Integrationsarbeit der Stadt Rheinbach wird neu ausgerichtet

Statt eigener Sozialarbeiterin künftig Unterstützung durch Case-Manager des Kreises

Rheinbach. Geflüchtete Menschen sollen in Rheinbach gute Teilhabechancen erfahren und ihre Potenziale im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben der Stadtgemeinschaft einbringen können. Um dies zu erreichen, soll die Integrationsarbeit der Stadt neu ausgerichtet werden, das erfuhr der Ausschuss für Generationen, Integration und Soziales in seiner ersten Sitzung der aktuellen Wahlperiode von Fachbereichsleiterin Daniela Hoffmann. Die Integration der Geflüchteten sei ein Prozess, der zum einen durch die Geflüchteten selbst unterstützt werden müsse, aber auch durch die Integrationsbereitschaft und Integrationsarbeit der Stadt und ihrer Einwohner. Doch viele Voraussetzungen und Rahmenbedingungen hätten sich in jüngster Zeit verändert. Erfreulicherweise passe die geplante Integrationsarbeit der Stadt wunderbar mit dem ebenfalls neuen Kommunalen Integrationsmanagement (KIM) des Rhein-Sieg Kreises zusammen, das dessen Leiterin Antje Dinstühler zuvor während der Sitzung vorgestellt hatte.

Rückläufige Flüchtlingszahlen und längere Aufenthaltsdauer

Insbesondere durch die rückläufigen Flüchtlingszahlen und die verlängerte Aufenthaltsdauer bis zur Anerkennung habe sich die Integrationsarbeit auch in Rheinbach verändert, so Hoffmann. Stand lange Zeit die „Erstbetreuung“ von neu angekommenen Flüchtlingen im Vordergrund, sei jetzt der Integrationsprozess eines jeden Geflüchteten aktiv zu steuern und zu begleiten. „Ziel ist es, die geflüchteten Menschen zu selbständigen Handeln in allen Angelegenheiten des täglichen Lebens zu befähigen und sie dabei zu unterstützen, ihre Fähigkeiten und Potenziale in unsere Wertegemeinschaft einzubringen.“ In der Vergangenheit habe vor allem die städtische Sozialarbeiterin in Zusammenarbeit mit dem Malteser Hilfsdienst und zahlreichen ehrenamtlich Engagierten die Integrationsarbeit in Rheinbach vorangetrieben. Da jedoch die Stelle der Sozialarbeiterin nicht mehr besetzt sei, weil die sich beruflich verändert habe, wolle man die Gelegenheit für eine Neuorientierung nutzen. Künftig soll ein externer Dienstleister – gedacht sei an einen vom Kreis bezahlten Case-Manager des KIM – diese Arbeit übernehmen. Die vakante Stelle soll jedoch weiterhin im Stellenplan gehalten werden, um eventuell reagieren zu können, wenn sich das neue Konzept wider Erwarten doch nicht bewähre oder sich die Rahmenbedingungen änderten. Natürlich sollten auch weiterhin ehrenamtlich Engagierte und sonstige Akteure der Integration mit ins Boot genommen werden, versicherte Hoffmann.

Europäische Werte und Lebensgewohnheiten vermitteln

Gedacht sei die neu konzipierte Integrationsarbeit für alle Geflüchteten, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus, insbesondere aber für alleinstehende Frauen und Männer, denn das sei die größte Zielgruppe in Rheinbach. Die wolle man beispielsweise bei bürokratischen Prozessen oder bei der Suche nach Wohnraum unterstützen. Auch die Förderung von Ausbildung und Qualifikation sowie die Integration in den Arbeitsmarkt stünden im Fokus, ebenso die Förderung der Selbsthilfe-Aktivitäten und nicht zuletzt die Vermittlung europäischer Werte und Lebensgewohnheiten. Die Erfahrungen der Flüchtlingsbetreuung hätten gezeigt, dass geflüchtete Menschen zu Personen, die nicht in einem direkten Dienstverhältnis mit der Stadt Rheinbach stünden, eher ein konstruktives Vertrauensverhältnis entwickelten. Die mit vielfältigen individuellen und mitunter auch heiklen Fragestellungen verbundene Integrationsarbeit werde so erheblich erleichtert. Mit der Fremdvergabe der Integrationsleistungen gehe man zudem davon aus, auf zukünftige Entwicklungen kurzfristig und flexibel reagieren zu können. Zusätzlich seien die übergeordneten Entwicklungen in der Integrationsarbeit zu berücksichtigen. Das im KIM integrierte „Case Management“ solle eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ämtern, die mit der Integration befasst sind, im Sinne einer integrierten Steuerung fördern. Erste Gespräche mit dem Rhein-Sieg-Kreis über die Einrichtung einer Case-Management-Stelle in Rheinbach hätten bereits stattgefunden.

Integration als

gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Integration sei jedoch nach wie vor eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur durch eine aktive Unterstützung der Bürger gelingen könne. Die ehrenamtlich Aktiven seien ein wichtiges Bindeglied zwischen den Geflüchteten, den Bürgern und der Verwaltung. Sie sollen künftig durch den Flüchtlingshelferkreis über den „Qualitätszirkel Integration“ in die Integrationsarbeit der Stadt eingebunden werden. Im Zuge dieser Entwicklungen werde auch der zukünftige Personalbedarf für die in Rheinbach stattfindende Integrationsarbeit neu bewertet werden müssen, so Hoffmann. Man setze dabei auf eine einzelfallbezogene Integrationsunterstützung. Zugleich werde mit dem „Qualitätszirkel Integration“ eine Austauschplattform implementiert, die aus dem Wissen der Einzelfälle grundsätzliche Schwachstellen und Bedarfe identifizieren sowie Lösungsvorschläge für die Zukunft entwickeln und zur Umsetzung bringen könne. Diesem neuen Konzept stimmte der Ausschuss einmütig zu.