Betroffenen-Initiative MissBiT (Missbrauchsopfer im Bistum Trier)

Machtstrukturen der Kirche begünstigen Gewalt an Kindern und Jugendlichen

Koblenz. Am Tag der Vorstellung der Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz trafen sich Mitglieder der Betroffenen-Initiative MissBiT (Missbrauchsopfer im Bistum Trier) mit einigen PastoralreferentInnen und –referenten in Trier, um die öffentlichen Aussagen der Bischöfe auszuwerten. Folgende Fragen sind bei der Vorstellung der Studie unbeantwortet geblieben:

Die Studie war laut eigener Aussage als Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche angelegt; warum wurde dieses Ziel nicht erreicht? Statt wie beabsichtigt „so transparent wie möglich“ und „eine umfassende Vollerhebung aller Fälle und Verdachtsfälle durchzuführen“, hat nur ein Bruchteil der Diözesen teilgenommen. Wie ist das möglich? Warum wurden nicht alle Akten zu Einsicht zur Verfügung gestellt? Können vor diesem Hintergrund die Ergebnisse wie gefordert „wissenschaftlich unangreifbar“ sein? Wurden zum Beispiel im Bistum Trier alle Dokumente ausgehändigt? Ist der sogenannte „Giftschrank“ (Professor Lüdecke, Kirchenrechtler an der Uni Bonn) – das ist das Geheimarchiv der Kurie, zu dem nur der Bischof Zugang hat - geöffnet? Waren betroffene Zeugen in den Beirat der Studie berufen und an der Interpretation der Ergebnisse beteiligt? Der Leiter der Studie spricht von einer „Spitze des Eisbergs“, was bedeutet, dass viele Verbrechen, die an Kindern und Jugendlichen geschahen, unbekannt blieben. Das bedeutet aber auch, dass immer noch unerkannt Täter als Priester im Einsatz sind. Welche Priester sind das? Ist den Bischöfen klar, wie groß die Gefahr der Retraumatisierung ist und die Verletzung von Gemeinden? Wie kann der blinde Vertrauensvorschuss des Staates in die kirchlichen Institutionen aufgelöst und in einen klugen Kontrollmechanismus verändert werden? Wer übernimmt endlich die Verantwortung für die unermesslichen Schäden, die die Opfer und ihre Familien erleiden: Suizide, gesundheitliche Schäden bis schwere Behinderungen, berufliche Verluste und generationell weitergegebene Folgeschäden? Wer übernimmt endlich die Verantwortung für die schwere Glaubenskrise, in die Gemeinden und viele Gläubige geraten sind? Die Studie stellt heraus, dass es die Machtstrukturen der Kirche sind, die die Gewalt gegen Kinder und Jugendliche begünstigt haben und weiter begünstigen. Ist die Kirche bereit, sich ein neues Kirchenrecht zu geben, das bisher der Machtkonstruktion und dem Machtmissbrauch des Klerus dient – ein Kirchenrecht, das sich biblisch orientiert am Schutz der Kleinen und Schwachen und an der Gleichberechtigung aller Menschen? Die Initiative plant eine öffentliche Veranstaltung unter der Überschrift: „Wir sind empört!“ für den 29. Oktober in Trier; angefragt sind Mitarbeiter der Studie, Klaus Mertes SJ, der Kirchenrechtler Lüdecke – auch betroffene Zeugen werden im Podium sprechen.

Pressemitteilung MissBiT