Neuwieder WiFo und VR-Bank hatten zum Neujahrsempfang eingeladen

Sinnhaftigkeit undNachhaltigkeit statt schneller Gewinne

Sinnhaftigkeit und
Nachhaltigkeit statt schneller Gewinne

Die Vorstände von WirtschaftsForum und VR-Bank eröffnen gemeinsam mit OB Jan Einig und Kreisvorstand Michael Mahlert den geselligen Teil des Abends.Fotos: FF

Sinnhaftigkeit und
Nachhaltigkeit statt schneller Gewinne

Die Wifo-Vorsitzende Marion Blettenberg rief zur Stärkung der Region durch Kooperationen auf.

Sinnhaftigkeit und
Nachhaltigkeit statt schneller Gewinne

Dr. Hans Günther Ullrich, Domvikar vom Bischöflichen General Vikariat in Trier, erinnerte an die Bedeutung der sozialen Marktwirtschaft.

Sinnhaftigkeit und
Nachhaltigkeit statt schneller Gewinne

Unzufrieden ist VR-Bank Vorstandssprecher Andreas Harner mit der Null-Zins Politik der Europäischen Zentralbank.

Neuwied. Neoliberalismus und Turbokapitalismus. Nach Ansicht von Dr. Hans Günther Ullrich sind das Prinzipien der Vergangenheit. Beim Neujahrsempfang des Neuwieder WirtschaftsForums zeigte sich der Domvikar vom Bischöflichen Generalvikariat in Trier überzeugt davon, dass beim Wirtschaften zukünftig stärker die Sinnfrage gestellt wird. Bisherige Kollateralschäden, wie Umweltzerstörung und psychische Belastungen für Arbeitnehmer, könnten dadurch geringer werden. Dr. Hans Günther Ullrich, der in den 1990er Jahren als Manager in der Automobilzulieferindustrie selbst Teil des Systems war, erläuterte die soziale Marktwirtschaft im eigentlichen Sinne. Deren Interpretation weiche je nach politischen Spektrum zwischen Links und Rechts bekanntlich weit auseinander. Vor dem äußerst spannenden Gastvortrag begrüßte Hausherr Andreas Harner die rund 160 Vertreter/innen aus Wirtschaft, Politik und von verschiedenen Institutionen wie der IHK, der Kreishandwerkerschaft und der Arbeitsagentur. Im Finanzcenter der VR-Bank Neuwied-Linz blickte der Vorstandssprecher auf ein bewegtes Jahr 2019 zurück. Gefahrenherde für die Wirtschaft, wie der Brexit, die Abkühlung der Konjunktur oder der Handelskrieg zwischen den USA und China seien auch in diesem Jahr weiter aktuell. Dennoch geht Andreas Harner von einem Wachstum im Jahr 2020 aus. Tragende Säule der deutschen Wirtschaft sei der robuste Mittelstand. Regionalbanken und Mittelstand, das ist für den VR-Bank - Chef das Fundament der deutschen Wirtschaft. Das Prinzip der Genossenschaftsbanken habe sich nicht verändert: Gelder werden in der Region gesammelt und wieder für Investitionen in der Region verteilt. Im Fall der VR-Bank erfolgreich seit 157 Jahren. Scharfe Worte fand Andreas Harner für die Null Zins Politik der Europäischen Zentralbank, die sich nach der personellen Veränderung an der Spitze nicht ändern, eher verschlimmern dürfte. Bankguthaben werden so zu Schlechthaben. Das habe zu Desinteresse an der privaten Altersvorsorge geführt. Trotz des schwierigen Marktumfelds konnte die VR-Bank Neuwied-Linz die Einlagen und die Bilanzsumme steigern. Veränderte Rahmenbedingungen fordern die Genossenschaftsbank heraus. „Wir müssen größer werden aber wollen klein bleiben“, begründete Andreas Harner den Zusammenschluss mit der Volks- und Raiffeisenbank Rhein-Mosel. Er versicherte, dass die Tugenden wie Kundennähe, Verlässlichkeit und Vertrauen dabei nicht verloren gehen.

„Höhere Werte als Geld“

Als sich 1949 die Bundesrepublik dem Leitbild der sozialen Marktwirtschaft verschrieben hat, lag den Machern viel daran, dass es höhere Werte gibt als Geld. Daran erinnerte Dr. Hans Günther Ullrich, eben weil dies zuletzt in Vergessenheit geriet. Anstelle vom Prinzip Freiheit mit sozialer Verantwortung und der Sozialbindung des Eigentums rückten mit der Zeit mehr und mehr geldwerte Sozialleistungen des Staates. Das löst bei immer mehr Menschen Unbehagen aus. Der Jurist und Theologe hat festgestellt, dass Unternehmen zunehmend umdenken. Nachhaltigkeit ist dabei ein Thema. Für Dr. Hans Günther Ullrich bedeutet dies die Endlichkeit des Endlichen zu Ende zu denken. Der Domvikar stellt international den zaghaften Anfang marktwirtschaftlicher Veränderungen fest. Rückenwind kommt von den jungen Leuten, die immer mehr nach immateriellen Werten fragen. Für die Zukunft Europas ist der Domvikar optimistisch gestimmt. In einer Welt, die unaufhaltsam zusammenwächst, habe das System mit der größten Integrationskraft die besten Chancen. Europa könne Integration besser als die USA oder China. Im Gegensatz zum Liberalismus und Kollektivismus gehe es hierzulande darum, sich als einzigartige Identität positiv ins System einzubringen.

WiFo für Nachhaltigkeit

Das Schlusswort im offiziellen Teil des Abends hatte der Gastgeber. Marion Blettenberg, die Vorsitzende des WiFo, knüpfte an die Worte des Festredners an. Sie warb dafür, mit der nächsten Generation langfristig eine nachhaltige, vernünftige und umweltbewusste Zukunft zu gestalten. Und beim Verkauf des Unternehmens? Soll nur der Verkaufspreis den Ausschlag geben oder ist der Fortbestand eine Herzensangelegenheit, bei der Vertrauen und Zutrauen in den Nachfolger entscheidend sind? Mit einem Wachstum von vier Prozent bezeichnete Marion Blettenberg das Handwerk als Stabilisator der Wirtschaft. Die Mitglieder bat sie um Unterstützung zur Stärkung der Region als Wirtschaftsstandort mitten in Europa und zwischen den Metropolregionen Köln/Bonn und Rhein/Main. Das WiFo werde Kooperationen mit den angrenzenden Städten und Landkreisen, vor allem auf den Gebieten der Mobilität, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesundheit und Tourismus/Kultur vorantreiben und gemeinsam gehen. Stadt und Kreis Neuwied forderte die Unternehmerin auf, mehr Wohnflächen und Gewerbegebiete schnell zu planen und für den Ausbau mit Glasfaser zu sorgen. Die Zukunft liege in der Digitalisierung. Mit einem Dank an die VR-Bank, für die Ausrichtung der Veranstaltung, entließ sie die Besucher in den geselligen Teil des Neujahrsempfangs. Gespräche in gemeinsamer Runde, der Austausch, das Kennenlernen und Knüpfen neuer Kontakte, sind schließlich Kernkompetenzen des Neuwieder WirtschaftsForums.