Antwort zum Leserbrief von Ulrich van Bebber, BLICK aktuell Nr. 11, Seite 10

„Windige Argumente gegenBürgerschutz und Klimapolitik“

Nach meinem Artikel, indem ich für die Sinziger Grünen unsere Standpunkte gegen den Bau einer Rheinbrücke im Naturraum „Untere Ahr“ erläutert hatte, ließ eine Reaktion seitens der FDP nicht lange auf sich warten. Die Kreis-Liberalen hatten wiederholt den Bau einer Rheinbrücke gefordert. Hierbei erstaunte mich die oberflächliche und wenig fundierte Antwort von Herrn van Bebber, dem Kreisvorsitzenden der FDP. Seit vielen Jahren verwendet er das Vokabular der „grünen Doppelmoral“ und setzt dabei nach Belieben Themen gegeneinander, um Material gegen eine zukunfsfähige Klimapolitik zu haben, die unsere Umwelt schützt und das Leben der nachfolgenden Generationen lebenswert macht. Meine Erläuterung, dass diese Rheinbrücke eine Mehrbelastung der Bevölkerung des unteren Ahrtals durch Lärm und Emissionen auf Grund des zunehmenden Verkehrs bedeutet, wurde von ihm ignoriert oder nicht verstanden. Gerne erkläre ich noch mal, dass der Fernverkehr dann diese Rheinquerung als Verbindungsachse zwischen der A61 und der A3 nutzen würde, um beispielsweise das Verkehrsnadelöhr Köln zu umgehen. Diese Achse durch das Ahrtal wird dann zu einer großräumigen Südumfahrung des Ballungsraums Köln/Bonn. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie sich die Lebens- und Wohnqualität der Bewohner des unteren Ahrtals verändert, wenn täglich tausende Trucks durch das Tal donnern. Das größte Problem dabei ist nicht die Rheinbrücke, sondern die damit verbundene Zunahme des Verkehrs, insbesondere des Schwerlastverkehrs im Ahrtal. Auf die touristische Qualität dieses Szenarios möchte ich erst gar nicht eingehen.

„Die Mottenkiste alter

Argumentations-Unterlagen

Des Weiteren bediente sich Herr van Bebber aus der Mottenkiste alter Argumentations-Unterlagen, die eine scheinbare Forderung der Grünen nach 55 Windrädern im Kreis beschreibt. Dem war und ist nicht so: Die Zahl 55 entstammt einer Studie des Bundesforschungsprojekt „EnAHRgie“, die 2015 vom Kreis beauftragt wurde und bis 2017 ein Energiekonzept erarbeitet hatte, wie bis 2030 die Stromversorgung vollständig und die Wärmeversorgung möglichst weitgehend auf Erneuerbare Energien umgestellt werden kann. Ergebnis des Forschungsprojektes „EnAHRgie“ waren drei Szenarien zur Umsetzung der Energiewende im Kreis Ahrweiler, die in unterschiedlichem Umfang den Aufbau von Windenergieanlagen empfohlen hat.

Die Grünen wollen eine vollständige Versorgung aus Erneuerbaren Energien, ohne Atomstrom und ohne Verbrennung von fossilen Brennstoffen, wie Kohle und Erdöl. Die Eckpfeiler dafür sind die Gewinnung von Strom aus Wind und Sonne. Zudem sollte schnellstmöglich Energie effizienter genutzt und der Energiehunger gedrosselt werden. Das sind wir nicht zuletzt den nachfolgenden Generationen schuldig. Diese hat ein Leben mit den Folgen des Klimawandels noch vor sich. In welchem Mix und in welchen Schritten wir das erreichen, wollen wir in einer breiten, moderierten und kontinuierlichen Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und insbesondere mit der jungen Generation klären. Denn zu einer grünen Energiewende gehört auch, die Menschen vor Ort nicht nur an den Entscheidungen zu beteiligen, sondern auch an den Windrädern oder Solaranlagen selbst.

Den Ball der Doppelmoral spiele ich gerne zurück: Der FDP scheint der Erhalt von Landschaften und Naturräumen, die gegebenenfalls auch touristisch genutzt werden, völlig egal zu sein, wenn sie für Braunkohletagebau, Autobahnen, Brücken und zusätzliche Straßen zerstört wird.

Ralf Urban,

Die Grünen Sinzig