Im Ahr-Ort hat sich seit der Flut viel getan

Flut: Antweiler ist zurück in der Normalität

Flut: Antweiler ist zurück in der Normalität

Der Platz vor dem Dorfgemeinschaftshaus während der Flut Foto: privat.

Flut: Antweiler ist zurück in der Normalität

Der Platz heute. Foto: EA/Adams

Flut: Antweiler ist zurück in der Normalität

Bildzeilen: Peter Richrath (Mitte) im Gespräch mit Innenminister Michael Ebling und dem Leiter des Verbindungsbüros Wiederaufbau im Ahrtal, Thomas Weimer. Foto: EA/ Adams

Antweiler. Der Nachmittag des 14. Juli 2021 wird Bürgermeister Peter Richrath Zeit seines Lebens in Erinnerung bleiben. Da wurde sein rund 600 Einwohner zählendes Antweiler an der Oberahr von Wassermassen förmlich überrollt. Die Ahr und der ansonsten sanft dahin plätschernde Hühnerbach setzten die tieferliegenden Ortsteile unter Wasser. 46 Häuser wurden beschädigt, Keller und Erdgeschosse überflutet, Friedhof , Sportplatz, Dorfplatz und Dorfgemeinschaftshaus und weitere öffentliche Anlagen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Heute, fast zwei Jahre nach der Flut, sind die meisten baulichen Wunden geheilt. Von den dramatischen Stunden, wo es kein Halten mehr für die Wassermassen gab, ist kaum noch was zu sehen. Der Wiederaufbau in Antweiler ist sichtbar weit fortgeschritten.

„Wir haben noch Baustellen, aber wir sind gut vorangekommen“, sagt Bürgermeister Richrath. In den allermeisten Häusern, wo Keller- und Erdgeschosse geflutet wurden, sei die Sanierung abgeschlossen. Wer gegen Elementarschäden versichert war, konnte mit seiner Versicherung abrechnen. Nichtversicherte konnten bei der Investitions- und Strukturbank des Landes 80 Prozent der Sanierungskosten aus dem Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern beantragen. „Das ISB-Onlineverfahren lief zu Beginn schleppend und sorgte für Verdruss gerade bei älteren Antragstellern. Aber heute ist dem Gemeinderat kein Fall bekannt, wo es noch Probleme gibt“, sagt Richrath.

Über das Tempo des Wiederaufbaus freut sich auch Nicole Steingaß, Staatssekretärin im Innenministerium und Wiederaufbaubeauftragte der Landesregierung für die Naturkatastrophe 2021 in Rheinland-Pfalz. Mehrfach war sie in den vergangenen Monaten in Antweiler, traf sich mit Bürgern bei Einwohnerversammlungen und Festen, stimmte sich mit Bürgermeister und Gemeinderat überweitere Aufbauschritte ab. „Mit dem staatlich finanzierten Hilfsgeld waren die schnellen Fortschritte möglich, und wir bleiben auch weiter an der Seite der Gemeinde.“

Zu den schnellen Fortschritten gehören der Friedhof , der würdig wieder hergerichtet ist, und im Dorfgemeinschaftshaus kann wieder getagt und gefeiert werden. Ein weiteres Großprojekt soll noch in diesem Jahr gestartet werden: Die Wucht der Ahr hat am Ostufer unterhalb der Bahnhofstraße den Ahrtalradweg samt jedem Bewuchs und einen großen Teil des Hanges unterspült. Der ist auf einer Länge von mehreren Hundert Metern abgerutscht. Oben an der Straße fehlt ein Streifen von sechs Metern. Betroffen ist das Firmengelände des Landhandels Gillig, der auf dem ehemaligen Bahngelände eine Mehrzweckhalle mit moderner Getreideannahme gebaut hat.

Fluss soll mehr Raum bekommen

Mit 4,94 Millionen Euro aus der Wiederaufbauhilfe des Bundes und des Landes wird der von der Flut weggeschwemmte Hang unter dem Landhandel gefasst und wieder befestigt. Wichtige Versorgungsleitungen, die im Ahrtalweg lagen, werden neu verlegt. Der Fluss soll mehr Raum bekommen. Auch der Radweg wird wieder angelegt. Nach oben folgt für das Firmengelände eine Sicherung mit Winkelstützwänden. Den Bewilligungsbescheid von Innenminister Michael Ebling für das Millionenprojekt hat Richrath schon.

Bei einem weiteren Projekt, dass Antweiler angestoßen hat, läuft es noch nicht so rund. Am Oberlauf des Hühnerbachs, der bei Starkregen immer wieder das Dorf unter Wasser setzt, will die Gemeinde eine Geröll- und Wasserrückhaltevorrichtung bauen. Anstelle des schnurgeraden Verlaufs soll der Bach in Schleifen über ein von der Kommune bereits gekauftes Grundstück geführt werden. Mit Baumstämmen solle eine einfache Auffangeinrichtung für Bäume und Geröll geschaffen werden. „Leider wurde diese Maßnahme bei einem Ortstermin von Behördenvertretern der Kreisverwaltung und Wasserbehörden so nicht genehmigt und vertagt“, fasst Richrath zusammen. Für den Bürgermeister ein Wermutstropfen einer ansonsten positiven Aufbaubilanz fast zwei Jahre nach der Flut.