Neuwieder Feuerwehr informierte – latente Gefahr von Starkregen

Hochwasser, Starkregen: Bürger sind müssen sich schützen

Hochwasser, Starkregen: Bürger sind müssen sich schützen

Experte Dr. Ing. Kay Lippert gehtdavon aus, dass sich Hochwasser undStarkregen in Zukunft häufen. Fotos: FF

Hochwasser, Starkregen: Bürger sind müssen sich schützen

Wehrleiter Wilfried Hausmann und die städtischen Betriebe nannten Möglichkeiten, Hochwasserschäden zu reduzieren.

Neuwied. Der Klimawandel bringt häufigere Hochwasser mit sich. Während der Anstieg der Flusspegel durch die Schneeschmelze früher kalkulierbar war, treten Starkregen unerwartet und plötzlich auf. Über Möglichkeiten, je nach Gefährdungslage aber auch der Pflicht, sich zu schützen, informierten die Neuwieder Feuerwehr und die städtischen Betriebe in der Mehrzweckhalle Irlich. Am Rhein-Wied-Eck hatten die Rheinanwohner zu Beginn des Jahres mit Hochwasser und Starkregen gleichzeitig zu tun. Richtig heftig war es Anfang Juni, als in der Marien- und den umliegenden Straßen etliche Keller vollliefen. Allerdings wollten die Bürger/innen auch von der Stadt wissen, was sie für die Bürger tut. Warum werden Gullys nicht regelmäßiger gereinigt? Könnten nicht Hochwasserwände wie in Koblenz-Neuendorf errichtet werden? Zu Beginn der Veranstaltung informierte Dr. Ing. Kay Lippert, welche Hochwasser in Zukunft drohen könnten. In ihren Szenarien spielen die Experten zehnjährige (HQ10), hundertjähre (HQ100) und Extremereignisse (HQ Extrem) durch. In den Gefahrenkarten lässt sich ziemlich genau ablesen, welche Straßen bei welchem Hochwasser geflutet sind. Bei einem HQ Extrem, der Pegel würde dabei die Deichmauer überspülen, wären 11.790 Neuwieder betroffen. Nicht nur in Irlich und Feldkirchen, sondern auch in der Innenstadt und Heddesdorf. Zum Vergleich sind es bei HQ10 rund 470 Einwohner und beim HQ 100 ca. 6.310. Wenn das HQ Extrem doch recht hypothetisch ist, so könnte es durchaus sein, dass ein hundertjähriges Ereignis innerhalb weniger Jahre auftritt. Dr. Ing. Kay Lippert verwies auf die Elbe Hochwasser in den Jahren 2001 und 2013. Der Experte ist überzeugt, dass die 48 - Stunden Prognose heutzutage ziemlich genau ist. Der Hochwasserdienst informiert telefonisch, über das Radio, das Internet und mittlerweile auch als Nachricht auf das Handy. Bei Flusshochwasser drohen Sachschäden durch eindringendes Grundwasser, Kanalwasser und Oberflächenwasser, dass sich seinen Weg durch Fenster und Türen sucht. Dr. Ing. Kay Lippert warnte davor, den Keller während des Hochwassers auszupumpen. Es drohen statische Schäden am Haus, schlimmstenfalls der Einsturz. Eventuell könnte es sogar Sinn machen, vorab seinen Keller mit Klarwasser zu fluten. „Hochwasserschäden können existenzbedrohend sein“, warnte Dr. Ing. Kay Lippert und rät zur Elementarschadensversicherung. Peter Dunkel, Bereichsleiter der Servicebetriebe (SBN) erklärte, dass die Gas- und Wasserverteilnetze auch bei Hochwasser unbeschadet bleiben. Allerdings sollte man die Anlagen vor aufsteigendes Treibgut im Keller schützen. Die Sicherung von Öltanks ist übrigens Pflicht, Neuanlagen im Hochwassergebiet pauschal verboten. Dr. Ing. Kay Lippert rät den Betroffenen zur Bauvorsorge und mobilen Stauelementen. Wilfried Hausmann, Wehrleiter der Neuwieder Feuerwehr, verwies auf 4.500 Sandsäcke, die sofort zur Verfügung stehen. Anders als beim Flusshochwasser, seien Einsätze bei Starkregen schwieriger. „Wir können nicht überall gleichzeitig sein“, erklärte Wilfried Hausmann mit Hinweis auf den Starkregen Anfang Juni. Innerhalb von 45 Minuten fielen 75 Liter Regen. Etliche Keller standen unter Wasser, Straßen waren unpassierbar. 200 Feuerwehrleute aus acht Einheiten waren im Einsatz. Während in Heddesdorf, Irlich und Feldkirchen Land unter war, fiel in Gladbach kein Tropfen. „Das zeigt, wie plötzlich und örtlich begrenzt Starkregen auftreten können“, berichtete der Wehrleiter. Dieter Scherbarth von den SBN wies darauf hin, dass Immobilienbesitzer selbst verantwortlich für den Rückstauschutz unterhalb Oberkante Straße seien. Er gab praktische Tipps, wie das Eindringen fäkalienhaltigen Abwassers verhindert werden kann. Wer Interesse hat, kann die SBN zur in Augenscheinnahme seiner individuellen Situation zu sich bitten. Als Schutz vor Starkregen, der ja von oberhalb eindringt, empfiehlt Dr. Ing. Kay Lippert erhöhte Eingangsbereiche, wasserdichte Fenster und Türen sowie hochgemauerte Lichtschächte und Kellerfenster. Natürlich kann sich auch jeder eine Pumpe für den Fall der Fälle selbst zulegen. Nach ihren Ausführungen standen die Experten den Bürgern Rede und Antwort. Wenig Hoffnung machte Dr. Ing. Kay Lippert einer betroffenen Irlicherin auf Hochwasserschutzwände. Vermutlich würde das Land, als zuständige Instanz mit dem Hinweis auf eine fehlende Wirtschaftlichkeit, ablehnen. Außerdem wäre die Installation wegen bestehender Bauten (B9, Bahndamm) kaum umsetzbar. Mehrere vom Starkregen Betroffene wollten wissen, warum die Sinkkästen verstopft und nicht regelmäßig gesäubert werden. Diesbezüglich wurde das Tiefbauamt als zuständige Stelle genannt. Bewohner der Marienstraße und mehrerer umliegenden Straßen möchten von der Stadt geprüft bekommen, ob die Überflutungen im Juni im Zusammenhang mit der Oberflächenversieglung des benachbarten Schul- und Sportgeländes stehen. Wilfried Hausmann kündigte an, dass der heutige Tag nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Veranstaltungen ist. Ein Ziel liege darin, eine Nachbarschaftshilfe zu organisieren. Die Ortsvorsteher aus Irlich und Feldkirchen bitten von Hochwasser und Starkregen betroffene Bürger/innen um Rückmeldung. Diese Informationen werden an die Stadt und Feuerwehr weitergegeben, um genau zu analysieren, was zur Überschwemmung geführt hat und wo es in Zukunft zu Wiederholungen kommen könnte.