Informationsabend zum Thema Windenergie in Sinzig fand im Helenensaal statt

Positive Resonanzauf Bürgerveranstaltung

Positive Resonanz
auf Bürgerveranstaltung

Bürgermeister Andreas Geron begrüßt die Anwesenden. Foto: ROB

Sinzig. Das Thema Windenergie polarisiert und die Diskussion um die emissionsfreie Stromerzeugung wird oft hitzig geführt. Bei einer Informationsveranstaltung im Helenensaal am letzten Donnerstag stellte sich jedoch ein anderes Bild dar. Viele Interessierte Bürgerinnen und Bürger folgte dem Aufruf zum Infoabend, auf dessen Programm neben einer Vielzahl von Kurzreferaten auch die Möglichkeit zur Interaktion stand. In Kleingruppen konnten die Besucherinnen und Besucher den Vortragenden Fragen stellen.

Von Gegenwind zum Windpark, die die Stadtverwaltung auf dem Harterscheid errichten möchten, war keine Rede. Durch die jüngsten Entwicklungen im Rahmen des Ukrainekrieges schien die Vorstellung der eigenen und autarken Stromproduktion selbst für Kritiker der Windkraft ein Stück weit wichtiger geworden zu sein. Dies betonte auch Bürgermeister Andreas Geron. Auch die Flutkatastrophe habe gezeigt, dass die Stromproduktion vor der Haustüre im Krisenfall wichtig sein kann. Geron räumte auch mit einem Pauschalvorurteil auf, mit dem er als Befürworter der Windkraft immer wieder konfrontiert werden. „Was wollt Ihr mit euren Windkraftwerken schon ausrichten?“, laute dies und ziele auf die eingesparten Emissionen in Sinzig im globalen Kontext ab. Geron: „Wir werden die Welt nicht retten, aber darum geht es auch nicht“, sagt er. „Vielmehr gehe es darum, die persönliche Spur zu hinterlassen und die Energieeffizienz zu verbessern.“ Clarissa Figura, Klimaschutzmanagerin der Stadt Sinzig, hatten die passenden Zahlen dazu: Wird das Windkraftprojekt auf dem Harterscheid Realität, könnten bis zu 14.000 Haushalte mit Strom versorgt werden und 30.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

Bürger sollen direkt profitieren

Die Infoveranstaltung galt als Teil zwei einer Reihe von Veranstaltungen zum Thema Windkraft. Zuvor konnten Interessierte an einer Waldbegehung mit Revierförster Stephan Braun teilnehmen. Dort wurde festgestellt, dass alter, schützenswerter Baumbestand nicht von möglichen Rodungen für eine Windkraftanlage gefährdet sei. Um den Naturschutz ging es auch im Helenensaal. Dr. Olaf Denz, Fachgutachter, stellte in seinem Vortrag fest, dass keine Vogelart von dem Windkraftprojekt bedroht sei. Gleiches gelte für Fledermäuse, die geschützt werden können, indem die Anlagen während den Flugzeiten der Tiere abgeschaltet werden. Fledermäuse werden bei bestimmten Witterungsbedingungen und zur Nachtzeit aktiv.

Betrieben werden könnte ein künftiger Windpark von der Bürgerenenergiegenossenschaft eegon. Projektierer Johannes Pinn zählte den direkten Nutzen auf. So könnten sich die Sinziger mit Anteilsscheinen, die für 500 Euro pro Stück zu haben sind, in „ihren“ Windpark einkaufen. Obgleich noch eine Langzeit Windkraftmessung ausstehe, von der sich auf den echten Ertrag schlussfolgern lasse, können Teilhaber auf Gewinnausschüttungen spekulieren. Beim Erwerb der Scheine sollen die Sinziger Bürgerinnen und Bürger ein Vorkaufsrecht gegenüber Investoren eingeräumt bekommen.

Schleiden als Leitmodell

Ein solcher „Bürgerpark“ wurde bereits in der Schleiden umgesetzt. Marcel Wolter ist der 1. Beigeordnete der Eifelstadt und referierte über seine positiven Erfahrungen. Denn mit den Einnahmen, die per Windkraft generiert werden, wird die Umgebung aufgewertet. So fließen die Einkünfte aus dem sauberen Strom gleich in die örtliche Infrastruktur oder Kulturförderprojekte. Wolter war auch bei den anschließenden Workshops sehr gefragt. Die Möglichkeit, in einen Windpark zu investieren und damit Geld zu verdienen, stieß bei den Anwesenden auf reges Interesse. Auch der Tisch von Dr. Olaf Denz war stark frequentiert. Fragen, die hier für manchen Interessierten wichtig waren, waren vor allem wie andere Tierarten und nicht nur Vögel auf die Präsenz von Windkraftanlagen reagieren. Eher allgemeine Fragen an anderen Workshop-Tischen drehten sich um die Höhe der Anlagen oder wie tief ein Betonfundament eines Windkraftwerks sein muss.

Bis der Windpark zur Tatsache wird, benötigt es noch viele weitere Gutachten zu einer Vielzahl von Themen. Dennoch war es der Stadtverwaltung wichtig, recht früh die Bürgerinnen und Bürger ins Boot zu holen. Für Andreas Geron und Clarissa Figura steht das Fazit jedoch fest: „Das war ein sehr positiver Abend!“