Online-Petition an das Mainzer Innenministerium geht an den Start

Gestank: Neuwieder fühlen sich von SGD im Stich gelassen

27.08.2018 - 11:09

Neuwied. Neu ist der bestialische Gestank aus dem Distelfeld nicht. So schlimm wie in diesem heißen Sommer war es aber noch nie. Bürger klagen über Übelkeit und wachen vom Gestank in der Nacht auf. Auf einer Bürgerversammlung am Sonntagmorgen gab es keinen Zweifel, wer der Verursacher ist. Während kein Neuwieder an dem Abfallverwerter als Urheber zweifelt, fehlt es der SGD Nord an Beweisen. Bei Kontrollen hat die verantwortliche Behörde an lediglich drei Tagen Gerüche feststellen können. Folglich fehlt es ihr an der Handhabe. Auf die sprichwörtliche Palme bringt es die Neuwieder, dass die SGD Nord auch andere Verursacher für den Gestank nicht ausschließt. Als „Unverschämtheit“ bezeichnete es der Engerser Ortsvorsteher und Landwirt Dieter Neckenig, dass die SGD Nord in diesem Zusammenhang die Landwirtschaft ins Gespräch gebracht hat und erklärt: „Wir haben in Neuwied gar keinen Gülle produzierenden Betrieb“. Die Neuwieder fühlen sich von der Kontroll- und Aufsichtsfunktion der SGD im Stich gelassen. Schärfer formulierte es Martin Hahn mit „bewusster Unterlassung oder grober Fahrlässigkeit“. Deshalb startet in dieser Woche eine Online-Petition. Damit möchten die Neuwieder sich direkt an das der SGD vorgesetzte Mainzer Innenministerium wenden. Oberbürgermeister Jan Einig berichtete, schon Anfang 2017 mit dem damaligen Oberbürgermeister Nikolaus Roth bei Suez gewesen zu sein. Seinerzeit wurde zugesagt, dass Prozesse verändert werden, was tatsächlich Besserung mit sich brachte. Jetzt allerdings stellte Jan Einig fest, sei es schlimmer als je zuvor. Rund siebzig Bürger/innen waren der Einladung der CDU ins Vereinsheim der Heddesdorfer Bürger gefolgt, darunter auch Menschen aus Urmitz. Erstmalig sei der Gestank in diesem Jahr auf der anderen Rheinseite angekommen. Viel näher dran sind die Heddesdorfer. „Mehrmals sind wir um fünf Uhr morgens vom Gestank wach geworden“, klagte eine Anwohnerin. Selbst in Engers ist der Gestank in diesem Jahr angekommen. Josef Kretzer brachte die jährlich 75.000 Übernachtungen in Neuwied ins Gespräch. Ob die Erholung suchenden Touristen noch einmal unter einer „stinkenden Dunstglocke“ urlauben möchten, denkt er eher nicht. Neben den Neuwieder Bürgern und den Touristen brachte Martin Hahn die Gruppe der Beschäftigten und Unternehmer im Gewerbegebiet zur Sprache. Er sieht gar den Wirtschaftsstandort Neuwied in Gefahr.


Kinder verweigern das Essen


Besonders schlimm ist der Stadtteil Block, Luftlinie nur wenige hundert Meter vom mutmaßlichen Verursacher entfernt, von dem bestialischen Gestank betroffen. Eine Sprecherin des Kindergartens berichtete, dass die Kinder mittags das Essen verweigern. Im Freien spielen gehe ebenfalls nur an Tagen, an denen es mal nicht stinkt. Astrid Lücke, berichtete dass ihre Sportgruppe, die die Kita Räumlichkeiten in den Abendstunden bislang nutzte, davon mittlerweile Abstand nimmt. Landrat Achim Hallerbach, als jahrelanger Chef der Neuwieder Abfallwirtschaft sozusagen Müll-Experte, berichtete von Gesprächen mit Suez. Zu Beginn des Jahres habe er Kontakt zum Werksleiter gehabt. Geholfen habe das nicht. Achim Hallerbach erinnerte daran, dass auch die kreiseigene Deponie in Linkenbach Probleme mit Gestank hatte. 11 Mio. Euro habe der Kreis Neuwied in modernste Technik investiert. Seitdem gebe es keine Klagen mehr. Die Betriebsstätte in Neuwied hingegen stamme aus den 1990er Jahren. Gesetzlich vorgeschriebene Veränderungen hätten hier sicher auch stattgefunden, berichtete Jan Einig. Gemeinsam mit Landrat Achim Hallerbach wird der Neuwieder Stadtchef in den nächsten Tagen mit der SGD Nord Gespräche führen.


