Leserbrief zu „Überheblichkeitdes Menschen“ in BLICK aktuell 21/23

Schulterschluss aus Liebe und zum Wohl der Natur

Als Mitglied aus der Anfangszeit der Kreisgruppe des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) und als Theologin muss ich Herrn Eggers entschieden widersprechen. Er reduziert das problematische Verhältnis von Menschen und Natur auf die vom christlichen Glauben angeblich geschürte Überheblichkeit des Menschen als „Krone der Schöpfung“.

Allerdings findet sich in der Bibel dieser Begriff gar nicht, weil dort ein sehr differenziertes Bild vom Menschen entworfen ist. Der zugrundliegende Gedanke von der Sonderstellung des Menschen im Verhältnis zur Natur stammt eher aus der naturphilosophischen Systematik des vorchristlichen griechischen Philosophen Aristoteles und hat insofern in den theologischen Werken des Christentums in den folgenden Jahrhunderten eher eine marginale Rolle gespielt.

Richtig Fahrt nahm dieses Selbstverständnis des Menschen als Krone der Schöpfung erst im 19. Jahrhundert auf bei den fortschrittsbegeisterten Philosophen der Aufklärung, um dann im 20. Jahrhundert noch einmal von atheistischen Autoren als Kampfbegriff entdeckt zu werden, weil man einen ideologischen Verursacher für die ökologischen Krise suchte.

Wer einen Sündenbock braucht, wird auch einen finden, und dafür sind die Christen seit Jesus von Nazareth immer gut gewesen. Statt die Waffen aus der weltanschaulichen Mottenkiste der vorigen Jahrhunderte gegeneinander zu führen, sollten wir uns um Schulterschluss bemühen aus Liebe und zum Wohl der Natur.

Erdmute Wittmann, Remagen