Außenseiter gewinnt die Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde bereits im ersten Wahlgang

Überraschungssiegfür Manuel Seiler in Dierdorf

Dierdorf. Die Prognosen waren eigentlich klar: Nämlich dass ein Ergebnis der Wahl schwer einzuschätzen sei. Zuletzt einigten sich die meisten Diskutanten, dass es sehr wahrscheinlich eine Stichwahl zwischen zweien der Bewerber geben würde. Angetreten, neuer Bürgermeister der Verbandsgemeinde Dierdorf und damit Nachfolger des zurücktretenden Horst Rasbach zu werden, waren: Johannes Hörter (SPD), Manuel Seiler (parteilos) und Hans-Dieter Spohr (CDU). Am vergangenen Sonntag durften die knapp 8.500 Wahlberechtigten in der Verbandsgemeinde entscheiden.

Im Rathaus, der Verbandsgemeindeverwaltung, liefen am Abend die Ergebnisse aus den Ortschaften ein. Hier, im Sitzungssaal, hatten sich um 18 Uhr die Kontrahenten versammelt. Mit Angehörigen oder Freunden und Unterstützern warteten sie gespannt auf die Zahlen, die von einem Projektor auf der Leinwand abgebildet wurden. Auch Horst Rasbach war selbstverständlich dabei und überwachte als noch amtierender Bürgermeister den ordentlichen Verlauf der Wahl. Sogar der stellvertretende Landrat, Erster Kreisbeigeordneter Michael Mahlert und der Bundestagsabgeordnete Martin Diedenhofen (beide SPD) waren nach Dierdorf gekommen, um - so die Hoffnung - einen Erfolg ihres Parteikameraden Johannes Hörter hautnah zu erleben. Für das Ergebnis von CDU-Kandidat Hans-Dieter Spohr interessierte sich CDU-Stadtbürgermeister Thomas Vis.

Still, war es im Saal. Sehr still, niemand sprach. Von Totenstille zu sprechen, würde aber einen falschen Eindruck erwecken. Denn auf der Leinwand zeichnete sich mit Einlaufen der Ortsergebnisse sehr lebhaft eine kleine Sensation ab: Dierdorf und die vier Stadtteile, Marienhausen, Kleinmaischeid, Stebach - in diesen Orten lag der parteilose Kandidat Manuel Seiler aus Elgert klar vorn, mit Ergebnissen von bis zu 93 Prozent der abgegebenen Stimmen. Blieben also nur Großmaischeid, Kausen und Isenburg, wo die Großmaischeider Kandidaten Hörter und Spohr das Ruder noch hätten herumreißen können. Doch selbst hier, in ihren Wahlbezirken mit Heimvorteil, hielt sich die Zustimmung für beide in Grenzen. Seine besten Ergebnisse erzielte Hans-Dieter Spohr in Kausen mit 45 Prozent, in Großmaischeid kam er auf 40 Prozent und in Isenburg auf 38. Johannes Hörter war in keinem der insgesamt elf Wahlbezirke Wahlgewinner. Seine besten Ergebnisse erzielte er in Großmaischeid und in Stebach mit jeweils knapp 34 Prozent. Dagegen konnte der Bewerber aus Elgert in den ihm räumlich fern gelegenen Orten noch respektable Resultate von 26 bis 34 Prozent für sich verbuchen.

Somit war, womit niemand gerechnet hatte, noch nicht einmal der überraschte Sieger, Manuel Seiler bereits bei der ersten Urwahl mit 56 Prozent der abgegebenen Stimmen (zum Vergleich: Spohr 23 Prozent, Hörter 21 Prozent) zum neuen Bürgermeister der Verbandsgemeinde Dierdorf gewählt worden. Eine für den 6. Februar geplante Stichwahl wird nicht mehr stattfinden müssen.

Zu „BLICK aktuell“ sagte der Wahlsieger wenige Minuten nach Bekanntwerden des Ergebnisses: „Das ist für mich überwältigend, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, eher an eine Stichwahl. 56 Prozent sind ein eindeutiges Ergebnis. Ich muss das jetzt erst mal sacken lassen und eine Nacht drüber schlafen. Dann werde ich die Übergabe mit Horst Rasbach besprechen und am 1. April werde ich mein neues Amt antreten.“ Momentan ist Manuel Seiler (42) noch Abteilungsleiter für Schulen, Kindergärten und Kultur in der Verbandsgemeinde Hachenburg. Seit 25 Jahren ist er im öffentlichen Dienst beschäftigt. Als nun gewählter Bürgermeister in Dierdorf sagt er: „Ich bin mir der großen Herausforderung bewusst, aber freue mich auf diese Aufgabe. Ich erwarte auch eine konstruktive Zusammenarbeit im Rat, in allen Ausschüssen und natürlich mit den Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung.“ Dafür will er in den nächsten Tagen und Wochen Treffen mit den Beschäftigten in der Verwaltung organisieren und später auch an möglichst allen Sitzungen der Räte in der Verbandsgemeinde teilnehmen. Vorher will er sich allerdings noch in dem für Februar geplanten kleinen Urlaub von den Strapazen des Wahlkampfs erholen.