Betriebsrat kämpft um die Arbeitsplätze

„Unsere Hoffnung stirbt zuletzt“

„Unsere Hoffnung stirbt zuletzt“

Die Bergleute von Rathscheck kämpfen gegen die geplante Schließung des Schieferbergwerks in Mayen. privat

Mayen. Die geplante Schließung des Schieferbergwerks des Traditionsunternehmens Rathscheck bewegt weiter die Gemüter in der Region. „BLICK aktuell“ hatte die Geschäftsführung zu dieser überraschenden Entscheidung des Unternehmens befragt. Diese Aussagen wurden von dem langjährigen ehemaligen Geschäftsführer Ewald A. Hoppen in unserer letzten Ausgabe kritisch kommentiert.

Auch der bekannte Gewerkschaftler ehemalige Vorsitzende des DGB-Bezirkes RheinMoselAhr Toni Schüller nahm zur geplanten Schließung des Bergwerks Stellung. „Das Moselschieferbergwerk war für den Bereich Mayen und Umgebung ein Vorzeigeunternehmen. Ein Garant dafür war der ehemalige Geschäftsführer und Ehrenbürger Mayens Ewald Hoppen. Diese Botschaft schmerzt auch ihn. Betriebsrat und Belegschaft verspüren derzeit große Solidaritätsbekundungen“, erklärte er zu diesem Thema.

Eine öffentliche Kundgebung sei nicht ausgeschlossen. „Kampflos werden die Betroffenen die Schließungsabsicht nicht hinnehmen. Moselschiefer hat eine Zukunft“, betont Schüller.

Große Solidarität mit den

Kumpels von Rathscheck

„BLICK aktuell“ wollte von dem Betriebsrat des Unternehmens wissen, wie er die Situation einschätzt und wie die Stimmung unter den Mitarbeitern ist, die von dieser Entscheidung direkt betroffen sind.

Sie hatten eine Online-Petition gestartet und versuchen, ihre Arbeitsplätze im Bergwerk zu retten. „BLICK aktuell“ fragte die Arbeitnehmervertreter, wie es, aus ihrer Sicht, zu der Entscheidung der Geschäftsführung kommen konnte, das Schieferbergwerk bis Ende 2019 zu schließen. „Für den Betriebsrat und die Belegschaft ist es ein Rätsel, was die Geschäftsleitung zum Entschluss bewogen hat, die Moselschieferproduktion einzustellen,“ erklärte der Betriebsrat. Er sieht durch diese Entscheidung die Zukunft des gesamten Unternehmens gefährdet.

„Das kann nach und nach das Aus für das Gesamtunternehmen bedeuten, weil der im Laufe der Jahrzehnte aufgebaute großartige Ruf des Unternehmens sein Image-Standbein als Produzent der Bestmarke verliert“, betonen die Vertreter der Arbeitnehmer.

Bei der Frage, was zu dieser krisenhaften Zuspitzung bei der Schieferproduktion in Mayen geführt hat, gibt es, so der Betriebsrat, unterschiedliche Bewertungen unter der Belegschaft.

Es gebe Meinungen, die der Geschäftsleitung unterstellen, Untätigkeit und Unfähigkeit habe zu Verlusten geführt, die die Gesellschafter nicht mehr mitgetragen hätten. Dafür spreche, dass das Unternehmen in den letzten Jahren kaum noch in den Schieferabbau investiert habe, sodass die Abbaukosten stiegen. Vor allem sei nicht mehr viel in die Untersuchung neuer Vorkommen investiert worden.

Existenzgefährdung des

Unternehmens befürchtet

Andere Mitarbeiter seien der Meinungen, dass es für die Geschäftsleitung oder die Verantwortlichen der Wehrhahn-Gruppe einfacher sei, sich auf kostengünstige Importe zu verlassen, und deshalb das Ende der Schieferproduktion eingeleitet worden sei. Abschließend erklärte der Betriebsrat zu diesem Thema: „Letztlich ist für uns nicht erkennbar, ob die Vorgänge vor Ort, sowie die Entscheidung zur Schließung alleine von den Geschäftsführern in Mayen zu verantworten sind, oder ob es hier Weisungen aus der Konzernzentrale in Neuss gegeben hat.“

Wichtiger wie die Vergangenheitsbewältigung ist für den Betriebsrat nun jedoch der Blick nach vorn. Sein Ziel ist es, das Ende des Schieferbergbaues in Mayen abzuwenden. „Die Verhinderung der Schließung ist nicht einfach. Das ist uns bewusst. Die betroffenen Mitarbeiter haben den Kampf aufgenommen, der mit der Online-Petition begonnen hat und bei dem noch Aktionen zu erwarten sind“, erklärt der Betriebsrat, der für diese Forderung auf eine breite Unterstützung aus der Region angewiesen ist. Von der eignen Geschäftsführung erwarten die Arbeitnehmervertreter nun auch Initiativen in diese Richtung: „Unsere Forderung ist, dass sich die Geschäftsführung bei den maßgeblichen Persönlichkeiten der Werhahn-Gruppe dafür einsetzt, dass die Entscheidung der Schließung rückgängig gemacht wird.“ Die Mitarbeiter hoffen also auf ein Umdenken in der Chefetage der Wehrhahn-Gruppe. Dort werde man den verzweifelten Kampf der Bergleute für ihre Arbeitsplätze zur Kenntnis nehmen müssen.

Man hofft nun darauf, dass die Führung des Konzerns den Stellenwert des Bergwerks für den Markt, die Zukunft des Unternehmens und den Image-Schaden durch die Schließung des Bergwerks neu bewertet. „Unsere Hoffnung stirbt zuletzt“, betont der Betriebsrat, der jedoch zuerst einmal eine weitere schlechte Nachricht verkraften muss, denn nun steht sogar eine frühere Schließung des Bergwerks als bisher beabsichtigt auf der Tagesordnung.

Ein schnelles Ende der

Schieferproduktion droht

Zunächst wurde von der Geschäftsleitung angekündigt, dass die Produktion Ende 2019 enden wird. Nach der Unterrichtung über die geplante Einstellung der Schieferproduktion hatte der Betriebsrat gemeinsam mit seinem Anwalt und seinen Sozialberatern Unterlagen zur Schließung des Bergwerks angefordert, die ihm dann auch vorgelegt wurden. „Es wurde uns ein neuer Zeitplan vorgestellt, der eine erheblich frühere Einstellung der Produktion vorsieht,“ erklärt der Betriebsrat gegenüber BLICK aktuell. Die Arbeitgeberseite begründet dies mit den aktuell schlechten Entwicklungen bei der Produktion. „Geschäftsleitung und Betriebsrat stehen hierzu im Austausch. Wir setzen uns in diesem Rahmen für eine Sicherung der Arbeitsverhältnisse mindestens bis Ende 2019 ein“, kommentieren die Arbeitnehmervertreter diese neue Entwicklung.

Helmut Schwarz