Neuwieder Umweltschutz erwägt Klage


Norbert Faltin vom Verein Neuwieder Umweltschutz erinnerte daran, dass die SGD Nord das Biomasseheizkraftwerk in Heddesdorf zwar genehmigt hatte, die Bürger aber auf dem Klageweg dennoch eine Verbesserung in Sache Sauberkeit vor Gericht erstritten. Seitdem muss der Betreiber die Immissionen veröffentlichen und im Fall von Überschreitung Strafzahlungen akzeptieren. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir bereit sind, jetzt Klage gegen den Entsorgungsbetrieb einzureichen“, so Norbert Faltin. Die Vorlage hatte Rechtsanwalt Marc Roos gegeben. Aus Sicht des Experten verspräche ein zivilrechtlicher Prozess den schnellsten Erfolg. Die bisherigen Indizien müssten dann in Beweise umgedreht werden. In diesem Verfahren wird dann auch geklärt, ob der mutmaßliche Verursacher sich an die Auflagen hält, beispielsweise hinsichtlich der Müllmenge. Günter Marth berichte, dass dem Betreiber 2010 erlaubt wurde, die Masse um dreißig 30 Prozent zu erhöhen.

Er berichtete weiter, dass die Anlage ursprünglich in einem gemischten Gewerbe- und Industriegebiet nur dann genehmigt wird, wenn keine Gerüche davon ausgehen. Genehmigt sind dem Betreiber formal Geruchsemmissionen an 10 Prozent der Betriebsstunden. Darüber, dass dieses Maß bei weitem überschritten wird, waren sich alle Besucher einig. „Wir fordern Suez daher auf, die Technik aus den 1990er Jahren auf den aktuellen Stand zu bringen“, formulierte Martin Hahn. Er erinnerte an die gelbe Karten Aktion des Abfallunternehmens, die in Konsequenz die Nichtentleerung der Mülltonnen zur Folge hatte. „Suez muss damit rechnen, dass wir nun genauso scharf mit ihnen umgehen“, kündigte Martin Hahn an.

FF

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Geldautomatensprengungen in Andernach und Montabaur

Polizei schnappt Automatensprenger: 20-Jähriger erbeutete mehrere hunderttausend Euro

Region. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Köln am Morgen des 24. April Durchsuchungen in mehreren Privatwohnungen und Büros in Köln, Rheinbach und Heimerzheim sowie in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen durch. Die umfangreichen Ermittlungen konzentrierten sich auf einen 20-jährigen Mann, der seit Februar 2024 in Haft ist und eine Strafe für ein Raubdelikt verbüßt. mehr...

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Regional+
 

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Abholung der Reisepässe

Neuwied. Die Reisepässe, die vom 18. bis zum 21. März beantragt wurden, liegen am Infoschalter des Bürgerbüros der Stadtverwaltung Neuwied zur Abholung bereit. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Zu schnell unterwegs: 18-Jähriger kracht in mehrere Autos

Fahrzeuge teilweise erheblich beschädigt

Zu schnell unterwegs: 18-Jähriger kracht in mehrere Autos

Rheinbreitbach. In der Nacht zum Donnerstag kam es zu einem Verkehrsunfall in der Bürresheimer Straße, als ein 18-jähriger Autofahrer aus Rheinbrohl, vermutlich wegen zu hoher Geschwindigkeit, die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. mehr...

Automatensprenger
geschnappt

Aus dem Polizeibericht

Automatensprenger geschnappt

Rheinbach/Heimerzheim/Köln. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten Staatsanwaltschaft und Polizei Köln am Mittwochmorgen (24. April) fünf Durchsuchungen in Privatwohnungen und Büroräumen... mehr...

