Wie reagieren Unternehmen aus der Region auf die Energiekrise und gestiegene Kosten für Rohstoffe?

Explodierende Preise stellen heimische Wirtschaft vor große Herausforderungen

Explodierende Preise stellen heimische Wirtschaft vor große Herausforderungen

Steigende Energiepreise sind nur ein Teil der Gesamtproblematik. Foto: pixabay.com

Region. Gestiegene Strom- und Rohstoffpreise und Ressourcenknappheit setzen der deutschen Wirtschaft massiv zu. Mit Besorgnis blickt das Land auf den kommenden Winter. Nun sind Unternehmen gefordert, mit den explodierenden Energiekosten umzugehen und zu sparen, wo es geht. Dass das nicht immer leicht ist, wissen auch heimische Unternehmer. So wie Marc Kranz, Hauptgeschäftsführer der Großbäckerei „Die Lohner´s“ mit Sitz in Polch, die in diesem Jahr ihr 110-jähriges Bestehen feiert. Nicht erst seit dem Ukraine-Krieg wird hier an allen Hebeln versucht, Energie zu sparen und auf alternative Energiequellen umzustellen, wie Kranz erklärt. Kürzlich wurde eine neue Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Bäckerei in Betrieb genommen. Aber kaum ein anderes Thema wie der Energiepreis beschäftigt den Geschäftsführer des Familienunternehmens aus der Verbandsgemeinde Maifeld. „Das Thema ist insbesondere mit dem Aufkommen einer möglichen Mangellage zur absoluten Top-Priorität geworden und beschäftigt uns jeden Tag intensiv“, sagt Marc Kranz. Die gegenwärtig explodierenden Energiepreise wären jedoch nur ein Teil der Gründe der schwierigen Lage. In den letzten zwölf Monaten stiegen die Rohstoffpreise für den Hersteller von Backwaren um über 20 Prozent. Darüber hinaus wurden Anfang des Jahres Löhne und Gehälter überproportional angepasst, wie Kranz sagt. Jetzt käme noch die Energiekostenerhöhung um den Faktor 15 oben drauf. Es gelte jetzt, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das Bestehen des Unternehmens langfristig zu sichern. Dazu wurden Kosten reduziert und die Effizienz gesteigert. Auch Preisanpassungen für die Kundinnen und Kunden gehören zur Sicherung des Betriebs dazu, aber nur dort, wo die handwerkliche Qualität der Produkte diese auch möglich machen.

Konkrete Hilfestellungen gefordert

Nun wünscht sich Marc Kranz auch ein Entgegenkommen der Politik. „Wenn es nicht sehr zeitnah konkrete Hilfestellungen gibt, erwarte ich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten eine nie da gewesene Insolvenzwelle im traditionellen Bäckerhandwerk“, prognostiziert Kranz eine düstere Zukunft. Deshalb wünsche er sich ein verlässliche Grenze des Strom- und Gaspreises. Konkret bedeutet dies: „Der Marktpreis von 2021 mal zwei - das muss vom Unternehmen aufgefangen werden“, so der Lohner´s-Hauptgeschäftsführer. „Alles andere darüber muss je nach Größe des Unternehmens zu 50 bis 75 Prozent vom Staat aufgefangen werden“, erläutert Kranz. Finanziert könnten diese Maßnahmen über eine angekündigte, zeitlich begrenzte Übergewinnsteuer werden.

Energiepreise sind nur ein Teil des Ganzen

Auch bei dem Werkzeughersteller Wolfcraft mit Sitz in Kempenich steht das Thema Energie weit oben. Steigende Energiepreise sind jedoch nur ein Teil einer ganzen Reihe von Kostensteigerungen, mit denen das Unternehmen seit Beginn der Corona-Pandemie umgehen musste. „Im Umfeld von steigenden Beschafftungskosten, Rekordpreisen für Logistik und Lagerung und dem schwachen Eurokurs mussten wir bereits Preiserhöhungen an unsere Kunden weitergeben“, sagt Stefan Weigel, Geschäftsführer der Firma aus dem Brohltal. Weitere Kostensteigerungen seien gerade im Bereich der Rohmaterialien zu erwarten. Deshalb wären weitere Anpassungen der Endverbraucherpreise leider nicht auszuschließen, sagt Weigel.

Jetzt gelte es, weitere Sparmaßnahmen umzusetzen und vieles sei bereits geschehen. „Wir haben im Rahmen unseres Nachhaltigkeitsprogramms schon lange vor dem Anstieg der Preise ein unternehmensweites Energiemanagement aufgebaut und viele einsparende Maßnahmen durchgeführt“, so der Wolfcraft-Geschäftsführer. Im Fokus standen hierbei die energetische Optimierung der Gebäude und die Ablösung fossiler Brennstoffe. Weitere Maßnahmen sind gerade in der Umsetzung. Dazu gehören die Beheizung und Klimatisierung des Verwaltungsgebäude per Wärmepumpe. Um einen bedeutenden Teil des eigenen Strombedarfs abzudecken, sei derzeit eine neue Photovoltaik-Anlage in der Planung. Zusätzlich wurde - auch unter dem Gesichtspunkt des Umweltschutzes - ein Team aus Mitarbeitern gegründet, um weitere Energiesparpotenziale kurzfristig umzusetzen. Auch die Angestellten sollen für das Thema sensibilisiert werden. Eine interne Social Media Kampagne dazu sei bereits in der Planung, wie Stefan Weigel erklärt.