Projekt „Älterwerden in der Grafschaft mitgestalten“

Seniorenfreundlichkeitauf dem Abstellgleis?

Ringen. „Wer noch voll mobil und ohne körperliche Einschränkungen ist, der urteilt ohne wirkliche Sachkenntnis über die Bedürfnisse älterer Menschen.“, so Lothar Barth, Ringener Ortsvorsteher über die Bedeutung einer wohnortsnahen Versorgung für die Senioren des Ortsbezirks. In unmittelbarer Nähe des Einkaufszentrums in der Mitte des Ortsbezirkes, ist im Baugebiet Kreuzerfeld II ein Bereich „Seniorenwohnen“ geplant. Hier sollen Wohnformen entstehen, die es älteren Grafschaftern ermöglichen, auch im Alter möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Dazu wurde bewusst die Nähe der Versorgungsinfrastruktur des Ortsbezirkes gesucht, um Wege kurz zu halten und mit der Anbindung an die „Neue Mitte“ soziale Kontakte zu erleichtern und fördern. Das macht recht wenig Sinn, wenn genau diese Infrastruktur dort herausgelöst wird. Bäckerei, Friseur, Apotheke und die anderen kleinere Geschäfte werden ohne die unmittelbare Nähe des Einkaufszentrums an bisheriger Stelle nicht dauerhaft lebensfähig sein. Mitten im Ortsbezirk entsteht eine Brache von rd. 8.000 qm Fläche. Die Seniorenfreundlichkeit, ein Ansatz, für den das Projekt „Älterwerden in der Grafschaft mitgestalten“ gerade erst ausgezeichnet worden ist, wäre in einem wichtigen Ortsprojekt aufgegeben. Dabei ist es gerade die regelmäßige Bewegung, der Kontakt mit Menschen beim Einkauf, die Forderungen an die geistige Beweglichkeit, die den älteren Menschen zu Gute kommt.

Gern und unterdessen mantramäßig wird das Beispiel Berkum zitiert, wo sich die älteren Leute trotz Ortsrandlage gerne treffen. Dazu muss man jedoch der Vollständigkeit halber mit erwähnen, dass 90 Prozent Berkums in einer Laufentfernung von weniger als 800 Meter zum Einkaufszentrum liegen und zudem eine Erschließung über Bürgersteige bis zum Einkaufszentrum gegeben ist. Im Abwägungsverfahren des extra fußläufig (!!!) angelegten Einkaufszentrum in Gelsdorf, wurde die überörtliche Ausbringung eines Einkaufszentrums im IPR bereits mitbetrachtet, bewertet und für den Ortsbezirk Ringen als „schlecht“ empfunden, da nur eine bedingte Vereinbarkeit mit dem Ziel einer wohnortnahen Versorgung besteht.

Gestützt wird diese Aussage durch die Berücksichtigung von Aspekten des Gender Mainstreaming, die sowohl eine räumliche Nähe als auch eine Fußläufigkeit einfordern, die bereits erwähnt mit unter 800 Meter Entfernung angesetzt wird. „Aus diesem Kreis sind bei einem ausgesiedelten Einkaufszentrum mit rd. 87 Prozent der Haushalte der überwiegende Teil Ringens und Bölingens raus, d. h. Teile des Rates der Grafschaft würden die künftigen Bewohner der Seniorenwohnungen Ringens bewusst auf das Abstellgleis schieben,“ bewertet Andreas Kunze die derzeitige Entwicklung.

Pressemitteilung

FWG Ringen