Petition gegen die Schließung des Schiefergergwerks

Endzeitstimmung am Katzenberg

Endzeitstimmung am Katzenberg

Der Standort in Mayen bleibt erhalten. Von hier aus soll weiterhin der Kernmarkt in Deutschland sowie die weiteren Länder Mittel- und Osteuropas beliefert werden. UWM

Endzeitstimmung am Katzenberg

Die Moselschiefer-Produktion wird in Mayen wohl bald der Vergangenheit angehören.

Die geplante Schließung des Schieferbergwerks in Mayen ist für die Stadt eine schlechte Nachricht, denn sie bedeutet das Ende eines prägenden Teils der heimischen Industriegeschichte. Es gibt Aufrufe, die diese Entwicklung verhindern möchten und gegen die Stilllegung des Bergwerks protestieren. BLICK aktuell fragte die Geschäftsführung der Firma Rathscheck nach den Gründen für das Ende der Produktion von Moselschiefer am Katzenberg.

Mayen.

Die Nachricht von der Einstellung der Moselschiefer-Produktion zum Ende des Jahres 2019 wurde in der Region mit großer Betroffenheit aufgenommen, da die Förderung des Schiefers an diesem Standort eine sehr lange Tradition hat und das Schieferbergwerk als wichtiger und prägender Faktor der lokalen Wirtschaft betrachtet wird.

Auf der Internetseite des Unternehmens steht: „Wo erloschene Vulkane ragen und Vulkanseen sich in tiefer Schwärze spiegeln, in einer Landschaft von ausdrucksvollem Gepräge, betreibt Rathscheck, mit dem Bergwerk Katzenberg, die größte Dachschiefer-Produktion Mitteleuropas.“

Doch dieses Kapitel soll vom Ende des kommenden Jahres an der Vergangenheit angehören und der Schieferbergbau in Mayen zu einer Episode der Heimatgeschichte werden. Dies bewegt die Menschen in der Region und führt zu Reaktionen der Betroffenen. Sie wollen die geplante Schließung des Bergwerks nicht kampflos hinnehmen. In ihrer Petition heißt es.„ Wir Mitarbeiter und Bergleute geben unser Bergwerk nicht ohne Weiteres auf. Denn für die Region in der Eifel, Rheinland-Pfalz und Mayen ist das Bergwerk mit der Moselschiefer Produktion die DNA der heimischen Industriegeschichte“.

Widerstand gegen die Schließung des Schieferbergwerks

In der Kommunalpolitik ist das Thema ebenfalls angekommen. Die Freien Wähler Mayen begrüßen und unterstützen diese Petition. Für sie ist die plötzliche und überraschende Stilllegung der Schieferproduktion in Mayen nicht nachvollziehbar. Schließlich gehe es in hohem Maß um den Erhalt von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Aber auch für die Stadt Mayen seien negative Auswirkungen zu befürchten.

Die Stadt habe mit dem Bau eines Schieferbergwerkmuseums in der Burg ein klares Bekenntnis zu dem ortsansässigen Unternehmen und seiner Schieferproduktion abgegeben. „Deshalb geht die Schließung der Moselschiefer-Produktion jeden in Mayen etwas an,“ erklärte der FWM-Fraktionsvorsitzende Hans-Georg Schönberg. An einen „sozialverträglichen“ Ausstieg aus der Schieferproduktion glaubt er nicht.

„Die Arbeitsplätze sind futsch und keine gleichwertigen Ersatzarbeitsplätze vorhanden. Deshalb ist der Kampf, den die betroffenen Mitarbeiter und Bergleute in der Form einer Petition gestartet haben, möglichst von allen zu unterstützen, denn die Schließung geht jeden an. Auch die Mayener Verwaltungsspitze, Wirtschaftsförderung und den Stadtrat“, erklärt Schönberg.

Fragen an die Geschäftsführung

„BLICK aktuell“ fragte die Geschäftsführung der Firma Rathscheck, ob es in den vergangenen Jahren eine langfristig angelegte Weiterentwicklung der Förderungsmöglichkeit und Erschließung neuer Abbaustellen am Standort Mayen gegeben habe, sodass eine Einstellung der Produktion hätte vermieden werden können. „Seit Jahren wird versucht, die schwierigen geologischen Gegebenheiten auszugleichen. Neue Abbaufelder wurden erschlossen und Ende 2016 wurde der Aufschluss der 11. Sohle mit einem hohen finanziellen Aufwand entgegen den ursprünglichen Planungen vorgezogen. Leider hat sich die geologische Situation dort nicht verbessert. Die Gesteinsstörungen sind zu erheblich,“ lautete die Antwort der Verantwortlichen.

„BLICK aktuell“ wollte von der Mayener Traditionsfirma in diesem Zusammenhang zudem wissen, ob der eigentliche Grund für die Einstellung der Produktion tatsächlich die objektiv erschöpften Schiefervorkommen am Standort Mayen gewesen sei oder ob die günstigere Kostensituation der Produktion in den spanischen Werken der Firma den Ausschlag für die Schließung des Bergwergs in Mayen gegeben habe.

Rathscheck Schiefer betont, dass ausschließlich die geologischen Gegebenheiten eine Weiterführung der Schieferproduktion verhindern.

