Wirtschaftsjunioren Mayen-Eifel hatten zum digitalen Politikgespräch eingeladen

Fünf Landtagskandidatenstanden Rede und Antwort

Fünf Landtagskandidaten
standen Rede und Antwort

Das erste gemeinsame Treffen der Direktkandidaten aus dem Wahlkreis 12 wurde per Livestream übertragen.Foto: FRE

Mendig. „Uns als Wirtschaftsjunioren ist es wichtig, auf kommunaler politischer Ebene aktiv zu sein und in den Austausch zu kommen. Wir verfolgen die wesentlichen politischen Entwicklungen, um somit unsere eigenen Ideen und Impulse einzubringen“, so der WJ MY-Eifel Kreissprecher Guido Braun-Ragusa, der gemeinsam mit der Geschäftsführerin Kristina Kutting die fünf eingeladenen Landtagskandidaten Dr. Alexander Wilhelm (SPD), Torsten Welling (CDU), Luca Lichtenthäler (FDP, Birgit Meyreis (B90/Die Grünen) und Dr. Rainer Schneichel (Freie Wähler) und nicht zuletzt den IHK-Regionalgeschäftsführer Martin Neudecker zu einem digitalen Politikgespräch begrüßte. Das erste gemeinsame Treffen der Direktkandidaten aus dem Wahlkreis 12, die aus Sicht der Wirtschaftsjunioren „…am meisten zu den für uns relevanten wirtschaftspolitischen Themen beitragen können“, wurde per Livestream übertragen und ist auch im Nachhinein auf der Facebook-Seite der Wirtschaftsjunioren Mayen-Eifel (WJMYEifel) zu sehen.

Für die Beantwortung der von den Wirtschaftsjunioren vorgegebenen drei Fragen hatten die Kandidaten für ihre Antwort jeweils zwei Minuten zur Verfügung.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, wie die Landespolitik die Gastronomie-Betriebe sowie den stationären Einzelhandel unterstützen kann?

Dr. Alexander Wilhelm unterstrich: „Uns allen ist bewusst, dass es ohne finanzielle Unterstützung und ein gemeinsames Handeln aller Protagonisten sehr schwierig sein wird, den Einzelhandel und die Gastronomie wieder in die Position zu bringen, in der sie sich vor Corona befanden.“ Man müsse jedoch zwischen kurzfristigen und längerfristigen Hilfen unterscheiden. Hierzu nannte Dr. Wilhelm u.a. das neue Förderprogramm „DigiBooster“, das Anfang 2021 für kleine und mittlere Unternehmen zur Verfügung stehen soll, lokale Entwicklungs- und Aufwertungsprojekte oder auch das Projekt „Innenstadt-Impulse“.

Torsten Welling sagte: „Wir wollen, wenn wir in die Verantwortung kommen, Anreize schaffen. So solle es Pilotprojekte in fünf Städten geben, die von der Landesregierung mitgeführt und auch finanziert werden.“ Corona sei nur der Katalysator eines bestehenden Problems, bei dem sich am Ende des Tages die Frage stelle, ob man ein Erlebnis-Shopping versus Online-Handel tatsächlich in den Städten etablieren könne. „Wir wollen insbesondere das Thema Kultur-Veranstaltungen und Kneipen besonders in den Fokus nehmen, weil auch ein funktionierendes Nachtleben ein wichtiger Standortfaktor ist und damit auch die Innenstädte und Städte besonders attraktiv macht“, so Torsten Welling.

„Wie sieht eine Innenstadt in 10 oder 20 Jahren aus? Dazu hat der Handelsverband Deutschland gesagt: Junge Leute wollen in ihren Innenstädten bleiben und auch die kleinen Städte sollen lebensfähig sein, jedoch mehr als ein Anlaufpunkt für Gastronomie und Kultur und mehr als ein Lebensgefühl“, sagte Luca Lichtenthäler.

