Leserbrief: Entlastung für Familien in den Sommerferien? - Nicht in allen Kommunen!

Familien haben keine Lobby

Man könnte meinen, dass in der Corona-Krise gilt: „ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen“. Leider stimmt das nur zum Teil. Ungewöhnlich sind geschlossene Schulen und Kitas, Kontaktbeschränkungen, keine Familienfeiern, keine Veranstaltungen und natürlich das Homeoffice nebst Homeschooling. Von vielen Selbstverständlichkeiten haben wir uns still und leise mit großen Verständnis verabschiedet. Für unser aller Wohl. Und nun gehen wir langsam einer neuen Normalität mit ungewöhnlichen aber sehr erträglichen Maßnahmen entgegen: Maskentragen, Abstandsregeln und nicht zu vergessen Hygienekonzepte, die für fast alle Facetten gesellschaftlichen Lebens entworfen werden konnten. Aber eben nur für fast alle. Erwerbstätige Eltern und ihre Kinder scheinen in einigen Kommunen eben zu jenem Teil gesellschaftlichen Lebens zu gehören, für deren Entlastung und Wohlergehen bislang kein Konzept entworfen werden konnte. Drei Wochen vor Ferienbeginn wird in unserer Kommune offiziell die Ferienbetreuung abgesagt. Viel zu spät, um Eltern Planungssicherheit zu ermöglichen. Und die Absage erfolgte trotz einer Million Euro zusätzlicher Mittel des Landes für Ferienbetreuungsmaßnahmen in Kommunen! In vielen Kommunen werden diese Mittel zur Entlastung der Familien eingesetzt. Leider wird es auch seitens der Schulen keine Notbetreuung, wie sie noch in den Osterferien angeboten wurde, geben. Bislang erhielten Eltern keine Informationen durch die Kommune, ob nach den Ferien die Betreuung durch die betreuende Grundschule wieder aufgenommen wird. Dabei sind die Bedürfnisse von Familien doch klar. Ihnen mit Abwarten und Ausharren zu begegnen, erzeugt Unmut und Wut. Dabei könnte vieles durch eine wirklich gemeinsame Kraftanstrengung gelöst werden. Müssen am Ende erwerbstätige Eltern und deren Kinder ihre Systemrelevanz beweisen? Wieder einmal zeigt sich, dass Familien nach wie vor keine Lobby haben, aber dringend eine bräuchten. Und so bleibt in diesen ungewöhnlichen Zeiten also leider doch vieles wie gewöhnlich.

Linda Heiß, Kristin Moog,

Sabine Windheuser, Saffig