„Die Entscheidung, die Moselschiefer-Produktion einzustellen, ist uns sehr schwergefallen. Wir haben bis zuletzt an einer nachhaltigen und tragfähigen Lösung gearbeitet. Wir haben aber eine Verantwortung gegenüber allen Mitarbeitern und müssen die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Unternehmens langfristig sichern. Dauerhafte Verluste eines Unternehmensteils könnten im schlimmsten Fall auch weitere Arbeitsplätze innerhalb der Gruppe gefährden. Die enorme Häufung von Gesteinsfehlern in der Lagerstätte macht einen weiteren rentablen Abbau des Moselschiefers nicht mehr möglich. Die Produktionsmenge hat sich stetig reduziert.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Formatgrößen limitiert sind. Ursache sind also ausschließlich die geologischen Gegebenheiten, die wir leider nicht verändern können.“ heißt es in der Antwort der Firma an „BLICK aktuell“.

Alternativen entwickeln,

um den Standort zu sichern

In den vergangenen Jahren war die enge Verzahnung der Schieferproduktion und ihren Traditionen vor Ort mit dem Alleinstellungsmerkmal des Produktes „Moselschiefer“ ein wichtiger Garant für den Erfolg des Unternehmens. „BLICK aktuell“ wollte deshalb von der Geschäftsführung wissen, ob sie glaubt, in Zukunft auf diese erfolgreiche Verknüpfung beim Vertrieb ihres Schiefers verzichten zu können. „Unsere Unternehmensgeschichte ist fest verknüpft mit Moselschiefer, der bekanntlich einen hervorragenden Ruf genießt. Auch deshalb haben wir die Entscheidung nicht leichtfertig getroffen. Aus den beschriebenen Gründen ist sie aber leider unumgänglich. Deshalb ist es auch nicht die Frage, ob wir glauben, auf die imagewirksame Verknüpfung des Moselschiefers beim Vertrieb unseres Schiefers verzichten zu können. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als Alternativen zu entwickeln, um die Zukunftsfähigkeit der Unternehmensgruppe am Standort in Mayen auch weiterhin sicherzustellen und keine weiteren Arbeitsplätze vor Ort zu gefährden,“ erklärte die Geschäftsführung von Rathscheck.

Eine schwierige Entscheidung

Gefragt wurde auch nach den Zukunftsperspektiven für die Firma nach dem Ende der Schieferproduktion in Mayen, da Rathscheck Schiefer erklärte, dass das Lager dort das Logistikzentrum für die Märkte in Mitteleuropa bleibe. „BLICK aktuell“ wollte wissen, wie realistisch diese Perspektive ist, da einige europäische Märkte, wie die in Frankreich und Großbritannien kostengünstiger direkt von Spanien aus beliefert werden können.

Die Firma betont in ihrer Antwort, dass das Lager in Mayen den deutschen Markt und die Märkte und Ost und Mitteleuropa beliefern werde. „Die Märkte in Westeuropa, also hauptsächlich Frankreich, Großbritannien, Irland und BeNeLux beliefern wir seit jeher aus Spanien.

Den Kernmarkt in Deutschland, der das größte Absatzvolumen bei uns hat und die weiteren Länder Mittel- und Osteuropas werden wie bisher überwiegend aus Mayen beliefert,“ erklärte die Geschäftsführung.

51 Mitarbeiter sind von der geplanten Schließung der Moselschieferproduktion direkt betroffen. „BLICK aktuell“ fragte die Verantwortlichen daher auch, ob die Suche nach sozialverträglichen Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter schon zu konkreten Ergebnissen geführt habe. „Selbstverständlich laufen bereits Gespräche, konkrete Ergebnisse gibt es aber zum jetzigen, noch frühen, Zeitpunkt nicht. Wir sind bestrebt und zuversichtlich gemeinsam mit dem Betriebsrat gute Lösungen für die Mitarbeiter zu erarbeiten,“ erklärte die Firma Rathscheck zu diesem Thema.

Den Umsatz des

Vorjahres knapp verfehlt

Die Firma Rathscheck Schiefer ist ein Teil der Baustoffsparte der Unternehmensgruppe Wehrhahn. Wenn man die Presseerklärung zur Bilanz der Wehrhahn KG für das Jahr 2017 betrachtet, wird deutlich, dass das Geschäft mit dem Schiefer im Portfolio des Konzerns keine strategische Rolle spielt. Die Unternehmensgruppe machte mit Baustoffen, Konsumgütern und Finanzdienstleistungen einen Umsatz von ca. 3,4 Milliarden Euro, davon erwirtschaftete Werhahn eine Milliarde im Ausland und erzielte einen Konzernjahresüberschuss von rund 112 Millionen Euro. In den Gesellschaften des mittelständisch geprägten Familienunternehmens sind weltweit rund 9900 Mitarbeiter beschäftigt.

In dem Unternehmenszweig Baustoffe ist die Produktion und der Vertrieb von Natursteinen mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro ein wichtiger Teil des Unternehmens, der im Jahr 2017 ein Umsatzplus von 4 Prozent verbuchen konnte. Für den Geschäftsbereich „Schiefer“, in dem die Werhahn-Gruppe nur zwei Prozent ihres Gesamtumsatzes erwirtschaftet, sind solch positive Bewertungen jedoch nicht zu finden. Dort ist von Absatzeinbußen, einem schwierigen Marktumfeld und einem knapp verfehlten Umsatzziel die Rede. In dem Bericht über die Bilanz 2017 ist zu lesen: „In der weiterhin angespannten Wettbewerbssituation innerhalb der Bedachungsbranche musste der Geschäftsbereich Schiefer im schwierigen Marktumfeld des Steildachs in Deutschland Absatzeinbußen hinnehmen. In seinen wichtigsten Auslandsmärkten konnte der Geschäftsbereich seine Position durchweg festigen. Insgesamt verfehlte der Umsatz mit 68 Millionen Euro knapp das Vorjahresergebnis von 71 Euro.“

Helmut Schwarz