Remagen redet! - Christoph Schmitz berichtete über seine Reise in zehn europäische Länder

Zehntausend Kilometer aufdem Fahrrad - in 90 Minuten

Zehntausend Kilometer auf
dem Fahrrad - in 90 Minuten

Die Gäste in der Selbsthilfefahrradwerkstatt der ÖFH erlebten einen interessanten Reisebericht. Foto: privat

Remagen. Zehntausend Kilometer auf dem Fahrrad in 90 Minuten, das erlebten zwanzig Gäste der Veranstaltung „Remagen redet!“ in der Selbsthilfefahrradwerkstatt der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Rhein-Ahr e.V. (ÖFH).

Natürlich nicht als Radler, sondern vielmehr als Zuhörer. Christoph Schmitz berichtete in Wort und Bild von der Europa-Rundreise auf dem Fahrrad, die ihn 2017/18 gemeinsam mit Frau Sandra und Sohn Pepe, damals erst fünf Jahre alt, in zehn europäische Länder geführt hat. Und die Gäste nutzten im Anschluss an den Vortrag intensiv die Gelegenheit, mit Christoph Schmitz, aber auch untereinander zu reden.

Viele Fragen

„Wie habt Ihr Euch vorbereitet? Hattet Ihr irgendwann einmal Angst auf der Reise? Was hat Dich persönlich am meisten beeindruckt?

Welche Erfahrungen hast Du mit nach Remagen gebracht?“ Entsprechend dem Leitgedanken seines Berichtes „Leben verändern/t“ stellte er dar, dass es eine große Herausforderung war, sich aus der Komfortzone einer weitläufigen Wohnung heraus zu wagen und ein Jahr lang in einem Zelt mit minimaler Ausrüstung zu leben. Es musste halt alles auf drei Fahrräder passen.

„Einen Sturm mit Hagel und Gewitter im Zelt zu erleben, macht einem schon mächtig Angst“, bestätigte er. Aber solche Wettererscheinungen gehen gottlob vorüber und man kann sie vergessen.

Unvergessen bleiben dagegen die vielen positiven Begegnungen mit Menschen.

Da ist der Rennradfahrer, der die Familie durch die italienische Stadt Bari lotste, die Gauklertruppe, bei der man nächtigte, aber auch mitfeiern konnte, die freundlichen Ungarn, die zum Frühschoppen einluden und vor allem die vielen spontan hilfsbereiten Mitmenschen, die der Familie Mahlzeiten, Schlafplätze und Arbeitsmöglichkeiten angeboten haben. Denn unterwegs, so war die Idee, wollten Christoph und seine Frau durch Arbeit die Reisekasse auffrischen. Das gelang mal mehr, mal weniger gut. Straßenmusik auf Sylt, Hausrenovierung in Frankreich oder Mitarbeit in der Landwirtschaft auf Sardinien waren nicht immer sehr einträglich, hatten aber eines gemein: spannende Kontakte zu manchmal außergewöhnlichen Menschen entstanden.

Erfahrungen bereichern

Zurück in Deutschland fließen die gewonnenen Erfahrungen in sein Leben ein.

Christoph, so sagt er, lebt noch unabhängiger und selbstbestimmter als vorher. Sein Blick für andere, auch für geflüchtete Menschen, ist schärfer geworden. „In Remagen nehme ich auch schon mal den einen oder anderen auf, der kurzfristig kein Dach über dem Kopf hat.“ So überraschte er das Team der Werkstatt an einem Tag mit einem Koch aus Bangladesch, der am Remagener Bahnhof gestrandet war. Und was unterscheidet den heute sechsjährigen Erstklässler Pepe von seinen Altersgenossen? Wenig. Nur beim Sport ist er den meisten haushoch überlegen. Kein Wunder - mit 10.000 Fahrradkilometern in den Beinen.