Antrag der Grünen findet keine Mehrheit

Stadtrat spricht sich für Straßenbau statt Hochwasserschutz aus

Stadtrat spricht sich für Straßenbau statt Hochwasserschutz aus

Platz für Retentionsflächen an der zerstörten B266n bei Heimersheim.Foto: privat

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Antrag, die Stadtverwaltung möge sich für die Reduzierung der überdimensionierten B266n zwischen Ehlingen und der Anschlussstelle Neuenahr auf zwei Fahrstreifen einsetzen, wurde mehrheitlich abgelehnt. Flächenversieglung für PKW- und LKW-Verkehr ist dem Rat wichtiger als der Erhalt von Wasserrückhalte- und -entschleunigungsflächen. Dabei sind bei zukünftigen Hochwasserereignissen Retentionsflächen der wichtigste und wirksamste Schutz für die Bewohnerinnen und Bewohner der Kreisstadt.

Die durch die Flut entstandenen weitläufigen Ausbreitungen des Flussbettes, die sogenannten Retentionsflächen, halten das Hochwasser zurück. Daher müssen sie zum Schutz der Ortschaften an der Ahr dringend erhalten bleiben. Eine solche Fläche im Stadtgebiet ist zum Beispiel auf Höhe des Klosters Calvarienberg entstanden. Auch weiter ahrabwärts hat die Ahr sich Platz geschaffen und die nördlichen Fahrstreifen der B266n sowie deren Fundamente unter- beziehungsweise weggespült.

Im Kurvenbereich bei Ehlingen und an der Ampel nach Heimersheim war die Bundesstraße schon vor der Flut zweistreifig, der Abschnitt zwischen Ehlingen und Abfahrt Bad Neuenahr sowie der Auffahrt Bad Neuenahr bis Ehlingen somit noch nie durchgehend vierspurig befahrbar. Wollte man also der Ahr den Platz lassen, den sie braucht, ginge es problemlos in beide Richtungen auf je einer Fahrspur. Auch für die Auf- und Abfahrten in Heimersheim wäre genügend Platz. Diese könnten zeitnah gebaut werden, damit der Verkehr nicht wie aktuell durch Heppingen fließt.

Daher beantragte die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in der letzten Stadtratssitzung 2021 eine dauerhafte Zweispurigkeit im genannten Abschnitt. Leider konnte sich die Mehrheit des Stadtrates sowie der Bürgermeister dem Antrag der Grünen Stadtratsfraktion nicht anschließen.

Der Antrag wurde mit der Begründung, auch der Verkehr brauche Platz, abgelehnt. Den Hochwasserschutz dem Straßenverkehr unterzuordnen wäre aus Sicht der Grünen ein fatales Zeichen und nicht nachvollziehbar. Wertvolle Zeit für zügige und nachhaltige Maßnahmen an dieser Stelle gingen verloren. Man denke nur an das Oderhochwasser 1997, das sich in den Folgejahren wiederholte. Dort wurde die Zeit effektiv genutzt, um den Hochwasserschutz voranzubringen.

Bei einem mit großer Wahrscheinlichkeit wiederkehrenden Starkregenereignis würde vor der Landskrone erneut der Platz für die Wassermassen fehlen und es vermutlich wieder zu zerstörenden Wasserrückstauungen kommen. Die enormen Wiederherstellungskosten der B266n würden nach Meinung der Grünen Stadtratsfraktion besser in den Hochwasserschutz der Bevölkerung investiert. Mehr Verkehr, mehr Verkehrslärm, mehr Stauumfahrung zulasten des Klima- und Hochwasserschutzes - das Verharren im Alten kann nicht die von allen geforderte zukunftsorientierte Lösung sein und verdient das Etikett „Modellregion“ nicht.

Pressemitteilung

Stadtratsfraktion von

Bündnis 90/Die Grünen