Leserbrief zur geplanten Schließung des Moselschiefer Bergwerkes

Von wegen, die Spanien-Aktivitäten haben nichts mit Moselschiefer zu tun!

03.09.2018 - 11:05

Vereinfacht erklärt, muss man den Importeur Rathscheck von der Produktion Rathscheck trennen. Für Ersteres galt und gilt: Spanischer Schiefer ist nicht einfach nur Importware, die parallel zum Moselschiefer läuft. Spanischer Schiefer ist das eigentliche Geschäft von Rathscheck: damit macht man das Geld (Werhahn-Berichte).

Bei Gewinnung und Produktion hat sich einiges geändert.

Bis in etwa 2008 war Mayen einziger Gewinnungs- und Produktions-Schwerpunkt (Moselschiefer); spanischer Schiefer wurde von externen Schieferbrüchen zugekauft.

Seit 2006 ist Rathscheck nur noch Zweigniederlassung von Werhahn. Da Werhahn in jeder seiner Sparten die Marktführerschaft anstrebt, ändert sich die Strategie: Ab 2008 massive Zukäufe eigener Gewinnungs- und Produktionsstätten im mehrstelligen Millionenbereich in Spanien.

Und so etwas hat Konsequenzen: Heute wird 95% aller Schiefer der Rathscheck-eigenen Betriebe in Spanien gewonnen und verarbeitet. Folglich ist Mayen von früher 100% Gewinnungs- und Produktionsanteil schlagartig auf winzige 5 % Gesamt-Schiefer abgestürzt. Spanien ist jetzt der Gewinnungs- und Produktions-Schwerpunkt von Rathscheck und nicht mehr Mayen, egal wo die Firmenzentrale steht; deren Standort ist ohnehin jederzeit austauschbar.

Da Moselschiefer im Wesentlichen nur für den exklusiven, selten nachgefragten „Altdeutsch-Sektor“ produziert, stellt sich die Frage, wieso man wegen einer solch kleinen Sparte die kostspielige Moselschiefer-Produktion aufrechterhalten sollte. Firmen-logische Entscheidung zur Optimierung: Das bisschen „Exklusiv-Deckung“ kann Spanien nebenbei mitmachen. Das hat man bereits 2013 – leider nur indirekt – angekündigt: „Künftig will Rathscheck bei „Castrelos“ auch Spezialanfertigungen für den deutschen Markt produzieren lassen“. Spanien schluckt Moselschiefer! Das war der Plan, das hat man durchgezogen.

So hat man eine neue Firmenzentrale gebaut, aber nicht in den Moselschiefer-Abbau investiert. Von Investition kann bei dem unmotivierten und einfallslosen immer tiefer und tiefer Buddeln am Katzenberg jedenfalls keine Rede sein. Der Belegschaft fiel das auf, hat aber vergeblich nach Prospektion gefragt (A. Lanz). Man wollte/will eben keine grundlegende (!) Erkundungen und Innovationen, obwohl Vorplanungen (Hoppen) vorliegen. Leider hat man das nicht offen kommuniziert und stattdessen behauptet, in Deutschland würde Moselschiefer als Letztes schließen. Noch heute ist zu lesen: „Die gegenwärtig bekannten Ressourcen sichern die Moselschiefer-Produktion bis weit in dieses Jahrtausend.“ Was denn nun, kein abbauwürdiges Material und Schließung, oder immense Vorräte? Kann man sich wirklich derart irren? Doch nur bei totaler fachlicher Inkompetenz. Es muss andere Gründe geben…

Gleiches gilt für das Argument, dass eingeschränkt abbauwürdige Moselschiefer-Gestein schuld daran sei, „…dass die steigende Nachfrage nicht mehr gedeckt werden kann“. Wer schließt schon wegen steigender Nachfrage sein Werk? Einfachste Erklärung: Man will nicht mehr!


„Tod auf Raten“


Der Katzenberg sollte einen „Tod auf Raten“ sterben. Dafür spricht auch der Verkauf des Margareta-Betriebsgeländes vor einigen Jahren. So etwas ist ja nur sinnvoll, wenn man schon seit Langem nicht mehr mit dem Moselschiefer plant. Hätte man das Ganze abwenden können? Darüber zu spekulieren, ist müßig. Fraglich bleibt, was gewesen wäre, wenn Rathscheck keine zig-Millionen in Spanien investiert hätte. Hätte man dann in Mayen endlich mal konsequent investiert und grundlegende Prospektionen und Innovationen verwirklicht? Hätte man dann echte Schiefer-Geologie betrieben? Wären dann Prospektions-Bohrungen, neue Abbaurechte etc. immer noch zu teuer und zu kompliziert gewesen?

Eines ist klar, wenn man eine große, effiziente eigene spanische Produktion hinter sich weiß, fehlt rasch die Motivation, sich um Lösungen an anderer Stelle zu bemühen. Deshalb will man nur vom Katzenberg als einzig mögliches Fördergebiet wissen, obwohl angeblich immense Ressourcen bekannt sind.

Außerdem könnte ein neues Bergwerk, das nach eigenen Angaben ca. 10 Jahre Vorlauf benötigt, während der 12 Jahre Geschäftsleitung ja schon fertiggestellt sein. Wo ist es? Ach ja, in Spanien, dort war vor 10 Jahren der erste „Großeinkauf“. Warum dann noch die Eifel?

Es ist also keineswegs abwegig zu vermuten, dass man ohne Spanien den Standort Mayen nicht so schnell, unmotiviert und kampflos aufgegeben hätte.


Unternehmerische Entscheidung – nicht zwangsläufig Missmanagement. Zielgerichteter Plan – keine „höhere Gewalt“!


Man muss die Entscheidung nicht gutheißen, aber man kann kein Unternehmen dazu zwingen, Verluste zu machen, zumal die Spanien-Investitionen sich auch erst mal rechnen müssen. Insofern verständlich. Doch muss man das Ende auf den vermeintlich ungünstigen Steinstand schieben? Kann man nicht zu seinen Entscheidungen stehen? Warum hat man wider besseres Wissens Kunden und eigene Belegschaft über das Moselschiefer-Schicksal jahrelang im Ungewissen gelassen? Wo sind die Tugenden „Seriosität“ und „Vertrauenswürdigkeit“? Mit ein bisschen mehr Aufrichtigkeit hätte man den Kunden und der Belegschaft vielleicht das Moselschiefer-Ende erklären können, aber jetzt wird es so wahrgenommen:

Glaubwürdigkeit: „outgesourct!“

Gewissen: „outgesourct!“

Moselschiefer: „outgesourct!“

Beruhigend für den Markt:

Denkmalschutz, Kenner und Traditionsbewusste müssen keineswegs auf „Spanisch-Altdeutsch“ ausweichen. Es gibt nach wie vor noch original „Altdeutsch“ aus deutschen Schiefervorkommen anderer heimischer Produzenten, sogar ganz in der Nähe.

Dr. Friederike Kremb-Wagner;

Beratende Geologin u.a. im

Schiefersektor;

Gründungsmitglied des

Schiefer-Fachverbandes

in Deutschland e.V.

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