Die Freiherr von Gey’rsche Gutsverwaltung geht neue Wege, um die Artenvielfalt zu erhalten

Permanentes Wechselspiel von Leben und Überleben

Permanentes Wechselspiel
von Leben und Überleben

Bei einer Fahrt mit Franz und René Breitenbach durch das Gelände der Gey’rschen Gutsverwaltung des Landwirtschafts- und Forstgeländes erklärt der Wildmeister Peter Juretzki, wie man die Artenvielfalt erhöhen sowie vorhandene Flächen wild- und insektenfreundlich gestalten kann. Foto: privat

09.07.2019 - 14:35

Bad Hönningen. Eine Million Arten im Flora- und Faunabereich sind in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Weltweit sind bereits 85 Prozent der Feuchtgebiete zerstört, und 23 Prozent der Welt-Landfläche sind ökologisch kaputt und können unwiderruflich nicht mehr genutzt werden. Verursacht durch den Menschen, der in den komplizierten wechselseitigen Abhängigkeitszyklus der Natur eingegriffen hat.

Noch kann man diesen negativen Prozess, wenn auch nicht gänzlich, so doch zumindest auf ein erträgliches Minimum reduzieren. „Das Mögliche machen und damit auch beginnen“, so eine der Kernaussagen des Betriebsleiters der „Freiherr vom Gey’rschen Gutsverwaltung“, Peter Juretzki. Vielen ist die große Gutsverwaltung über das Schloss Arenfels und die davor liegenden Weinberge in Bad Hönningen bekannt. Der gelernte Forstwirtschaftsmeister und Berufsjäger Peter Juretzki mit 40-jähriger Berufserfahrung, der zudem der 1. Vorsitzende der Berufsjäger in Rheinland-Pfalz ist, betreut circa 750 Hektar von Land- und Forstwirtschaft und circa 1000 ha Jagdbetrieb der hiesigen Bad Hönninger Gutsverwaltung. Bei einer Fahrt mit Franz und René Breitenbach durch das Gelände der Gey’rschen Gutsverwaltung des Landwirtschafts- und Forstgeländes erklärt der Wildmeister Peter Juretzki, wie man die Artenvielfalt erhöhen sowie vorhandene Flächen wild- und insektenfreundlich gestalten kann. Dabei stets zu beachten, die wechselseitige Verzahnung, die Symbiose in der Natur und der hier vorhandenen Arten (Fauna, Flora und Habitat (Lebensraum). Das Ziel des Freiherrn Antonius von Geyer, Eigentümer des Schlosses Arenfels ist, die 750 ha von Land-, Forst- und Wildwirtschaft in einen ökologisch sinnvollen Einklang zu bringen. Ein schwieriges Unterfangen, aber verschiedene Maßnahmen, die hier seit 2018 in Angriff genommen worden sind, zeigen, dass jeder Einzelne viel bewirken kann, um Lebensbereiche für Pflanzen und Tiere im ausgewogenen Wechselspiel zu erhalten beziehungsweise neu zum Leben zu erwecken. Um Heckenbrüter, Bodenbrüter, Nieder- und Hochwild und die vielschichtige Pflanzenwelt in einen harmonischen Einklang zu bringen, gibt es machbare Alternativen, vorhandene Nutzflächen natur- und wildfreundlich zu gestalten. Die Prämisse dabei ist, nicht ertragsorientiert vorzugehen, zumal Flächen durch Nutzungsänderungen dann nicht mehr produktiv genutzt werden können. Dafür gibt es von der EU Anreize mit gestaffelten Finanz-Förderprogrammen.


Förderungen von oben


Fördermittel sind bei der Umwandlung einzelner Ackerflächen in Grünland, bei der Anlegung von Bandstrukturstreifen (von 5 bis 20 Meter breite Streifen mit Blühmischungen), als auch bei den Mähwiesen und Weiden, die als solche bisher immer in dieser Weise genutzt worden sind. Zu allen Förderprogrammen gibt es detaillierte Vorgaben und Bestimmungen, die einzuhalten sind, dies natürlich durch Überprüfungen der zuständigen Behörden. Alles beginnt im Kleinen und dies ausschließlich auf freiwilliger Basis. Bei der Gey’rschen Gutsverwaltung sind es bisher etwa 35 ha einzelner Ackerflächen, die in Grünwald umgewandelt sind, und circa 4 ha Bandstrukturstreifen wurden am Rande der ehemals landwirtschaftlich genutzten Ackerfläche angelegt. Ein positiver Grenzlinieneffekt dabei: Ein ideales Gelände für Insekten aller Art und mehr Fläche für Bodenbrüter, da diese nur im Randbereich brüten. Ferner wurden, getrennt vom umgewandelten Ackerland zu sehen, im großen Privatwald auch Wildruhezonen angelegt. Dazu gehören auch angelegte Feuchtbiotope sowie in unmittelbar Nähe des Weiteren sogenannte Mäuseburgen, die von Mäusen als Unterschlupf genutzt als auch von unterschiedlicher Arten (von der Wildkatze, über Eulen, den Fuchs und Marder) frequentiert werden. Eine positive Folge: Sie fressen die Mäuse, halten sich dadurch mehr von Bodenbrütern fern. Bei einer gut konzipierten angelegten Wildruhezone ist unter anderem ein Nebeneffekt, dass es im Forst weniger Wildschäden gibt. Das Biotop, mit einer angelegten Wasserfläche, hat hier zudem die Artenvielfalt erhöht, von Libellen bis hin zu Amphibien. Die Wasserfläche (kleiner Teich) wird zudem von Wildschweinen und Rotwild zum Suhlen genutzt.


