Die Freiherr von Gey’rsche Gutsverwaltung geht neue Wege, um die Artenvielfalt zu erhalten

Permanentes Wechselspielvon Leben und Überleben

Permanentes Wechselspiel
von Leben und Überleben

Bei einer Fahrt mit Franz und René Breitenbach durch das Gelände der Gey’rschen Gutsverwaltung des Landwirtschafts- und Forstgeländes erklärt der Wildmeister Peter Juretzki, wie man die Artenvielfalt erhöhen sowie vorhandene Flächen wild- und insektenfreundlich gestalten kann. Foto: privat

Bad Hönningen. Eine Million Arten im Flora- und Faunabereich sind in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Weltweit sind bereits 85 Prozent der Feuchtgebiete zerstört, und 23 Prozent der Welt-Landfläche sind ökologisch kaputt und können unwiderruflich nicht mehr genutzt werden. Verursacht durch den Menschen, der in den komplizierten wechselseitigen Abhängigkeitszyklus der Natur eingegriffen hat.

Noch kann man diesen negativen Prozess, wenn auch nicht gänzlich, so doch zumindest auf ein erträgliches Minimum reduzieren. „Das Mögliche machen und damit auch beginnen“, so eine der Kernaussagen des Betriebsleiters der „Freiherr vom Gey’rschen Gutsverwaltung“, Peter Juretzki. Vielen ist die große Gutsverwaltung über das Schloss Arenfels und die davor liegenden Weinberge in Bad Hönningen bekannt. Der gelernte Forstwirtschaftsmeister und Berufsjäger Peter Juretzki mit 40-jähriger Berufserfahrung, der zudem der 1. Vorsitzende der Berufsjäger in Rheinland-Pfalz ist, betreut circa 750 Hektar von Land- und Forstwirtschaft und circa 1000 ha Jagdbetrieb der hiesigen Bad Hönninger Gutsverwaltung. Bei einer Fahrt mit Franz und René Breitenbach durch das Gelände der Gey’rschen Gutsverwaltung des Landwirtschafts- und Forstgeländes erklärt der Wildmeister Peter Juretzki, wie man die Artenvielfalt erhöhen sowie vorhandene Flächen wild- und insektenfreundlich gestalten kann. Dabei stets zu beachten, die wechselseitige Verzahnung, die Symbiose in der Natur und der hier vorhandenen Arten (Fauna, Flora und Habitat (Lebensraum). Das Ziel des Freiherrn Antonius von Geyer, Eigentümer des Schlosses Arenfels ist, die 750 ha von Land-, Forst- und Wildwirtschaft in einen ökologisch sinnvollen Einklang zu bringen. Ein schwieriges Unterfangen, aber verschiedene Maßnahmen, die hier seit 2018 in Angriff genommen worden sind, zeigen, dass jeder Einzelne viel bewirken kann, um Lebensbereiche für Pflanzen und Tiere im ausgewogenen Wechselspiel zu erhalten beziehungsweise neu zum Leben zu erwecken. Um Heckenbrüter, Bodenbrüter, Nieder- und Hochwild und die vielschichtige Pflanzenwelt in einen harmonischen Einklang zu bringen, gibt es machbare Alternativen, vorhandene Nutzflächen natur- und wildfreundlich zu gestalten. Die Prämisse dabei ist, nicht ertragsorientiert vorzugehen, zumal Flächen durch Nutzungsänderungen dann nicht mehr produktiv genutzt werden können. Dafür gibt es von der EU Anreize mit gestaffelten Finanz-Förderprogrammen.