„Wir von den Grünen bekennen uns ganz klar zu der öffentlichen Verantwortung für die Branchen und Betriebe, die durch die Pandemie und die Folgen der Bekämpfung in eine existenzielle Krise geraten sind“, betonte Birgit Meyreis und fügte hinzu: „Wo es sinnvoll und möglich ist, wollen wir den Wandel hin zu zukunftsträchtigen Strukturen und Geschäftsmodellen aktiv fördern und unterstützen.“

Dr. Rainer Schneichel vertrat die Ansicht, dass die Probleme der Stadt nicht kurzfristig seien, sondern durch Corona wie ein Tsunami in vielen Bereichen nach vorne geschoben würde. Hier müsse man ein Sonntagsöffnungs-Gesetz so ausgestalten, dass für die Unternehmer und die Gastronomie im Innenstadtbereich eine Öffnung möglich werde.

Welche Strategie auf Landesebene liefert den Unternehmen die Chance, die duale Berufsausbildung mehr in den Mittelpunkt zu stellen?

Luca Lichtenthäler: „Wir sollten den eingeschlagenen Weg der Landesregierung weiter führen und den Meister mit dem Master gleichstellen und kostenfrei machen.“ Desweiteren seien Feriencamps eingerichtet worden, in denen junge Menschen handwerkliche Berufe kennen lernen können.

Birgit Meyreis unterstrich: „Wir Grünen bekennen uns zur Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung. Viele große Aufgaben, wie zum Beispiel die Energiewende und die Digitalisierung erfordert fachliches Know-how. Die Frage ist jedoch, wie machen wir den jungen Menschen eine Berufsausbildung schmackhaft? Wir wollen die Berufsorientierung an Schulen insgesamt, insbesondere auch an den Gymnasien ausbauen.“

Dies könne man zum Beispiel für Gymnasiasten mit einem ca. ein halbes Jahr währenden Arbeitsbesuch erreichen, meinte Dr. Rainer Schneichel.

Hier müsse ein Umdenken stattfinden, da die Debatten immer ein wenig am Mittelstand vorbei führten, so Torsten Welling. Zum Teil seien die Hochschulen und Realschulen plus mit den Unternehmen vernetzt und er wünsche sich, dass die Unternehmen mit investierten, damit man auf Augenhöhe mit weniger Staat dann die angestrebten Ziele erreichen könne. Im Übrigen müssten Wirtschaft und Berufsorientierung als ein eigenes Schulfach angeboten werden.

„Die duale Ausbildung ist ein Rückgrat unserer Wirtschaft und ein hervorragender Einstieg in das Berufsleben“, stellte Alexander Wilhelm fest und bekanntlich seien aus Sicht der Sozialdemokraten berufliche und akademische Bildung absolut gleichwertig. Bereits im Jahr 2014 wurde eine Strategie aufgesetzt, um den jungen Leuten insbesondere die duale Ausbildung schmackhaft zu machen.

Wie können die für eine langfristige Perspektive wichtigen Ziele in der Klima- und Energiepolitik erreicht werden unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft?

Während Dr. Rainer Schneichel sich dafür aussprach, dass alternative Energien für die Wirtschaft und „den kleinen Mann“ auch bezahlbar sein müssten, sah Luca Lichtenthäler die Energiekosten als Standortfaktor.

Das Ziel der Landesregierung, Rheinland-Pfalz bis 2040 klimaneutral zu machen, dürfe nicht aus den Augen verloren werden. Dabei müsse man auf Wind, Wasserkraft und Biomasse aufbauen, betonte Dr. Alexander Wilhelm und sagte wörtlich: „Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Der Klimawandel ist von Menschen verursacht worden und er kann auch nur von Menschen in den Griff bekommen werden.“

„Unsere Partei tritt sogar dafür ein, das Land bis 2030 klimaneutral zu machen“, so Birgit Meyreis. Dies könne mit Hilfe einer Verdoppelung der Windenergie und einer Verdreifachung der Fotovoltaik-Leistung erreicht werden. Außerdem wolle ihre Partei bei den Modernisierungen von Gebäuden den Einsatz von Solarenergie vorschreiben, wenn es keine dringenden Gründe dagegen gäbe.

„Wir würden gerne einen Nachhaltigkeitsdialog anregen, bei dem wir auch die Wissenschaft, Wirtschaft und alle Bürger mitnehmen. Außerdem müssen wir keine große Lösung finden, sondern viele individuelle Lösungen“, so Torsten Welling.

Zum Abschluss der bis ins kleinste Detail hervorragend organisierten Video-Konferenz standen die Landtagskandidaten den Fragen der Zuschauer Rede und Antwort.