Schwerer Unfall auf A 8

Aus dem Polizeibericht

Schwerer Unfall auf A 8

Kehrig. Ein 37 Jahre alter LKW-Fahrer befuhr am 22.04.2024 gegen 05:00 Uhr die A 8 in Fahrtrichtung Dreieck Vulkaneifel, kommend aus Richtung Koblenz. Zwischen der Anschlussstelle Polch und Mayen kam der Fahrer von der Fahrbahn ab und kollidierte mit der Mittelschutzplanke. mehr...

Ortsbeiratsliste wurde aufgestellt

Ortsbeiratsliste wurde aufgestellt

Sinzig. Die Freie Demokratische Partei (FDP) Sinzig hat ihre Ortsbeiratsliste für die Kommunalwahl 2024 aufgestellt. Bei einer Mitgliederversammlung am 6. März 2024, die in Westum beim Herges stattfand,... mehr...

Jobcenter setzt auf Job-Turbo

Erwin Rüddel: „Statt Bürgergeldbezug, schneller in Arbeit kommen!“

Jobcenter setzt auf Job-Turbo

Kreis Neuwied. „Arbeit ist mehr als Geldverdienen, sie ist in besonderem Maße auch soziale Teilhabe. Deshalb setzen wir bei der Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen seit etwa gut einem halben Jahr auf Job-Turbo. mehr...

Saisonauftakt für Pilotin Simone Busch

AC 1927 Mayen e.V. im ADAC

Saisonauftakt für Pilotin Simone Busch

Mayen. Preis der Stadt Stuttgart - Auftakt: Bei tollstem Frühlingswetter mit Temperaturen um 25 Grad trafen sich 36 Fahrer zum Saisonauftakt Formel und Sportwagen der VFV GLPpro in Hockenheim. Simone Busch vom AC 1927 Mayen startete erstmals auf einem Formel Ford Zetec 1800. mehr...

Karatetraining beim TV Kärlich

Jetzt auch für Erwachsene

Kärlich. Die Karateabteilung des TV Kärlich wächst und entwickelt sich stetig weiter, um den Bedürfnissen seiner Mitglieder gerecht zu werden. Nach dem erfolgreichen Start im Februar 2022, bei dem über... mehr...

Eröffnung des Jugendstützpunktes für Boulesport in Kleinmaischeid

Offenes Training

Kleinmaischeid. Am Freitag, 10. Mai wird der Jugendstützpunkt-Nord des rheinland-pfälzischen Bouleverbands in Kleinmaischeid mit einem offenen Training auf dem Parkplatz am Bürgerhaus eröffnet. Von 15... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
juergen mueller:
@Amir Samed - Lol. Diese Infos hätten sie auch von mir bekommen können. Aber, danke für Ihre Mühe. Es freut mich immer wieder, dass Sie offenbar zu denen gehören, die zumindest Interesse aufzeigen, was diesen Themenbereich angeht, auch wenn Ihre Meinung hierzu sich in nichts von der unterscheidet, die...
Amir Samed:
Zum Stand der Forschung: Akasofu, Syun Ichi & Tanaka, Hiroshi L. (2021) zeigen in ihrer Arbeit, dass der Temperaturanstieg, der angeblich von Menschen verursacht wurde, tatsächlich auf PDO (Pazifische Dekaden-Oszillation) und AMO (Atlantische Multi-Dekaden Oszillation) zurückzuführen ist. - In diesem...
juergen mueller:
Die KLIMAKRISE ist kein neues Phänomen. Sie gibt es tatsächlich, ist real u. ist ein Begriff für die ökologische, politische u. gesellschaftliche Krise im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung. Seit dem vergangenen Jahrhundert erwärmt sich das Klima. Das globale Mittel der bodennahen Lufttemperatur...
Hansen:
Korrektur: Das war grausanste Folter und ein Femizid. Benennt es als das, was es ist. Wir schreiben das Jahr 2024 und nicht 1980....
Amir Samed:
Aufgepast ihr Omas, nicht das sich die "stabile Brandmauer" in ein (geistiges) Gefängnis ohne Entkommen verwandelt....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service