Weitere Maßnahmen


Die Pflege von Hecken und Wildobst kommen bei der Neuausrichtung der Gey’rschen Gutsverwaltung hinzu. Da auch Wild diverse Mineralien/Salz benötigt, wurde zudem einige Salz- Lecksteine angelegt. An einer anderen Stelle im Forst wird zudem gerade ein größerer Feuchtbiotop angelegt. Der Berufsjäger Juretzki ist sich darüber im Klaren, dass die hier in die Wege geleiteten Maßnahmen, einzeln betrachtet, vielleicht nur Tropfen auf den heißen Stein sind, aber in ihrer Gesamtheit, wenn viele weitere naturverbundene Menschen mitziehen, der richtige Weg sind, um die Region naturgerecht und wildfreundlich zu erhalten. Nicht koordinierte einzelne Natur-Maßnahmen führen, auch wenn diese gut gemeint sind, im Endeffekt nicht zu dem gewünschten Ziel. Bei allem wird deutlich, wie eng die Verzahnung, die Symbiose, das Wechselspiel in der Natur ist, sie ist in ihrer Vielfalt einfach zu komplex. Da die Förderprogramme auf jeweils auf 5 Jahre angelegt sind, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen, inwieweit die verschiedenen Naturmaßnahmen der Gey’rschen Gutsverwaltung von Erfolg gekrönt sein werden. Aber Peter Juretzki zeigt sich optimistisch, dass der eingeschlagene Weg auf den Höhen von Bad Hönningen der Richtige ist, um Forst- Land- und Wildwirtschaft in Einklang zu bringen, auch um der einzigartigen und zugleich vielfältigen Flora und Fauna ein „Überleben“ zu ermöglichen, und somit von existenzieller Bedeutung für die Zukunft unseres Globus ist. Franz und René Breitenbach wussten zwar bereits von einigen Maßnahmen, die im Gey’rschen Privatforst und den umgewandelten Ackerflächen umgesetzt worden sind. Aber nach der lokalen zweistündigen Begehung der unterschiedlichen Natur-Maßnahmen zeigten sie sich nicht nur beeindruckt, sondern waren rundherum fasziniert, was hier von der Gey’rschen Gutsverwaltung mit dem umtriebigen Fachmann vor Ort Wildmeister, Peter Juretzki, in Bezug auf einen vielseitig ausgerichteten Naturschutz in der Region bisher geleistet worden ist.

Pressemitteilung

Pressemitteilung Franz Breitenbach

Bündnis 90/ Die Grünen

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Der Unfallverursacher war alkoholisiert auf der A 48 unterwegs

Lkw-Fahrer schwer verletzt in Führerhaus eingeklemmt

Kehig. Ein 37 Jahre alter LKW-Fahrer befuhr am 22.04.2024 gegen 05:00 Uhr die A 8 in Fahrtrichtung Dreieck Vulkaneifel, kommend aus Richtung Koblenz. Zwischen der Anschlussstelle Polch und Mayen kam der Fahrer von der Fahrbahn ab und kollidierte mit der Mittelschutzplanke. Anschließend verließ er die Autobahn an der Raststätte Elztal-Nord, wo er gegen einen am rechten Fahrbahnrand geparkten Sattelzug stieß und diesen auf einen weiteren vor ihm geparkten Sattelzug schob. mehr...

Regional+
 

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Eröffnung des Jugendstützpunktes für Boulesport in Kleinmaischeid

Offenes Training

Kleinmaischeid. Am Freitag, 10. Mai wird der Jugendstützpunkt-Nord des rheinland-pfälzischen Bouleverbands in Kleinmaischeid mit einem offenen Training auf dem Parkplatz am Bürgerhaus eröffnet. Von 15 bis 17 Uhr sind alle interessierten Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 18 Jahren eingeladen, diesen tollen Sport kennenzulernen und sich unter qualifizierter Anleitung im „Legen“ und „Schießen“ der Kugeln zu erproben. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
juergen mueller:
@Amir Samed - Lol. Diese Infos hätten sie auch von mir bekommen können. Aber, danke für Ihre Mühe. Es freut mich immer wieder, dass Sie offenbar zu denen gehören, die zumindest Interesse aufzeigen, was diesen Themenbereich angeht, auch wenn Ihre Meinung hierzu sich in nichts von der unterscheidet, die...
Amir Samed:
Zum Stand der Forschung: Akasofu, Syun Ichi & Tanaka, Hiroshi L. (2021) zeigen in ihrer Arbeit, dass der Temperaturanstieg, der angeblich von Menschen verursacht wurde, tatsächlich auf PDO (Pazifische Dekaden-Oszillation) und AMO (Atlantische Multi-Dekaden Oszillation) zurückzuführen ist. - In diesem...
juergen mueller:
Die KLIMAKRISE ist kein neues Phänomen. Sie gibt es tatsächlich, ist real u. ist ein Begriff für die ökologische, politische u. gesellschaftliche Krise im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung. Seit dem vergangenen Jahrhundert erwärmt sich das Klima. Das globale Mittel der bodennahen Lufttemperatur...
Hansen:
Korrektur: Das war grausanste Folter und ein Femizid. Benennt es als das, was es ist. Wir schreiben das Jahr 2024 und nicht 1980....
Amir Samed:
Aufgepast ihr Omas, nicht das sich die "stabile Brandmauer" in ein (geistiges) Gefängnis ohne Entkommen verwandelt....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service