Diskussion. Fotos: GM

„Eine Innenstadt mit menschlichem Gesicht, in der sich Menschen gerne aufhalten“

„Eine Innenstadt mit menschlichem Gesicht, in der sich Menschen gerne aufhalten“

Werner Prümm, Leiter derWirtschaftsförderung, stelltdas Konzept der Stadtverwaltung vor.

„Eine Innenstadt mit menschlichem Gesicht, in der sich Menschen gerne aufhalten“

Bendorf. Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung zeigt, dass Deutschlands Innenstädte zu veröden beginnen. Durch einen tiefgreifenden Strukturwandel infolge der zunehmenden Digitalisierung drohen massive Leerstände vor allem in kleinen und mittleren Städten. Diese Entwicklung ist auch in Bendorf zu beobachten; hinzukommt, dass sich der Innenstadtbereich vom Friedhof bis zum Stadtpark mangels einer guten Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum für Bürger und Besucher der Stadt nicht sehr attraktiv präsentiert. Die Stadtverwaltung mit Bürgermeister Michael Kessler an der Spitze will daher mit einem Entwicklungskonzept für die Innenstadt gegensteuern. „Wir wollen hin zu einer Innenstadt mit menschlichem Gesicht, in der sich Menschen gerne aufhalten und sich begegnen“, so der Bürgermeister bei einem gut besuchten Bürger-Workshop in der Stadthalle Bendorf.

Ein Ort für Kommu-

nikation und Kultur

Die Bendorfer Innenstadt soll also noch stärker zu einem Ort für Kommunikation und Kultur werden, ein Ort, an dem man gerne verweilt. „Und es geht gleichzeitig um den Wirtschafts- und Tourismusstandort Bendorf selbst, um die stetige Schärfung des Standortprofils unserer Stadt und um deren Einbettung in die Besonderheiten der Region – es geht um den Standort im Wettbewerb mit den Nachbarstädten. Gemeinsam gilt es Lösungsansätze zu finden, und das funktioniert nur, wenn wir offen miteinander umgehen“, so Kessler weiter.

Neben Interessenvertretern aus Gewerbetreibenden, Immobilienbesitzern, Vereinen und Parteien hatte die Verwaltung die betroffenen Anwohner und darüber hinaus alle Bürger Bendorfs zu dem Workshop eingeladen. Als Referent und Moderator führte der renommierte Unternehmensberater Ulrich Eggert aus Köln durch den Abend. Sein umfangreiches und interessantes Referat zu einer künftigen Stadtentwicklung und die vorgeschlagenen Lösungsansätze für eine Neubelebung der Innenstadt weckten bei den Besuchern der Veranstaltung reges Interesse. Bei seinen Ausführungen wurde deutlich, dass es in Bendorf durch die räumliche Nähe zu den Oberzentren Koblenz und Neuwied einer besonderen Anstrengung bedarf, um in der Innenstadt durch eine umfassende Verbesserung des öffentlichen Raums und der Infrastruktur Kaufkraft zu binden.

Hohe Lebens-

qualität in Stadtteilen und Wohngebieten

Der Leiter der Abteilung Wirtschaftsförderung Werner Prümm stellte daneben das bislang von der Verwaltung vorbereitete Innenstadtkonzept vor und wies dabei ebenfalls auf die exponierte Lage der Stadt Bendorf im verdichteten Raum Koblenz in direkter Nähe zu dem dortigen Oberzentrum hin. Allerdings gibt es auch Pluspunkte, so verfügt Bendorf über beste Verkehrsanbindungen, eine vernünftige Infrastruktur und eine hohe Lebensqualität in den Stadtteilen und den Wohngebieten.

Das Konzept beinhaltet unter anderem Investitionen in die Hauptstraße und den vorderen Stadtpark sowie Einleitung der städtebaulichen Erneuerung durch städtische Liegenschaften. Angedacht ist weiter die Schaffung von Gastronomieangeboten in der Mitte zur Bindung touristischer Besucher. Kritisiert wird die nach wie vor mangelnde Motivation von Gebäude- und Grundstückseigentümern zur Zusammenarbeit mit der Stadt. Die künftige Ausrichtung der Innenstadt muss Antworten auf geänderte wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen finden, ist Werner Prümm überzeugt.

Gesellschaftliche und

wirtschaftliche Rahmenbedingungen haben sich verändert

Uwe Sigismund, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Blickpunkt Bendorf, sicherte der Stadt weitere Unterstützung durch die in der Gemeinschaft zusammengeschlossenen Gewerbetreibenden zu und wies auf die bereits getätigten gemeinsamen Maßnahmen hin. So hat die Werbegemeinschaft unter anderem einen nicht unerheblichen Anteil an dem rustikalen einheitlichen Erscheinungsbild des Bendorfer Weihnachtsmarktes.

In der anschließenden lebhaften Diskussion brachten einige der versammelten Bürger ihre Vorstellung für eine künftige attraktive Innenstadt ein. Die Vorschläge reichten von „Farbvielfalt für die Fassaden der Häuser in der Hauptstraße“ über „Installation von Erlebnisgastronomie sowie Kunst und Kultur“ bis hin zu „Ladengeschäften ohne Verpackung“ und „Angebote für Jugendliche“. Aber auch Kritik wurde geübt, vor allem am Leerstand, der Sauberkeit und dem Verfall einiger Immobilien, ebenfalls wurde das Fehlen fundamentaler Einrichtungen wie beispielsweise einer öffentlichen Toilette bemängelt. Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer, dass Handel und Gewerbe ohne eine attraktive und saubere Innenstadt in Bendorf keine langfristige Perspektive haben.

Bürgermeister Kessler zeigte sich am Ende der Veranstaltung über das Ergebnis des ersten Bürger-Workshops zufrieden: „Ich habe heute Abend ein gutes Gefühl hier bekommen, weil ich sehe wie Sie mitmachen, mitdenken und sich einbringen mit Ihren Ideen und Fragen. Unser altes Zentrum soll nicht weiter herunterkommen, das soll ein gutes Zentrum werden, eine gute Visitenkarte für alle, die in die Stadt kommen, und ein Magnet für jeden, der in der Stadt lebt.“ Allerdings gilt es vor einer Umsetzung von Planungen noch zwei gravierende Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Zum einen ist die Bendorfer Hauptstraße auch gleichzeitig die Bundesstraße 413, ohne eine Verlegung der B 413 und die Umwandlung der Hauptstraße in eine Gemeindestraße können dort keine Planungen seitens der Stadt umgesetzt werden; die Verwaltung ist aber zu dieser Problematik mit dem Landesbetrieb Mobilität im Gespräch. Kessler: „Wenn das alles gut läuft, dann können wir uns in einem Jahr darüber unterhalten, dass die Etappe geschafft ist und wir uns dann tatsächlich mit der Hauptstraße und dem Ausbau befassen können.“

Weitere Bürger-

Workshops sollen folgen

Zum anderen ist es bei der angespannten Haushaltslage der Stadt unabdingbar, für Maßnahmen zur Innenstadtentwicklung Zuschüsse aus dem Städtebauförderprogramm des Bundes und des Landes zu erhalten. Auch hier ist man laut Bürgermeister auf einem guten Weg. In der Zwischenzeit sollen die Planungen fortgeführt werden, in die dann auch die Vorschläge der Bürger mit einfließen werden. Geplant ist auch die Fortsetzung der Gespräche mit den Hauseigentümern und Anwohnern; ebenfalls sollen weitere Bürger-Workshops folgen.