Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler tagte
Stadtrat gibt grünes Licht für Wiederaufbaugesellschaft
Tiny Houses sollen Wohnungsnot lindern
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Zerstörung ist immens: Insgesamt hat das Hochwasser in der Nacht von dem 14. auf dem 15. Juli einen Schaden am kommunalen Eigentum von 1,6 Milliarden Euro verursacht. Diese zu bewältigen, gleiche einer „Mammutaufgabe“, wie es Bürgermeister Guido Orthen bei der letzten Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag beschrieb. Und gleichzeitig einer Herausforderung, die mit den bestehenden personellen und organisatorischen Kapazitäten der Verwaltung und städtischer Eigenbetriebe nicht zu bewältigen sei. Die Lösung liegt in der Gründung einer Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft. Diese Gesellschaft soll sich konkret dem Wiederaufbau widmen und Aufgaben sind genug vorhanden. Insgesamt 400 Einzelprojekte im Stadtgebiet müssen repariert, restauriert oder neu gebaut werden. In dieser Summe sind alle Projekte genannt, die in der Flutnacht Schaden davontrugen, also von Straßen und Brücken über Parks und Sportstätten. Bei der Ratssitzung votierten alle Stadtratsmitglieder für den Grundsatzbeschluss, eine solche Gesellschaft zu gründen. Der Rat folgte somit der Empfehlung des Haupt- und Finanzausschusses, der ebenfalls einstimmig abstimmte.
Grundsätzlich soll die künftige Gesellschaft, deren alleinige Gesellschafterin die Stadt ist, die Bauherrenfunktion übernehmen – dies allerdings stets im Auftrag der Stadt. Der Befürchtung, dass die Aufbaugesellschaft allzu souverän auftreten könnte, arbeite Stadtchef Guido Orthen entgegen. Nach wie vor werden die einzelnen Aufträge der Gesellschaft inhaltlich durch die Gremien der Stadt definiert. Planung und Umsetzung der einzelnen Projekte soll in der Folge der Gesellschaft obliegen.
Nach dem Grundsatzbeschluss soll nun die Gründungsphase starten. Ein entsprechender Beschluss soll bis zur nächsten Stadtratssitzung durch die Verwaltung ausgearbeitet werden; gleiches gilt für den Gesellschaftsvertrag. Sollte alles zügig funktionieren, könnte die neue Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft schon im November 2021 gegründet werden. Um dann möglichst schnell in die Arbeit einsteigen zu können, sei man bereits auf der Suche nach Personal, so Orthen.
Tiny Houses sollen Wohnungsnot lindern
Der Bereich „Im Bülland“, der Parkplatz des TWIN und ein Areal in der Nähe des Ramersbacher Gemeindehauses soll künftig Platz für 64 sog. Tiny Houses liefern. Darüber informierte der 1. Beigeordnete Peter Diewald. Der Grund: Die Wohnungsnot in der Kreisstadt ist nach wie vor groß und der kommende Winter trifft vor allem jene hart, die nicht heizen können. Also musste alternativer Wohnraum geschaffen werden. Basis für die Anschaffung der Kleinsthäuser ist eine Spende der Aktion „Deutschland hilft“ von 4,02 Millionen Euro. Dadurch tragen die Häuschen auch den Stempel „gemeinnützig“. Und daraus ergibt sich ein konkreter und verpflichtender Zweck, sollten die Unterkünfte nicht mehr gebraucht werden. Gemeinnützig müssen die Tiny Houses bleiben und neuen Verwendungszweck erhalten. Möglichkeiten ergeben sich im Bereich inklusiver Projekte oder auch im Tourismus. Eine weitere Nutzungsmöglichkeit erhoffe man sich durch die Attraktivität der Kleinsthäuser, die sich in Optik und Beständigkeit deutlich von Containern aus Blech abheben. Generell gehe es aber nun primär darum, dass niemand obdachlos werde, wie Diewald erklärte.
Wird ein solches Tiny House bewohnt, wird eine Miete fällig. Um die einheitlich zu gestalten, möchte man sich in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit den anderen Kommunen absprechen. Denn auch in Sinzig (42 Tiny Houses) und der Verbandsgemeinde Altenahr (64 Tiny Houses) sollen entsprechende Wohnanlage aus Minihäusern entstehen. ROB