Förderungen von oben

Fördermittel sind bei der Umwandlung einzelner Ackerflächen in Grünland, bei der Anlegung von Bandstrukturstreifen (von 5 bis 20 Meter breite Streifen mit Blühmischungen), als auch bei den Mähwiesen und Weiden, die als solche bisher immer in dieser Weise genutzt worden sind. Zu allen Förderprogrammen gibt es detaillierte Vorgaben und Bestimmungen, die einzuhalten sind, dies natürlich durch Überprüfungen der zuständigen Behörden. Alles beginnt im Kleinen und dies ausschließlich auf freiwilliger Basis. Bei der Gey’rschen Gutsverwaltung sind es bisher etwa 35 ha einzelner Ackerflächen, die in Grünwald umgewandelt sind, und circa 4 ha Bandstrukturstreifen wurden am Rande der ehemals landwirtschaftlich genutzten Ackerfläche angelegt. Ein positiver Grenzlinieneffekt dabei: Ein ideales Gelände für Insekten aller Art und mehr Fläche für Bodenbrüter, da diese nur im Randbereich brüten. Ferner wurden, getrennt vom umgewandelten Ackerland zu sehen, im großen Privatwald auch Wildruhezonen angelegt. Dazu gehören auch angelegte Feuchtbiotope sowie in unmittelbar Nähe des Weiteren sogenannte Mäuseburgen, die von Mäusen als Unterschlupf genutzt als auch von unterschiedlicher Arten (von der Wildkatze, über Eulen, den Fuchs und Marder) frequentiert werden. Eine positive Folge: Sie fressen die Mäuse, halten sich dadurch mehr von Bodenbrütern fern. Bei einer gut konzipierten angelegten Wildruhezone ist unter anderem ein Nebeneffekt, dass es im Forst weniger Wildschäden gibt. Das Biotop, mit einer angelegten Wasserfläche, hat hier zudem die Artenvielfalt erhöht, von Libellen bis hin zu Amphibien. Die Wasserfläche (kleiner Teich) wird zudem von Wildschweinen und Rotwild zum Suhlen genutzt.

Weitere Maßnahmen

Die Pflege von Hecken und Wildobst kommen bei der Neuausrichtung der Gey’rschen Gutsverwaltung hinzu. Da auch Wild diverse Mineralien/Salz benötigt, wurde zudem einige Salz- Lecksteine angelegt. An einer anderen Stelle im Forst wird zudem gerade ein größerer Feuchtbiotop angelegt. Der Berufsjäger Juretzki ist sich darüber im Klaren, dass die hier in die Wege geleiteten Maßnahmen, einzeln betrachtet, vielleicht nur Tropfen auf den heißen Stein sind, aber in ihrer Gesamtheit, wenn viele weitere naturverbundene Menschen mitziehen, der richtige Weg sind, um die Region naturgerecht und wildfreundlich zu erhalten. Nicht koordinierte einzelne Natur-Maßnahmen führen, auch wenn diese gut gemeint sind, im Endeffekt nicht zu dem gewünschten Ziel. Bei allem wird deutlich, wie eng die Verzahnung, die Symbiose, das Wechselspiel in der Natur ist, sie ist in ihrer Vielfalt einfach zu komplex. Da die Förderprogramme auf jeweils auf 5 Jahre angelegt sind, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen, inwieweit die verschiedenen Naturmaßnahmen der Gey’rschen Gutsverwaltung von Erfolg gekrönt sein werden. Aber Peter Juretzki zeigt sich optimistisch, dass der eingeschlagene Weg auf den Höhen von Bad Hönningen der Richtige ist, um Forst- Land- und Wildwirtschaft in Einklang zu bringen, auch um der einzigartigen und zugleich vielfältigen Flora und Fauna ein „Überleben“ zu ermöglichen, und somit von existenzieller Bedeutung für die Zukunft unseres Globus ist. Franz und René Breitenbach wussten zwar bereits von einigen Maßnahmen, die im Gey’rschen Privatforst und den umgewandelten Ackerflächen umgesetzt worden sind. Aber nach der lokalen zweistündigen Begehung der unterschiedlichen Natur-Maßnahmen zeigten sie sich nicht nur beeindruckt, sondern waren rundherum fasziniert, was hier von der Gey’rschen Gutsverwaltung mit dem umtriebigen Fachmann vor Ort Wildmeister, Peter Juretzki, in Bezug auf einen vielseitig ausgerichteten Naturschutz in der Region bisher geleistet worden ist.

Pressemitteilung

Pressemitteilung Franz Breitenbach

Bündnis 90/ Die Grünen